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Skandal: SPD-Senator Körting veranlasst Selbstzensur mit Rücksicht auf Islamisten Mozart-Oper Idomeneo abgesetzt
Der Innensenator Berlins, Erhard Körting (SPD) bringt
die Intendantin der Deutschen Oper, Kirsten Harms, dazu, Mozarts
Oper "Idomeneo" in der Inszenierung von Hans
Neuenfels abzusetzen, statt ihr entsprechenden Schutz zur
Verfügung zu stellen. In der
Neuenfels-Inszenierung, die bereits bereits während der Premiere im
Dezember 2003 auf heftige Publikumsproteste gestoßen war,
präsentiert Kretas König Idomeneo die
abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed
und stellt sie auf vier Stühle. Die Szene hatte damals zu
Tumulten im Opernhaus geführt. In den damaligen Besprechungen der
Aufführung in Presse, Funk und Fernsehen war die Szene als radikale
Abrechnung mit Religion und Religionskriegen verstanden worden. Neuenfels
gilt Regisseur, der gern das Publikum provoziert (FAZ,
25.9.06). Die Deutsche Oper Berlin fühlt sich von der
Polizei „alleingelassen“.
Bei der Absetzung der Mozart-Oper „Idomeneo“ aus Angst vor
islamistischen Anfeindungen habe Intendantin Kirsten Harms von den
Berliner Sicherheitsbehörden keinerlei Hilfestellung bekommen, sagte
Opernsprecher Alexander Busche am Mittwoch. Körting
räumte am Mittwoch ein, daß es keine konkreten Hinweise auf eine
Gefährdung der Deutschen Oper gegeben habe. Allerdings sei das LKA in
einer Analyse zum Ergebnis gekommen, daß eine Gefahrensituation
eintreten könnte. Die Grünen-Politikerin Göring-Eckardt
sagte, es sei Aufgabe der Innenbehörde zu sagen, wie die Sicherheit
der Oper zu gewährleisten wäre. Ebenso Jutta Limbach: „Ich
muß mich fragen, wie steht es eigentlich um die Gefahrenanalyse des
LKA, haben sie der Intendantin auch deutlich gemacht, daß
entsprechende Schutzvorkehrungen vorgenommen werden würden, sollte
sich die Gefahr eines Tages als begründet erweisen“. Die
Grünen-Vorsitzende Claudia Roth nannte die Entscheidung am
Mittwoch ein „Signal von Feigheit“ und: „Ich lebe doch nicht
in einem Gottesstaat.“ Der Unions-Politiker Wolfgang Bosbach
erklärte, die Gesellschaft dürfe nicht aufgeben oder relativieren,
was in jahrhundertelangen Kämpfen an Menschen- und Bürgerrechten
erworben worden sei. „Wenn es eine konkrete Gefahr gibt, dann ist
es Sache der Sicherheitsbehörden, diese Gefahr abzuwehren“, sagte
der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der
nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet betonte,
der vorauseilende Gehorsam der Intendantin der Deutschen Oper setze
auch Muslime unter Rechtfertigungszwang. „Sie haben diesmal gar
nichts gemacht, sondern es ist unsere eigene Feigheit, daß wir
bestimmte Dinge nicht mehr aufführen“. (FAZ,
27.9.06). Körting habe "übertrieben Panik verbreitet
und Frau Harms damit in Angst und Schrecken versetzt",
sagte der Berliner CDU-Generalsekretär Frank Henkel (Spiegel).
Der Innensenator Körting verbreitete Panik mit einer
sogenannten Gefährdungsanalyse des Landeskriminalamtes. Dazu meint Hendryk
M. Broder: "Als sicher kann man annehmen, dass es
keine "Gefährdungsanalyse" des LKA geben würde, wenn
Idomeneo nur Poseidon, Buddha und Jesus gemeuchelt und Mohammed
verschont hätte." Der kultur- und medienpolitische Sprecher der
Unionsfraktion, Wolfgang Börnsen, erklärte, die Entscheidung
komme „einem Kniefall
vor Terroristen“ gleich. Die Szene der Radikalen werde dadurch
geradezu ermutigt, weiter vermehrt Druck auf die abendländische
Kultur und das Christentum auszuüben. Anders dagegen der Vertreter
der Islamisten: Der Vorsitzenden des Islamrats, Ali Kizilkaya,
begrüßte hingegen die Absetzung. „Eine Oper oder eine Karikatur -
das macht keinen großen Unterschied.“ Es gehe nicht um die Freiheit
der Kunst, so Kizilkaya, sondern um „Respekt vor dem
Anderen“. (Klammheimlicher Kniefall -
FAZ, 27.9.06). Die "Washington
Post" verweist eigens auf die "starke Tradition der
freien Rede" in Deutschland, die sich als Reaktion auf die Zensur
im Hitler-Regime entwickelt habe - und merkt an, dass die Nazis
1933 die Kontrolle in der Deutschen Oper übernommen hatten.
Propagandaminister Joseph Goebbels habe damals den Spielplan überwacht
- und Adolf Hitler einen Ehrenplatz gehabt (Spiegel). Groteske Selbstzensur: Pferd darf nicht Mohammed heißen, die Propheten Jesus und der Mann mit dem Pferdenamen dürfen nicht als schwul dargestellt werden. Grundlos die Freiheit der Kunst aufzugeben, bestätige Islamisten nur in ihrem Tun. "Diese radikalen Islamisten suchen inzwischen den Kulturkampf", sagt der Düsseldorfer Islamwissenschaftler Michael Kiefer. "Ich lasse mir von Faschisten, ob sie sich christlich nennen oder anders, nicht den Spielplan vorschreiben", begründete der Heilbronner Intendant Klaus Wagner Matthias Matussek: Ein dämlicher, durchaus widerwärtiger Regieeinfall des Intendanten Neuenfels. Werfen wir einmal einen Blick in die Mozartsche Oper: Troja-Heimkehrer Idomeneo bindet sich durch einen Schwur, den eigenen Sohn zu opfern, am Ende jedoch läßt Gott Poseidon Nachsicht walten. Eine Oper, die in Versöhnung endet, nicht in Raserei. Neuenfels Epilog, in dem Idomeneo die abgeschlagene Köpfe von Poseidon, Buddha, Mohammed und Jesus auf der Bühne absetzt, ist also völlig idiotisch. Erstens: Idomeneo hat gar keinen Grund, Poseidon den Kopf abzuschlagen. Zweitens: Selbst wenn er ihn hätte, ein Sterblicher würde sich im antiken Drama nie in dieser Weise an einem Gott versündigen, denn er wüsste immer, wer der Stärkere ist. Drittens: Warum sollte sich Idomeneos Raserei gegen die Religionsstifter richten? Gegen Buddha, den Philosophen der Enthaltsamkeit und des Friedens, oder gegen Jesus, der alle Macht aufgegeben und sich selbst aufgeopfert hat? Und Mohammed? Auch von ihm ist nicht überliefert, dass er je von einem Vater verlangt hätte, den Sohn zu opfern. Autor
Feridun Zaimoglu zum Opernstreit: Bitte nicht die Bodenhaftung verlieren
(SPIEGEL,
27.9.06). Ich sehe im Grunde auf der einen Seite die üblichen
Verdächtigen, die nur einen Grund suchen, um schon wieder beleidigt
zu sein. Und auf der anderen Seite sehe ich die Aufklärungsspießer,
die es ja sehr einfach haben und nun erklären, man sei vor den
Islamisten in die Knie gegangen. Das ist doch Humbug. Deutsche Oper zeigt "Idomeneo" wieder. Das Landeskriminalamt hatte zuvor eine neue Gefahrenanalyse vorgelegt. Darin heißt es: "Eine konkrete Gefährdung der Deutschen Oper oder der Mitwirkenden wird zurzeit nicht gesehen." (Spiegel, 27.10.06).
last update: 10.9.07 |