Herr Repnik,
welche Jugendsünden haben Sie zu gestehen? Irgendwelche
Heldenabenteuer mit Mopeds wie Ihr Fraktionschef, Überfälle
auf Pommesbuden?
Repnik: Was soll ich sagen? Wer im Badischen am
Bodensee Ministrant war, der hat ein langes Sündenregister.
Aber das erzähle ich lieber meinen Enkeln.
Oder Ihren Kindern. Warnen Sie die eigentlich noch vor
den Grünen?
Repnik: Ich habe meine Kinder ausschließlich vor
radikalen Kräften gewarnt. Sie sind so erzogen, dass sie aus
ihrer Überzeugung heraus im demokratischen Spektrum die
richtige Wahl treffen können. Ich habe übrigens nie gefragt,
wie sie gewählt haben.
Herr Schlauch, was sind Ihre 68er-Erinnerungen? Wie lang
waren Ihre Haare?
Schlauch: Bis vor kurzem waren sie lang. Aber das ist
ja dann auch zur Mode geworden und nicht mehr Ausdruck
irgendeiner Protesthaltung.
Hat die Debatte über 1968 etwas Positives gebracht?
Schlauch: Ich finde gut, dass ein paar Sachen
entheroisiert worden sind, ein paar Irrungen und Wirrungen
deutlich geworden sind, die man unter den Tisch hat fallen
lassen. Andererseits ist eine übergroße Mehrheit in der
Gesellschaft der Auffassung, dass sie nicht in die Zeit vor
1968 zurückfallen will. Die Debatte ist der Union und der
FDP voll auf die Füße gefallen. Ich verstehe nicht, wenn
manche heute längst geschlagene Schlachten wieder aufleben
lassen wollen.
Repnik: Natürlich haben 1968 und die Folgejahre eine
Vielzahl von Anstößen in die Gesellschaft gegeben, also auch
in die Parteien. Aber so verklärt wie Herr Schlauch das hier
darstellt, war die Zeit nicht. Ich warne vor der Vermischung
von Sachverhalten: Wenn Außenminister Joschka Fischer heute
mit Vorwürfen wegen seiner radikalen Vergangenheit
konfrontiert wird, hat das nichts mit der Debatte um 1968 zu
tun. Fischer war im klassischen Sinn kein 68er. Den tatsächlichen
Vorwurf im Hinblick auf die Anwendung von Gewalt zur
Durchsetzung politischer Ziele will Fischer verwischen mit der
Aufarbeitung der 68er Zeit. Die Frage ist doch, ob eine Persönlichkeit
wie Fischer augenzwinkernd mit seiner gebrochenen Biographie
kokettieren darf.
Schlauch: Wenn sich jemand entschuldigt, dann
entschuldigt er sich. Ich habe nicht gesehen, dass Joschka
Fischer mit den Augen gezwinkert hat. 1968 und die
Folgejahre, das ist doch eine grandiose Erfolgsgeschichte der
Demokratie. Da hat die CDU genauso wie die 68er ihren
Anteil.
Repnik: Auf diese Feststellung können wir uns einigen.
Die Rolle Fischers als Mann, der die Grünen in die
Mitte der Gesellschaft gebracht hat, erkennen Sie an?
Repnik: Die ist unbestritten.
CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer hat die 68er zum
Mittun eingeladen. Hätten Sie denn Spaß in der CDU, Herr
Schlauch?
Schlauch: Das ist ja eine komische Frage. Zur Zeit
haben selbst die CDU-Mitglieder keinen Spaß an der CDU.
Das
gesamte Interview im Tagesspiegel vom 18.2.2001
|