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Eric: 68er und Islam
68er Bashing scheint mir völlig unangebracht in
Zusammenhang mit dem Kopftuch, Scharia etc.
Es ist zwar wahr, dass 68er Nachfolger wie die RAF pro-palästinensisch
waren, aber selbst keineswegs Scharia-konformes Verhalten an den Tag
legten. Das wird gut in dem RAF-Film dargestellt, als die weiblichen
RAFler im Trainingscamp sich sehr freizügig zeigten und damit den
Fedahin erheblich auf die Nerven gingen. Die Fedahin wurden ohnehin von
den Linksradikalen (irrtümlich) nicht als Muslime wahrgenommen, sondern
als sozialistische Befreiungs-Nationalisten.
Israelfeindschaft war auch nicht Allgemeingut bei den 68ern. Das kam
erst mit einigen Nachfolgegruppen, die sich den Leninismus aneigneten
und meinten, der Hauptfeind der Menschheit seien die USA. Staaten wie
die BRD, Frankreich, Großbritannien usw. wurden ebenfalls als
imperialistische Feinde betrachtet. Für den Nahen Osten wurde Israel als
Kettenhund des Weltimperialismus ausgemacht.
Multikulti gab’s bei den 68ern noch gar nicht. 68er pflegten einen
Internationalismus, der für die BRD eine Solidarität mit den sog.
Gastarbeitern einschloss. Diese Solidarität bezog sich insbesondere auf
Gleichstellung in der Arbeitswelt und die Gewährung der Menschenrechte.
Die spätere Multikulti-Ideologie hat die als proletarische Solidarität
gemeinte 68er Haltung auf die jeweilige Kultur ausgedehnt und damit
einem kulturellen Relativismus Vorschub geleistet.
Eine 68er Kritik an dieser Verschiebung wurde lange Zeit nicht
wahrgenommen. Das änderte sich erst im neuen Jahrhundert. Erstes
Anzeichen dafür war im Jahre 2003 eine relativ wohlwollende Reaktion auf
einen Offenen Brief dreier Ex-68er, der unter dem Slogan „Becklash“
erschien und in dem verlangt wurde, dass Neu-Immigranten eine Erklärung
unterschreiben müssten, das deutsche Grundgesetz und die darin
enthaltene Gleichberechtigung der Frau anzuerkennen. 125 Menschen,
zumeist 68er, unterschrieben diesen Brief, der auf der Website (jetzt:
isioma.net) ehemaliger SDS-GenossInnen veröffentlicht wurde.
Nachträglich unterschrieben 2009 auch Gabi Schmidt und Edward von Roy,
die hier im letzten Sägefisch mit einer Stellungnahme gegen den
geplanten islamischen Religionsunterricht dokumentiert sind.
Die SDS-Website (isioma.net) zählt nach wie vor zu den religions-
speziell auch islamkritischen Websites.
Und dem Kommentator Reinhard Heinen sei empfohlen die Erklärung der
Ex-SDSler zu Horst Mahler zu lesen: „Nationalisten waren wie nie!“ Zum
Zweck der Veröffentlichung dieser Erklärung wurde die SDS-Website
etabliert (ebenfalls jetzt in isioma.net). Einige wenige schwarze Schafe
machen noch keine Herde.
Antwort Jacques Auvergne:
Lieber Eric,
vielen Dank für den freundlichen, kenntnisreichen und erhellenden
Kommentar. Die Seite Isioma steht seit Jahren für beste Kennerschaft zu
SDS und Achtundsechzigerbewegung. Wer wissen möchte, was Atheismus ist,
findet bei Ludwig Feuerbach oder Karlheinz Deschner die notwendige
Ausrüstung, wer wissen möchte, was Christentum ist, informiere sich über
Paul Tillich, Roger Schutz oder Heinrich Böll, und wer wissen möchte,
was die Politische Linke ist, der frage nach der Isioma SDS Website.
Weiter so!
Mit solidarischen Grüßen
Jacques
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