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Deutsche, Linke und
Antisemitismus/Antizionismus
Tilman Tarach:
Der ewige Sündenbock.
Heiliger Krieg, die »Protokolle der Weisen
von Zion«
und die Verlogenheit der
sogenannten
Linken im Nahostkonflikt
Die als
„palästinensische Flüchtlinge“ geltende Gruppe, die im Zuge des Krieges
von 1948 ihre Häuser verlassen hat, genießt eine groteske
Sonderstellung. Für sie – nur für sie – hat die Uno eine zweite
Flüchtlingsorganisation geschaffen, die UNRWA (United Nations Relief
and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East),
wohingegen das UNHCR für alle übrigen Flüchtlinge zuständig ist. Die von
der UNRWA versorgten Palästinenser besitzen außerdem eine höchst
erstaunliche Eigenschaft: ihr Flüchtlingsstatus ist nach den
UN-Richtlinien – anders als bei allen anderen Flüchtlingen und entgegen
der Genfer Flüchtlingskonvention –
vererbbar.
Nun
soll es 1948 nach Angaben der Uno insgesamt ca. 720.000 solcher
palästinensischer Heimatvertriebener gegeben haben.
Die Gruppe
Palästina-Solidarität nennt für heute die Zahl von 7,4 Millionen
palästinensischen Flüchtlingen....
(Die haben sich also inzwischen um das mehr als zehnfache vermehrt.
Der Säzzer).
Linke Israelkritiker tarnen ihren Antisemitismus: Feiger Hass.
KOMMENTAR VON STEPHAN KRAMER (taz, 19.6.10).
Gregor
Gysi verstieg sich medienwirksam dazu, die
legitime Selbstverteidigung der israelischen Soldaten gegen die mit
Eisenstangen und Messern brutal angreifenden Islamisten als
"verbrecherischen Akt, bei dem friedliche Menschen getötet und
verletzt wurden", zu verfälschen. Bis heute hat er sich nicht von
dieser antiisraelischen Propaganda distanziert. ...
Den Initiatoren
der Flotte ging es übrigens nicht um das Schicksal der Palästinenser
im Gazastreifen - sonst hätten sie Israels oder Ägyptens Angebot
angenommen, die Hilfsgüter nach einer Inspektion selbst nach Gaza zu
bringen -, sondern um die Aufhebung jeglicher israelischer Kontrolle
der nach Gaza gelangenden Fracht. Das jedoch hätte in Zukunft
ungehinderten Waffentransport an die Hamas-Bewegung und deren
Geistesverwandte bedeutet - und das keine siebzig Kilometer von Tel
Aviv und nur achthundert Meter von Sderot entfernt. ....
Ein kleiner
Hinweis: Heute verfügt die vom Iran mit syrischer Hilfe aufgerüstete
libanesische Hisbollah bereits über 40.000 auf Israel gerichtete
Raketen. Wäre die Rechnung der Blockadebrecher aufgegangen, könnte
auch die Hamas binnen kurzer Zeit tausende von hochgefährlichen
militärischen und nicht "nur", wie bisher, "hausgemachten" Raketen
vorweisen. Dieselbe Hamas, die unverhüllt Israels Vernichtung
anstrebt und israelische Städte unter Beschuss nimmt....
Gregor Gysi
geißelt linken Antizionismus. Kehrtwende
bei den Linken: Fraktionschef Gysi stimmt neue Töne gegenüber Israel
an. Statt einseitiger Bekenntnisse zum "Befreiungskampf des
palästinensischen Volkes" fordert er jetzt in einer Rede
"Solidarität mit Israel" - und warnt vor linkem Antizionismus. Er
warnt vor dem "Antizionismus", den viele Linken betrieben.
"Der Begriff des Imperialismus trifft auf Israel auf jeden
Fall nicht zu." Er "anerkenne die Bewahrung
demokratischer Verhältnisse – einschließlich einer demokratischen
Öffentlichkeit – während der vergangenen 60 Jahre seit der Gründung
Israels als eine wirklich große Leistung, die Bewunderung verdient".
(Spiegel, 15.4.08).
Gysis Machtwort irritiert Genossen
(taz, 18.4.08).
Vollständiger Text bei "Standpunkte"
der RLS.
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Tilman Fichter (883):
WAS IST ANTISEMITISMUS?
(883
Nr. 41 vom 20.11.1969, S.4)
Dem Webmaster sträuben
sich die Haare. Hier eine Kostprobe aus Tilmans
Feder: "Im
nationalsozialistischen Deutschland wurde ein ganzes Volk
abgeschlachtet. Die Schlächter dieses Volkes und ihre Helfershelfer
haben sich heute eine philosemitische Ideologie zugelegt und sind
zur Hauptstütze des aggressiven Zionismus in Israel geworden."
Mit anderen Worten,
Nazis und Juden, zumindest die in Israel, sind jetzt miteinander
verbündet. Und weiter geht's, nur noch eine Zacken schärfer:
"Ein Merkmal des Zionismus ist die
Übernahme des kleinbürgerlichen Anti-Semitismus."
Wenn sich also die Juden in Israel mit den
Nazis verbünden, liegt es ja offenbar auf der Hand, dass sie nunmehr
selbst Anti-Semiten geworden sind.
In
diesem Stil geht es dann noch weiter.
Tilman hat zurecht seinem Bruder Antisemitismus vorgeworfen, weil
der sich von Kunzelmann verleiten ließ, diese
Unkraut-Ex-Bombe ins Jüdische Gemeindehaus zu bringen. Nur scheint
es mir, dass die beiden gar nicht so fern voneinander waren.
Kunzelmann formulierte in einer Erklärung, die nach der
Bombe in Umlauf bebracht wurde: " Unter den
schuldbewußten Deckmantel der Bewältigung der faschistischen
Greueltaten gegen Juden hilft sie
(die BRD)
entscheidend mit an den faschistischen Greueltaten Israels gegen die
palästinensischen Araber." Was will man von den
Zionisten=
"Anti-Semiten" (Tilman)
auch anderes erwarten? In seinem dubiosen
"Brief aus Amman"
bezeichnet Kunzelmann den
Zionismus als "faschistische
Ideologie". In diesem Brief mokiert er
sich ferner über die "Politmasken vom
Palästinakomitee", die die "Bombe" nicht
in seinem Sinne genutzt hätten. Tilman und
Kunzelmann haben sich nie gemocht. Es gibt sogar die (nicht
ganz unbegründete) Vermutung, Kunzelmann hätte
Abi Fichter aufgehetzt, um Tilman
eins auszuwischen. Wenn man allerdings diese Texte miteinander
vergleicht, unterscheiden sie sich nur in Nuancen und man fragt
sich, weshalb sie sich Spinne Feind waren. Tilman
hält die Juden in der Diaspora offenbar als beschützenswert, in
Israel jedoch nicht. Was aber, wenn die Diasporajuden pro-Zionisten
sind? Sind sie dann nicht auch
"antisemitisch" im Tilmanschen
Sinne? Müssten sie als solche dann nicht auch bekämpft werden?
Kunzelmann ist da konsequent. Für ihn sind die
Juden in der Diaspora alle als zionistische Hilfstruppen zu sehen
und von daher zu bekämpfen.
Ein Gespräch mit Tilman Fichter, Bruder des Attentäters und
damals SDS-Kader (taz, 25.10.05)
"Dass
ich als einer der Ersten gesagt habe, das ist linker Antisemitismus,
damit habe ich mir keine Freunde gemacht....Kunzelmann
hat nie unterschieden zwischen den Juden in der Diaspora und dem
Staat Israel. Damit war er auch bei den Linksradikalen völlig
isoliert...Kunzelmann
hat sich ausstatten lassen mit defekten Bomben aus den Beständen des
Verfassungsschutzes. Außerdem handelte es sich um eine
Bombenattrappe..
Der
SDS hatte immer sehr gute Kontakte zu
linkszionistischen Gruppen, schon lange vor 1969. Der SDS
fühlte sich als Unterstützergruppe für die Linkszionisten
in Israel, die gegen die israelische Besatzungspolitik seit 1967
waren.
Solange der SDS noch funktionierte, hat er
verhindert, dass die westdeutsche Linke auf einen klar
antiisraelischen Kurs gegangen ist....
Ich würde sagen, es war ein Fehler, dass Rudi 1967
nicht darauf gedrungen hat, die Besatzungspolitik der Israelis und
den wachsenden Antisemitismus in Teilen der Studentenschaft auf der
Delegiertenkonferenz inhaltlich zu diskutieren. Stattdessen haben
wir das Problem mit taktischen Winkelzügen von der Tagesordnung
weggedrückt. Wir haben dieses Thema eines heimlichen Antisemitismus
in der deutschen Linken überhaupt nicht ernst genommen. Darin liegt
ein Versagen."
-
Martin Kloke: "Das zionistische
Staatsgebilde als Brückenkopf des Imperialismus".
Vor vierzig Jahren wurde die neue deutsche Linke antiisraelisch.
(Eurozine, Merkur Nr. 698, Juni 2007).
Der SDS-Bundesvorsitzende Reimut Reiche stellte
in einem Brief vom 13. Juni 1967 an den Spiegel fest: "An
unserer Position ist soviel richtig, daß wir es nicht nötig
haben, philosemitisch aufzutreten, eben darum, weil wir keine
rassistischen Probleme haben und weil wir keinen Antisemitismus
zu bewältigen haben. Wenn wir unsere jetzige Berlin-'Krakelerei'
abgeschlossen haben und anfangen, uns politisch eingehend mit
der Nahost-Krise zu befassen, wird unsere Stellungnahme bestimmt
um einiges schärfer, auch in der Kritik an der Position der
Verbündeten Israels und auch in der Kritik an dem umgekehrten
Antisemitismus, der zur Zeit in der BRD produziert wird."...
Auf institutioneller Ebene entschied sich als erster relevanter
linker Verband der SDS auf seiner 22. Delegiertenkonferenz im
September 1967 für einen uneingeschränkt antizionistischen Kurs,
nachdem er sich während des Sechstagekriegs noch überwiegend
neutralistisch geriert hatte. Während einer auf Initiative der
Frankfurter und Heidelberger SDS-Gruppen zustande gekommenen
Diskussion legte die Konferenz ihrer Organisation ein "Material"
vor, das sich bereits zu diesem Zeitpunkt des gesamten
terminologischen Arsenals antizionistischer Agitation der
späteren Palästina-Solidaritätsbewegung bediente: "Der Krieg
zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn kann nur auf dem
Hintergrund des antiimperialistischen Kampfes der arabischen
Völker gegen die Unterdrückung durch den angloamerikanischen
Imperialismus analysiert werden [...] Der SDS verurteilt die
israelische Aggression gegen die antiimperialistischen Kräfte im
Nahen Osten."
Mochten die SDSler den Staat Israel nur noch als "Brückenkopf
des westlichen Imperialismus in Arabien" begreifen, so konnte
auch die historische Funktion des Zionismus für die nationale
und soziale Emanzipation vieler Juden nicht mehr in ihren
Blickwinkel rücken: "Zionistische Kolonisierung Palästinas hieß
und heißt bis heute: Vertreibung und Unterdrückung der dort
lebenden eingeborenen arabischen Bevölkerung durch eine
privilegierte Siedlerschicht." Zwar verurteilten die Delegierten
die antisemitisch-rassistischen Tendenzen von Teilen der
arabischen Kriegspropaganda, doch sprachen sie dem real
existierenden Israel jede historisch-politische Legitimität ab:
"Die Anerkennung des Existenzrechts der in Palästina lebenden
Juden durch die sozialrevolutionäre Bewegung in den arabischen
Ländern darf nicht identisch sein mit der Anerkennung Israels
als Brückenkopf des Imperialismus und als zionistisches
Staatsgebilde."
Ein Schulterschluß zwischen SDSlern und in der Bundesrepublik
lebenden Arabern bahnte sich an, als im Juni 1969 der
israelische Botschafter Asher Ben Nathan den
Dialog mit deutschen Studenten suchte. In Frankfurt unterbrachen
Mitglieder des örtlichen SDS, der Al Fatah
sowie des " Israelischen Revolutionären Aktionskomitees"
Ben Nathans Ausführungen durch Sprechchöre wie
"Nazi- Kiesinger und Ben Nathan,
eine Clique mit Dajan", "Zionisten raus aus
Palästina".
Auf Einladung der Al Fatah bereiste Ende Juli
1969 ein knappes Dutzend führender SDS-Mitglie der mit weiteren
internationalen Teilnehmern das Haschemitische Königreich
Jordanien. Die Idee einer anschließenden Erkundungsreise nach
Israel zwecks kritischer Überprüfung des eigenen Standpunkts
hielt die deutsche Besuchergruppe für abwegig.
Kontakte zum palästinensischen "Widerstand" wurden auch in der
Folgezeit gepflegt: An einer PLO-Konferenz im Dezember 1969
nahmen zweihundert ausländische Gäste teil, darunter der
SDS-Vorsitzende Udo Knapp sowie Joschka
Fischer (beide haben ihren antizionistischen Affekt
Jahre später freilich nachhaltig verloren). Auch wenn das
Erinnerungsvermögen einiger Teilnehmer getrübt zu sein scheint,
gilt als sicher, daß in den Reden von Algier der "Endsieg" über
Israel beschworen wurde.
In einem am 18. Februar 1970 gemeinsam mit anderen Gruppen
verfaßten Aufruf zum Teach-in gegen den Besuch des israelischen
Außenministers ließ der Frankfurter SDS verlautbaren: "Der
Besuch Abba Ebans, der als Vertreter eines
rassistischen Staates in die Bundesrepublik reist, muß zu einer
Demonstration und zum Protest gegen den zionistischen,
ökonomisch und politisch parasitären Staat Israel und seine
imperialistische Funktion im Nahen Osten werden... Der
palästinensische Kampf ist ein Bestandteil des Kampfes aller
unterdrückten Völker der Dritten Welt gegen den Imperialismus
[...] Nieder mit dem chauvinistischen und rassistischen
Staatsgebilde Israel."
Blogger
UnderTakeThisLaw schreibt dazu:
So kam auf der 22. Delegiertenkonferenz in dem entscheidenden
Referat von Dutschke und Krahl nicht nur das Schlagwort von der
„Propaganda der Tat“ auf, sondern es wurde auch eine Resolution
zur Abstimmung vorgelegt, in der Israel als der „Brückenkopf des
Imperialismus“ gegeißelt wurde. Gleich zu Anfang heißt es:
“ Der Krieg zwischen Israel und seinen arabischen
Nachbarn kann nur auf dem Hintergrund des
antiimperialistischen Kampfes der arabischen Völker gegen
die Unterdrückung durch den angloamerikanischen
Imperialismus analysiert werden. [...] Zionistische
Kolonisierung Palästinas hieß und heißt bis heute:
Vertreibung und Unterdrückung der dort lebenden eingeborenen
palästinensischen Bevölkerung durch eine privilegierte
Siedlerschicht. [...] Die Anerkennung des Existenzrechts der
in Palästina lebenden Juden durch die sozialrevolutionäre
Bewegung in den arabischen Ländern darf nicht identsich sein
mit der Anerkennung Israels als Brückenkopf des
Imperialismus und als zionistisches Staatsgebilde.“ (Zitiert
nach Martin Kloke aus seinem Buch "Israel und die deutsche
Linke. Zur Geschichte eines schwierigen Verhältnisses").
Hier findet sich die Munition für die Argumentation der
Linken für Jahrzehnte: Israel wird das Existenzrecht aberkannt,
ein bipolares Weltbild zwischen „Imperialismus“ und
„sozialrevolutionärer Bewegung“ gespannt, das durch die
Aufpfropfung ideologischer Großkategorien – Kapitalismus hier,
Sozialismus da – gegen den berechtigten Vorwurf der
antisemitischen Aufladung des Konfliktes immunisieren sollte.
Der 9.11.1969 und die Linke.
Die
westdeutsche militante Linke war bereits mit ihrem ersten Attentat
antisemitisch aufgestellt. Die Ereignisse des 9.11.1969 haben ihre
Wurzeln im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS).
Es führt kein direkter Weg von hier nach da, jedoch ist eine
deutliche Spur zu erkennen. Der SDS läutete auf dem 22.
Delegiertenkongress am 4. bis 8. September 1967 eine Wende in dem
Israelbild der westdeutschen Linken ein. Die Linke war bis dahin ein
Vorreiter, was die Beziehungen zu Israel und den Juden angeht. Doch
1967 änderte sich der Blick der Linken auf Israel schlagartig: Mit
dem 6-Tage-Krieg, als die Opfer des Nationalsozialismus’ bewiesen,
dass sie kein weiteres Mal sich ihr Schicksal aus den Händen nehmen
lassen und
einem Angriff der arabischen Staaten zuvor
kamen, wandelten sie sich in den
Augen der Kinder der Tätergeneration in Deutschland von den
ehemaligen Opfern zu den heutigen Tätern.
Auf der 22. Delegiertenkonferenz des SDS wurde eine
Resolution zur Abstimmung vorgelegt,
wenn auch nicht verabschiedet,
in der Israel als der „Brückenkopf des
Imperialismus“ gegeißelt wurde. Gleich zu Anfang heißt es:
“Der Krieg zwischen Israel und
seinen arabischen Nachbarn kann nur auf dem Hintergrund des
antiimperialistischen Kampfes der arabischen Völker gegen die
Unterdrückung durch den angloamerikanischen Imperialismus analysiert
werden. [...] Zionistische Kolonisierung Palästinas hieß und heißt
bis heute: Vertreibung und Unterdrückung der dort lebenden
eingeborenen palästinensischen Bevölkerung durch eine privilegierte
Siedlerschicht. [...] Die Anerkennung des Existenzrechts der in
Palästina lebenden Juden durch die sozialrevolutionäre Bewegung in
den arabischen Ländern darf nicht identisch sein mit der Anerkennung
Israels als Brückenkopf des Imperialismus und als zionistisches
Staatsgebilde.“
Zum
Anschlag auf jüdische Gemeindezentrum am
9.11.1969 heißt es im
Bekennerflugblatt:
"Die
neurotisch-historizistische Aufarbeitung der geschichtlichen
Nichtberechtigung eines israelischen Staates überwindet nicht diesen
hilflosen Antifaschismus. Der wahre Antifaschismus ist die klare und
einfache Solidarisierung mit den kämpfenden Feddayin....
Aus den vom Faschismus vertriebenen Juden sind selbst Faschisten
geworden, die in Kollaboration mit dem amerikanischen Kapital das
palästinensische Volk ausradieren wollen.“
Die argumentativen
Muster in der Verteufelung Israels und die eindimensionale
Wahrnehmung des Nahostkonfliktes spielten bei der Rechtfertigung des
Attentats auf die israelische Olympiamannschaft
am 5.9. 1972
dann ebenso eine Rolle wie bei der Flugzeugentführung von Entebbe,
als der Gründer der Revolutionären Zellen,
Wilfried Böse,
alle
Juden vom Rest der Passagiere selektierte.
Anschläge auf „zionistische“ Fluggesellschaften und Fabriken wurden
mit der selben Rhetorik gerechtfertigt.
Eine Linke, die an den 9.11.1938 erinnert wie der Rest der BRD es in
den Erinnerungskanon aufgenommen hat, gleichzeitig aber den
9.11.1969 vergisst, muss sich den Vorwurf gefallen lassen, ein wenig
selektiv in ihrer Erinnerung an historische Ereignisse heranzugehen.
Und das nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass die gleichen
Argumentationsmuster, die damals den Anschlag auf das Jüdische Gemeindezentrum rechtfertigen sollten, heute noch
benutzt werden.
Kommentar von Eric de Bear.
Der Inspirator der
Aktion am 9.11.69 kam aus der K1 und versuchte, das
Label der Haschrebellen für seine Zwecke zu nutzen.
Das konnte ihm zum Teil gelingen, weil die Haschrebellen
naturgemäß keine Organisationsstruktur hatten. Das ging gegen ihr
Prinzip. Von daher konnten sie sich auch nie gegen blödsinnige
Vereinnahmungen wehren. Die Redaktion der 883 und
viele andere Gruppen kritisierten sofort dieses Politverbrechen. Ich
kannte niemanden, der die Aktion verteidigt hätte, außer
Dieter Kunzelmann und sein unmittelbarer Umkreis und selbst
der hat sich in seiner Autobiografie später davon distanziert. Es
gibt ein Plakat der Haschrebellen, das alle möglichen
Befreiungsbewegungen der Dritten Welt mit ihren Emblemen zeigt,
darunter auch die El Fatah. Ich bezweifle aus
eigener Erfahrung, dass die Designer des Plakats wußten, wofür die
El Fatah wirklich stand. Die wußten nicht mal, dass
in der DDR der Marxismus-Leninismus gepredigt
wurde. Die Aufnahme der El Fatah in diesen Reigen
zeigt jedoch, dass offenbar in der Linken die El Fatah
weithin positiv gesehen wurde.... Inwieweit der traditionelle
deutsche Antisemitismus (in der damaligen Linken) eine Rolle
spielte, kann ich nicht wirklich beurteilen. Ich habe dafür einige
Indizien bei einigen meiner GenossInnen gesehen. Ob das aber
verallgemeinerbar ist, müsste einer genaueren Untersuchung
vorbehalten bleiben.
Quelle:
http://undertakethislaw.wordpress.com/
Mehr dazu in: www.isioma.net/i-subjekt.html
Siehe dazu:
Haschrebell gegen Antisemitismus
Eine zentrale Figur
der Haschrebellenbewegung, Bodo
Saggel,
hatte im Rahmen des SDS, d.h. vermutlich auch mit seinen
unmittelbaren Freunden aus dem Kreis der Haschrebellen, das
Attentat auf das Jüdische Gemeindehaus diskutiert. Diese
Gespräche haben ihn offenbar davon überzeugt, handeln zu müssen
und er hat sich, wenn man diesen Quellen glauben darf, an die
Justiz gewandt. Eine schärfere Distanzierung kann man sich kaum
vorstellen. Ein bekannter Haschrebell verpfeift die
vermeintlichen Täter einer antisemitischen Aktion. Bezeichnenderweise
verschweigen viele Kritiker der Haschrebellen (so z.B. Martin
Kloke, Tjark Kunstreich usw.) Bodos Aktion. Es passt
diesen Leuten nicht in den Kram, dass zentrale Figuren der
Haschrebellen die Eskapaden der El Fatah-Freunde nicht nur nicht
mitmachten, sondern aktiv bekämpften. Der Antisemitismus
war eben kein konstitutiver Bestandteil dieser Bewegung.
Bodo Saggel, der Antijurist und
Haschrebell ist tot.
Die
Beerdigung findet statt am 3. Februar 2004 auf dem Alten
Luisenstädtischen Friedhof um 9.15 Uhr am Südstern 10-12, Berlin-Kreuzberg.
Nachtrag: Ein Jahr nach Bodos Tod kam es zu einer öffentlichen
Kontroverse über seine von ihm geheim gehaltene
Aussage zur Bombe im
Jüdischen Gemeindehaus.
Am 15.10.2005
veröffentlichen Markus Mohr und Hartmut
Rübner in der Jungen Welt eine Kritik am "Bombenbuch" des
Wolfgang Kraushaar, Mitarbeiter im
Reemtsma-Institut. In dieser Kritik bedienten sie sich ebenfalls wie
Kraushaar des Archivs im Reemtsma-Institut und stießen auf folgende
Merkwürdigkeit:
"Als Beleg für diese Vermutung wird eine Äußerung angeführt, die
der Kommunarde Bodo Saggel in
SDS-Kreisen angegeben haben soll. Das läßt sich mit Blick
auf eine in dem Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung
unter der Signatur SAK 300,46 aufbewahrte Akte erheblich präziser
beschreiben: Darin findet sich ein auf den 5. Dezember 1969
datiertes Aussageprotokoll des Betreffenden, in dem dieser nicht vor
»SDS-Kreisen«, sondern direkt mit Amtsgerichtsrat Lehmann, Staatsanwalt
Tscheppan
und dem Justizangestellten Leonhardt
spricht. Saggel gibt hier vom
Hörensagen die Namen von Albert Fichter, Georg von
Rauch und Kunzelmann
als Täter für den Sprengstoffanschlag auf das jüdische Gemeindehaus
an. Weil er »etwas für die Juden übrig habe«, sei er am 17. November
1969 zur Polizei gegangen, um seinen Verdacht zu äußern. Es
überzeugt uns einfach nicht, daß es dann noch – glaubt man
Kraushaar – weitere fünf Monate
gedauert haben soll, bis auch die »Kriminalpolizei« Kenntnis von den
Saggelschen Einlassungen bekommen haben soll."
(Mehr dazu in:
Haschrebell gegen Antisemitismus
und
Dieter Kunzelmann: Avantgardist, Protestler, Radikaler...
Von Aribert Reimann, S. 246 ff.)
Post
scriptum zum Nachruf auf Bodo Saggel:
Haschrebell gegen Antisemitismus.
Bodo Saggel
intervenierte bei der Polizei gegen die Bombenleger
vom Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße.
Linker Antisemitismus:
Die Bombe im Jüdischen
Gemeindehaus.
Rezension von Karl Pfeifer (hagalil, 10.10.05).
Für den linken Republikanischen Club kam
nur ein Geistesgestörter oder ein Faschist als Täter in Frage,
jedenfalls kein Linker. Beate Klarsfeld, die
ein Jahr zuvor den ehemaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger
auf dem CDU-Parteitag wegen dessen NS-Vergangenheit geohrfeigt
hatte, schrieb an die Jüdische Gemeinde: "Das auf die Jüdische
Gemeinde Berlin geplante Attentat ist so widerwärtig, daß es die
Täter auf die gleiche Stufe stellt wie die SA und SS. Ich und
meine Freunde der APO, die wir überzeugt sind, daß es eine
gerechte Lösung im Nahen Osten nur geben kann, wenn die Araber
die Existenz des Staates Israel anerkennen, erklären uns mit
ihnen solidarisch." Offenbar wusste sie nicht, dass die mit der
SA und SS auf eine Stufe gestellten unter den Reihen ihrer
Freunde von der APO zu finden waren und zwar unter den von
Kunzelmann angeführten "Haschrebellen", die sich später zu den
Tupamaros von West-Berlin mauserten.
Kommentar der Redaktion:
Karl Pfeifers Rezension ist in der
Grundtendenz völlig richtig, aber leider falsch im Detail. So
behauptet er schlicht, die Haschrebellen wären
von Dieter Kunzelmann angeführt worden, obwohl
er keinerlei Einfluss auf die Initiation dieses Haufens hatte.
Zur Verwirrung im Hinblick auf die Rolle Kunzelmanns
trug leider auch Ralf Reinders (Mitglied der
Bewegung 2. Juni) bei, der in seinem Buch
ähnliches wie Pfeifer unterstellt. Ralf Reinders
breitet seine Vermutung aus, der Name „Zentralrat der
umherschweifenden Haschrebellen“ stamme eben von
Dieter Kunzelmann. Richtig ist vielmehr, dass
Kunzelmann bei der Namensgebung weder dabei
war, noch irgend einen Einfluss darauf hatte.
(Zur Geschichte der Haschrebellen siehe den Bericht von
Günter Langer,
Der Berliner »Blues«
Tupamaros und umherschweifende
Haschrebellen zwischen Wahnsinn und Verstand).
-
Ulrike Marie Meinhof,
1967: Drei Freunde Israels. In: Deutscher, Isaac: Der
israelisch-arabische Konflikt. Voltaire Flugschrift 21,
Frankfurt/Main: "Es gibt für die europäische Linke keinen Grund,
ihre Solidarität mit den Verfolgten aufzugeben, sie reicht in
die Gegenwart und schließt den Staat Israel ein (...) Wer den
Bestand dieses Staates glaubt zur Disposition stellen zu sollen,
muss wissen, dass nicht die Täter, sondern wiederum die Opfer
von damals getroffen würden."1
Der von Ulrike Meinhof für die RAF
verfasste Text "Schwarzer
September in München- Zur Strategie des
antiimperialistischen Kampfes"[9],
lobt sie diesen Anschlag auf die neun Israelischen Sportler,
denn er sei "gleichzeitig antiimperialistisch, antifaschistisch
und internationalistisch". Weiter heißt es dort "Israel verliert
Krokodilstränen. Es hat seine Sportler verheizt wie die Nazis
die Juden- Brennmaterial für die imperialistische
Außenpolitik."([9]
nach "Rote Armee Fraktion- Texte und Materialen zur Geschichte
der RAF" erschienen im ID- Verlag).
Und im Prozess erklärt sie: "Das
deutsche Proletariat hat den Faschismus nicht niederhalten, den
rassistischen Frevel an Millionen jüdischer Mitbürger, die
Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden nicht
verhindern können. Die reaktionäre zionistische Ideologie konnte
nur unter dem Eindruck der faschistischen Ausrottungspolitik zu
einer politischen Kraft werden. Mit der mitleidlosen und
grausamen Vertreibung des palästinensischen Volkes aus seinem
seit zweitausend Jahren angestammten Lebensraum hat der
Zionismus auf makabre Weise das Erbe des deutschen Faschismus
angetreten." (Rote Hilfe 1973, 127, in
Klaus Kindler,
Ticket To Ride,
trend, 7/8-01)
’Exklusive Solidarität.
Linker Antisemitismus in Deutschland’. Vom
"Judas" zum "Judenkapital". Antisemitische Denkformen in
der KPD der Weimarer Republik, 1919-1933. Von Norman
Geißler und Olaf Kistenmacher. Herausgegeben von:
Matthias Brosch / Michael Elm / Norman Geißler /
Brigitta Elisa Simbürger / Oliver von Wrochem. Berlin
2007. Inklusion, Solidarität und
Gleichheit gehören traditionell zu den konstitutiven
Begriffen und Motiven linker Weltanschauung und linken
Handelns. Dennoch kam und kommt in der Argumentation und
Politik der deutschen Linken beim Thema Israel und
Judentum nicht selten eine Kerndoktrin rechter
politischer Ideologie zum Tragen: die Exklusion. Die
Studien des Sammelbandes diskutieren die Bedeutung
antisemitischer Topoi in der deutschen Linken in
Geschichte und Gegenwart. Sie belegen, dass
Antisemitismus keine Randerscheinung, sondern in vielen
Fällen ein struktureller Bestandteil linker Ideologien
und Bewegungen ist.
Wohlstand, Bildung, Demokratie - viel hat der Staat Israel erreicht.
Die größte Herausforderung steht dem Land aber
noch bevor: Frieden mit den Nachbarn. Ohne ihn ist das Ziel der
Staatsgründer nicht zu erreichen, schreibt Avi Primor,
Israels ehemaliger Botschafter in Deutschland. (Spiegel, 9.5.08).
Henryk M.
Broder: 60 JAHRE ISRAEL.
Die vergifteten Glückwünsche deutscher Schlauberger.
Vor kurzem hat eine Gruppe deutscher
Geistesarbeiter, unter ihnen der Pen-Präsident Johano
Strasser, die grüne Abgeordnete Claudia Roth
und der Schriftsteller Gert Heidenreich, einen
Aufruf zum 60. Geburtstag Israels veröffentlicht: "Glückwünsche und
Sorgen". Israel, so die Lageanalyse der Absender, gefährde "seine
eigene Existenz", halte "die Welt zum Narren" und merke nicht, "dass
es sich damit selbst betrügt". Dem Aufruf "Glückwünsche und Sorgen"
war ein anderes Positionspapier vorausgegangen: "Freundschaft und
Kritik", auf den Weg gebracht von 25 Politologen, die Israel den
Vorwurf machten, den Holocaust für politische Zwecke zu
instrumentalisieren und dazu aufriefen, die "besonderen Beziehungen"
zwischen Deutschland und Israel zu überdenken, um auch den
"binnendeutschen Diskurs" zwischen "nicht-jüdischen, jüdischen und
muslimischen Deutschen" breiter und unbefangener führen zu können.
"Entweder
überleben sie oder wir". Amos Neeman erlebt
die Geschichte seiner Heimat als Serie von Kriegen. Im Gespräch mit
SPIEGEL ONLINE am 11. Mai 2008 sagt er: "Wir hatten nur eine
Alternative: in diesem Land zu leben oder zu sterben."
Alaska statt Israel? Ein fiktiver Roman über einen
Judenstaat in Alaska sät Zweifel an der objektiven
Geschichtsschreibung - dazu ist er ein witziges, virtuoses und sehr
unterhaltsames Produkt amerikanischer Erzählliteratur.
Von Christoph Bartmann (SZ,
11.5.08). Michael Chabons Interesse an einer
Umschrift der Geschichte der jüdischen Verfolgung ist kein
Einzelfall. Eben hat Nicholson Baker das voluminöse
Geschichtswerk "Human Smoke" (Simon&Schuster) vorgelegt, in dem er
aus dokumentarischen Fragmenten und Anekdoten ein alternatives Bild
des Zweiten Weltkriegs entwirft. Antisemitismus war weit verbreitet
unter den Alliierten, bevor sie zu Alliierten wurden.
Roosevelt, der sich schon als junger Mann über die
auffällige Präsenz von Juden in Harvard mokiert hatte, blockierte
als Präsident nach Kräften die Hilfe für europäische Juden, so etwa
noch 1939 die "Wagner-Rogers Bill", die jüdischen Kinder die
Einreise in die USA ermöglicht hätte. Nicht besser kommt bei Baker
Winston Churchill weg, der zeitweilige Hitler- und
Mussolini-Verehrer, der im Faschismus ein "notwendiges Gegengift
gegen den russischen Virus" erblickte. Gründlich und grimmig
demontiert Baker die alliierten Geschichtsmythen (Pearl Harbor
eingeschlossen), und am schwersten wiegt sein Vorwurf, die USA und
England hätten den Holocaust verhindern können, wenn sie es nur
gewollt hätten.
Israel and
Palestinian refugees (Two differing views).
Angela Merkel:
Germany will stand by Israel.
By KARIN LAUB, Associated Press Writer (18.3.08).
German Chancellor Angela Merkel earned a
standing ovation from
Israel's parliament
Tuesday after pledging to stand by Israel's side against any threat,
particularly from
Iran, and paying tribute to the
victims of the Holocaust. "The Shoah fills us Germans with
shame," she said, using the Hebrew word for the
Holocaust. "I bow before the victims. I bow before the
survivors and before all those who helped them survive...For me, as
a German chancellor, Israel's security is non-negotiable," she added.
Merkel said Germany would always stand by Israel,
and promised to be vigilant about
Iran's nuclear program. "If
Iran were to obtain nuclear weapons, it would have disastrous
consequences," she said. "We have to prevent this." Germany has
become Israel's second-largest trading partner, and has paid $40
billion in reparations to
Holocaust survivors in Israel. On Monday, the two nations
deepened their ties by agreeing to annual consultations of their two
Cabinets. It's a first for Israel, though Germany has a similar
arrangement with five other countries.
SHELLEY EMLING:
Jewish community
thrives
in Germany
despite frictions (PBP, 9.3.08).
The Holocaust has different meanings for
the country's established Jewish community and for those who came
from the former Soviet Union after the Berlin Wall fell. (StarTribune)
Germany Confronts Holocaust Legacy Anew
(NYT,
NICHOLAS KULISH,
January 29, 2008).
Most countries celebrate the best in their
pasts.
Germany
unrelentingly promotes its worst. “Only the Germans had the bravery
and the humility.” This month Germany’s federal prosecutor
overturned the guilty verdict of Marinus van der Lubbe,
the Communist Dutchman executed on charges of setting the Reichstag
fire; that event’s 75th anniversary is Feb. 27.
Dorothea Schmitt-Hollstein ist Autorin des
Standardwerks „Antisemitische Filmpropaganda. Die Darstellung
des Juden im nationalsozialistischen Spielfilm“: Er
war einer der übelsten, miesesten Propagandafilme der NS-Zeit.
1940 dreht der Regisseur Veit Harlan das offen antisemitische
Hetz-Werk "Jud Süß". Seit 1945 ist der Film verboten. Jetzt
widmet sich eine Ausstellung in Stuttgart dem Werk. Und fast
alle Besucher wollen den Film im Kino sehen. (Welt, 31.3.08).
Siehe auch:
Die
Konterrevolution gegen Israel
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