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Papa
Ratzi in der bayrischen Heimat und die Folgen weltweit 1.
Altötting
2. Regensburg
3. Kommentar der Redaktion 1.
Altötting Das
Kreuz der Toleranz. Will der Papst den
Tiger reiten? In Altötting verkündet er, nicht im christlichen
Glauben sähen die Völker Asiens und Afrikas die eigentliche
Bedrohung ihrer Identität, sondern in der Verachtung Gottes und in
dem Zynismus, der die Verspottung des Heiligen als Freiheitsrecht
ansehe und Nutzen für zukünftige Erfolge der Forschung zum letzten
Maßstab erhebe. "Liebe Freunde!", ruft er immer drängender.
"Dieser Zynismus ist nicht die Art von Toleranz und kultureller
Offenheit, auf die die Völker warten und die wir alle wünschen. Die
Toleranz, die wir dringend brauchen, schließt die Ehrfurcht vor Gott
ein - die Ehrfurcht vor dem, was dem anderen heilig ist. Diese
Ehrfurcht vor dem Heiligen der anderen setzt aber wiederum voraus,
dass wir selbst die Ehrfurcht vor Gott wieder
lernen."
Mit anderen Worten, er verteidigt nicht den lang erkämpften
Wertekanon des Westens, wie Meinungsfreiheit, Freiheit der Kritik,
Rationalismus, Aufklärung usw., sondern macht den Islamisten
Avancen mit einem verschwiemelten Toleranzbegriff, der die Übergriffe
im Namen des Djihad unter den Teppich kehrt. Bereitet er sich
schon vor auf die Rolle des Dhimmi? Hat Oriana Fallaci
komplett
versagt, als sie Ratzinger ihre Aufwartung machte? Konnte sie
ihn nicht überzeugen von ihrer Vision des heranziehenden Eurabiens?
Leider kann sie den Papst nicht mehr an ihre Audienz bei ihm erinnern.
Am Freitag, den 15.9.2006, ist die vehemente Kritikerin des Islam und
dessen, was sie als Eurabia verstand, also der Niederlage
Europas gegenüber dem Islam, ihrem Lungenkrebs erlegen. Bettina
Gaus schreibt über Fallaci („ich
bin Atheistin, Gott sei Dank!“) in der taz: "Sie hat Partei
ergriffen. Zeit ihres Lebens. Für Unterdrückte, für Schwache, für
all diejenigen, die jedes Risiko von zivilem Ungehorsam in ihren Augen
gerechtfertigt haben" (taz 16.9.06 Die Kompromisslose).
Oriana Fallaci, in ihrem letzten Interview, kurz vor ihrem Tod:
"Ich bin Anarchistin, Atheistin, aber ich glaube
daran,
dass Ratzinger Europa und den Westen beschützen will"
(PI).
Unwidersprochen blieb dieser Vortrag nicht. Claudia Roth kritisiert an Benny dessen Angriff
auf die Meinungsfreiheit: Der Papst hatte sich in Anspielung auf
den Karikaturenstreit gegen einen "Zynismus, der die Verspottung
des Heiligen als Freiheitsrecht ansieht", gewandt. Dazu sagte
Roth: "Aus diesen Worten spricht der alte Kardinal Ratzinger,
ein Mann der Gedankenkontrolle." Diese Passage aus der Rede
Benedikts XVI. sei "etwas, was aus unserer Sicht nicht mit
Meinungsfreiheit konform geht". Der Wert der Meinungsfreiheit müsse
auch im Bereich der Kritikfähigkeit des Religiösen geachtet werden.
Die Grünen-Chefin kritisierte zudem, dass der Papst zu oft vor Ungläubigen
warne. "Wer ständig davon spricht, dass Menschen ohne Glauben an
Gott die größte Bedrohung seien, der muss sich auch sagen lassen,
dass Menschen mit Glauben an Gott nicht alles richtig machen",
sagte Roth. Kirchenkritiker Horst
Herrmann meint, Ratzinger würde als Intellektueller weit
überschätzt.
2.
Regensburg
In Regensburg relativiert Benedikt XVI seine Anbiederung an den
Islam. Um zu zeigen, wie unterschiedlich das Christentum und
der Islam mit Glaube und Vernunft umgehen, griff der Papst auf einen
überlieferten Dialog zurück, der sich der Belagerung Konstantinopels
durch die Muslime Ende des 14. Jahrhunderts zugetragen hat. Der
christliche, byzantinische Kaiser Manuel II. spricht im
Winterlager zu Ankara mit einem persischen Gelehrten über die
Bibel und den Koran. Der Kaiser sei dabei auch auf das Thema Dschihad
eingegangen, referiert Benedikt, und habe seinem Gesprächspartner
vorgehalten: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat
und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er
vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwer zu
verbreiten“. Und weiter: „Gott hat kein Gefallen am Blut, und
nicht vernunftmäßig zu handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider.“ So
sah es der christliche Kaiser, und so sieht es Benedikt XVI.
Nicht aber die Muslime, folgt man der Argumentation des Papstes.
Bei seinen Ausführungen über den Islam leiht sich Benedikt den
Sachverstand von Theodor Khoury, einem renommierten
Islamwissenschaftler, der das historische Gespräch kürzlich mit
Anmerkungen versehen veröffentlicht hat. Was Khoury geschrieben hat,
fasst der Papst so zusammen: „Für die moslemische Lehre ist
Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien
gebunden und sei es die Vernünftigkeit“. Der Gott der Muslime sei
weder an die Wahrheit noch an das Gute gebunden, seine „auch abgründigen
Möglichkeiten“ würden sich dem Menschen nicht erschließen. Nach
christlichem, von der antiken Philosophie geprägten Verständnis aber
handle Gott vernünftig. „Nicht vernunftmäßig zu handeln, ist dem
Wesen Gottes zuwider“, sagt Benedikt. Die Gewalt, die
Fanatiker im Namen des Islam ausüben, so könnte man an dieser Stelle
herauslesen, hat nach Meinung des Papstes im Gottesbegriff des Islam
seine Wurzeln. Dem stellt er das europäische Erbe der Einheit von
Glaube und Vernunft gegenüber, „das uns auch heute in die Pflicht
nimmt“. Der Papst empfiehlt den Dialog der Kulturen, sonst
nehme der Westen Schaden. Kurz gesagt, heißt das: Beide Seiten, die
Muslime und die Christen, müssen an sich arbeiten, um eine gemeinsame
Sprache zu finden. Den Muslimen fehlt es an Vernunft, dem Westen am
Glauben, glaubt der Papst (Gott und die anderen — Tagesspiegel,
13.9.06).
Benedikt XVI. bezieht sich in
seiner Rede auf einen Dialog des byzantinischen Kaisers Manuel
II. Palaeologos mit einem gelehrten Perser aus dem Jahr 1391:
„Der Kaiser kommt auf das Thema des Dschihad zu sprechen.
Der Kaiser wusste sicher, dass in Sure 2,256 steht: Kein Zwang
in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, in
der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der
Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später
entstandenen – Bestimmungen über den Heiligen Krieg. Ohne
sich auf Einzelheiten einzulassen wendet er sich in erstaunlich
schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis
von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er
sagt: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat und da
wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er
vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu
verbreiten.“ Der Kaiser begründet dann eingehend, warum
Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie stehe im
Widerspruch zu dem Wesen Gottes und zum Wesen der Seele. „Gott hat
keinen Gefallen am Blut, und nicht vernunftgemäß zu handeln, ist dem
Wesen Gottes zuwider. Der Glaube ist Frucht der Seele, nicht des Körpers.
Wer also jemanden zum Glauben führen will, braucht die Fähigkeit zur
guten Rede und ein rechtes Denken, nicht aber Gewalt und Drohung… Um
eine vernünftige Seele zu überzeugen, braucht man nicht seinen Arm
nicht Schlagwerkzeug noch sonst eines der Mittel, durch die man
jemanden mit dem Tod bedrohen kann …“ (Die Frucht der Seele).
Die Reaktionen auf Papa Ratzis "Regensburger Manifest"
sind widersprüchlich. Wer unfähig zum
Dialog der Kulturen ist, der begeht heutzutage kein Kavaliersdelikt.
Der holt sich vielmehr die Bomben ins Haus, meint die FAZ. Ist der Katholizismus ein
Angebot, das man nicht ablehnen kann? fragt sie. Schon John Locke
habe
den Atheismus als Sicherheitsrisiko eingestuft, als er meinte,
auf die Eide von Nichtgläubigen könne man nichts geben. Einerseits
habe der Papst sich in Regensburg auf
die Seite derer geschlagen, die im Dialog der Kulturen eine
Selbstkritik des Westens fordern, also dem Atheismus eine Absage
erteilen, der unfähig zum Dialog der Kulturen mache, so die FAZ (Die Subkultur des Westens),
andererseits kommt herbe Kritik von muslimischer Seite: Das
staatliche türkische Religionsamt forderte am Donnerstag eine
Entschuldigung von Benedikt XVI. Auch muslimische Verbände in
anderen Ländern zeigten sich irritiert. Der
Chef der türkischen Religionsbehörde, Ali Bardakoglu, sagte
nach Angaben der Agentur Anadolu, die Papst-Äußerungen müßten zurückgenommen
werden. Benedikt XVI. habe eine „Kreuzfahrermentalität” und eine
„feindselige Haltung” an den Tag gelegt. Die Christen sollten erst
einmal erklären, wie ihre Religion mit der Vernunft in Einklang
gebracht werden könne. Der Generalsekretär des Zentralrats der
Muslime, Aiman Mazyek, sagte der Zeitung „Tagesspiegel”, es
falle ihm „schwer zu glauben”, daß der Papst „gerade im Verhältnis
zur Gewalt die Grenze zwischen Islam und Christentum” sehe. Schließlich
sei auch die Geschichte des Christentums blutig gewesen - „man denke
nur an die Kreuzzüge oder die Zwangsbekehrungen”.
Der Vorsitzende des deutschen Islamrats, Ali Kizilkaya, verwies
darauf, daß Benedikt XVI. zu Beginn seines Besuchs an die Politik
appelliert habe, den Dialog der Kulturen und Religionen zu verstärken.
Das sei allerdings „kein positiver Beitrag dazu”. „Wenn wir alle
in die historische Kiste greifen wollten, dann wäre der Dialog kaum möglich.”
Der Vorsitzende des französischen Islamrats, Dalil Boubakeur,
verlangte vom Papst eine „Klarstellung”. Die katholische Kirche müsse
deutlich machen, daß sie den Islam als Religion sehe und nicht mit
dem Islamismus gleichsetze, der eine „politische Ideologie” sei,
sagte Boubakeur. Kritik gab es auch aus Kuweit, Marokko und Pakistan (FAZ). Der
stellvertretende Vorsitzende der türkischen Regierungspartei AKP, Salih
Kapusuz, erklärte, der Papst werde wegen seiner Äußerung als
negative Figur in die Geschichte eingehen wie Hitler und Mussolini.
Kardinal Ratzinger hatte die Türken schon vor seiner Wahl zum Papst
mit seiner Ablehnung der türkischen EU-Mitgliedschaft verärgert.
Dann ließ er sich von dem griechisch-orthodoxen Patriarchen Bartholomäus
in die Türkei einladen. Diese für Ende November geplante Reise sorgt
schon seit Monaten für böses Blut, vor allem unter Nationalisten (taz).
Die größte Organisation islamischer Staaten OIC warf dem
Papst vor, er habe eine „Verleumdungskampagne“ gegen den Islam und
den Propheten Mohammed begonnen. Der Leiter der Moslem-Brüderschaft, Mohamed
Mahdi Akef, forderte eine Entschuldigung des römisch-katholischen
Kirchenoberhaupts. Er rief alle moslemischen Staaten dazu auf, mit dem
Abbruch ihrer Beziehungen zum Vatikan zu drohen, sollte der Papst
seine Äußerungen nicht zurücknehmen. Das pakistanische Parlament
verurteilte in einer einstimmig verabschiedeten Resolution die
Bemerkungen des Papstes. (Welt),
in der es heißt, die Äußerungen Benedikts verletzten die Gefühle
der Muslime, erzeugten eine Kluft zwischen den Religionen und stellten
einen Verstoß gegen die UN-Menschenrechtskonvention dar (FAZ).
Der Vorsitzende des Aussschusses für Religionsdialog im ägyptischen
Parlament, Fawi Zezzaf, nannte den Papst gar einen „Lügner“
und warnte, daß schon die Mohammed-Karikaturen der dänischen
Zeitung „Jyllands-Posten“ eine wütende Antwort „der
muslimischen Massen“ ausgelöst hätten: „Was wird wohl die
Reaktion auf derartige Aussagen sein?“ Muslimische Gelehrte in
Indien kritisierten die Äußerungen des Papstes als
„unverantwortlich“ und „blasphemisch“, so auch der angeblich
gemäßigte "Muslimmarkt", der Papa Ratzi ebenfalls
"Gotteslästerung" vorwirft (FAZ).
Der Muslim Council of Britain (MCB) verlangt, dass der Papst
die Ansichten des byzantinischen Kaisers zurückweist. Szenen wie nach
dem "Karikaturenstreit" von vor sieben Monaten
drohten sich gestern im Gaza-Streifen zu wiederholen. Palästinenser
verübten einen Sprengstoffanschlag auf eine katholische Kirche.
Die selbst gebaute Bombe hat laut Polizei nur Sachschaden angerichtet.
Der palästinensische Regierungschef Ismael Hanijeh fordert den
Papst auf, seine Angriffe gegen die Religion von mehr als 1,5
Milliarden Menschen weltweit einzustellen (taz 16.9.06).
Maskierte
Männer einer Gruppe, die sich "Löwen des Monotheismus"
nennt, warfen mehrere Brandbomben
auf die Anglikanische Kirche in Nablus. Ein zweiter Anschlag wurde auf
eine Griechisch-Orthodoxe Kirche verübt.
Islamisch-fundamentalistische Websites drohen mit der „Ausradierung
Roms“. In der somalischen Hauptstadt Mogadischu wurden am
Sonntag eine italienische
Nonne und ihr Leibwächter erschossen. In Kreisen der
islamistischen Machthaber wurde nicht ausgeschlossen, dass die Tat in
Zusammenhang mit den Äußerungen des Papstes stand. Der oberste Führer
Irans, Ajatollah Ali Chamenei, nannte die "empörten
Reaktionen" in der muslimischen Welt "verständlich".
Die Papst-Äußerungen seien ganz auf der Linie der amerikanischen
"Verschwörung" gegen den Islam. In einer Ansprache sagte
er, die Passagen der Papst-Rede in Regensburg seien das "letzte
Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug". Vorausgegangen seien
der Papst-Rede die Veröffentlichung "beleidigender"
Karikaturen des Propheten Mohammed und Äußerungen westlicher
Politiker.
Die Islamische Aktionsfront (IAF), Jordaniens stärkste
Partei, las aus den jüngsten Äußerungen des Papstes kein Bedauern
heraus, sondern eine neue "Beleidigung" der islamischen
Religion. Im Irak sowie in Syrien kam es zu Protesten mit einigen
hundert Demonstranten. Im irakischen Basra gingen dabei deutsche
und amerikanische Fahnen in Flammen auf. Mehrere hundert Schiiten
forderten von Benedikt ebenfalls eine "Entschuldigung". Al-Qaida
hat in Reaktion auf die Papstrede dem Westen einen heiligen Krieg
angedroht, bis der Islam die Weltherrschaft erlangt habe.
"Ihr Ungläubigen und Despoten, wir werden unseren Dschihad
fortsetzen und niemals aufhören, bis Gott uns hilft, eure Hälse
abzuschneiden und das flatternde Banner des Monotheismus weht und
Gottes Herrschaft über alle Völker und Nationen errichtet ist",
hieß es darin. Der Papst wurde als "Anbeter des Kreuzes"
bezeichnet, der mit dem Westen zum Untergang verdammt sei. "Wir
werden das Kreuz zerbrechen", hieß es. Nach einem Sieg im
Dschihad werde es für die Unterlegenen nur die Möglichkeit geben,
zum Islam überzutreten oder "mit dem Schwert getötet zu
werden". Die kurdisch-irakische Extremistengruppe Ansar
al-Sunna drohte wegen der Äußerungen von Papst Benedikt XVI. mit
Angriffen einer "islamischen Armee" auf Rom.(SPIEGEL,
18.9.06). Der einflussreiche islamische Würdenträger Scheich Jussuf
al-Kardawi (Chef der sogenannten Weltunion der moslemischen
Ulama) hat weltweit zu einem "Tag des friedlichen Zorns"
aufgerufen. Er rief im katarischen Fernsehsender al-Dschasira Muslime
auf, mit Demonstrationen und Sit-ins nach der Freitagspredigt in den
Moscheen gewaltlos gegen das katholische Kirchenoberhaupt zu
protestieren. Kardawi warf dem Papst vor, sich mit seiner Klarstellung
am Sonntag nicht wirklich entschuldigt zu haben. "Das sind keine
Entschuldigungen. Das ist ein an die Muslime gerichteter Vorwurf, dass
sie seine Worte nicht verstanden haben", sagte er al-Dschasira.
Solange Benedikt XVI. seine Worte nicht zurückziehe, werde der Dialog
zwischen Muslimen und Christen eingestellt. (SPIEGEL).
Befremdlich erneut die Reaktion eines führenden Grünen: Volker
Beck findet die Aussagen Ratzingers über den Islam
"einseitig", CSU-Mann Hartmut Koschyk hingegen meint,
die islamische Welt müsse sich selbstkritisch mit Auslegungen ihrer
Religion auseinander setzen, „die der Anwendung von Gewalt Vorschub
leisten und zu Fanatismus, Hass und Intoleranz gegenüber Juden und
Christen aufrufen“. Die Bundesregierung ihrerseits bemüht sich um
einen Dialog, etwa bei der geplanten Islamkonferenz Ende des
Monats (Welt).
Bundeskanzlerin Merkel
bekräftigt, was Benedikt XVI. deutlich mache, sei „eine
entschiedene und kompromißlose Absage an jegliche Anwendung von
Gewalt im Namen der Religion“. Die FAZ
sieht den Kampf der Kulturen nahen: Nimmt man den Sturm der
Entrüstung, der mittlerweile über Papst Benedikt XVI. hinwegfegt,
als Gradmesser der Spannungen zwischen islamischer und westlicher
Welt, dann ist der „Konflikt der Zivilisationen” auf dem besten
Weg, sich zu einem veritablen Kampf zu entwickeln. Christian
Geyer bringt es auf den Punkt: "Was zeigt mehr als
diese völlig unverhältnismäßigen Reaktionen, daß hier das
richtige Thema angeschnitten wurde? Die scharfmacherischen Töne, die
jetzt aus der islamischen Welt erklingen, machen spätestens jetzt
eines ganz klar: daß der Papst in Regensburg nicht als Anwalt
irgendwelcher partikularer kirchlicher Sonderinteressen auftrat,
sondern als Anwalt der säkularen westlichen Welt. Jetzt rächt sich,
daß man auch im Westen hier und da versucht, den Karikaturenstreit
zum Anlaß zu nehmen, um religiöse Gefühle unter so etwas wie
Artenschutz zu stellen, an dem das Recht auf freie Meinungsäußerung
seine Grenze finden soll. Der Westen muß auch in diesem neuerlichen
Fall darauf beharren, daß wir in jedem Fall auf dem Recht bestehen,
zu sagen, zu lesen, zu hören und zu sehen, was wir wollen. Wo dies
der Verfassung des Gemeinwesens widerspricht, sind die Gerichte zuständig.
Alles andere, der rechtspolitische Verweis auf verletzte religiöse
Gefühle, führt in eine Rhetorik der Unfreiheit, der Inhumanität."
In der taz kommt
der Theologe Rainer Kampling zu Wort: "Der Papst
ist Opfer seiner eigenen Forderung geworden, mehr Ehrfurcht vor
Religion zu haben. Ich weiß auch gar nicht genau, worüber sich die
Muslime eigentlich empören: Dass der Papst einen Kaiser zitiert hat?
Oder über das Zitat des Kaisers? Oder geht es um die Benennung der
Tatsache, dass der Islam in weiten Teilen seiner Geschichte genauso
wenig friedfertig war wie das Christentum?"
Nach den Protesten in der islamischen Welt, läßt der Papst
klarstellen, was er gemeint hatte. Er wollte die Muslime nicht
beleidigen, läßt er mitteilen. Alan
Posener resümiert daraufhin: "Es wirkt wie ein Treppenwitz
der Geschichte. Ausgerechnet diesem Papst, der den Dialog der
Kulturen fördern wollte, schlägt nun der geballte Hass des
Islams entgegen. Ausgerechnet dieser Papst, der im Streit um die Mohammed-Karikaturen
den Westen kritisierte, weil er die Freiheit der Religionskritik über
die Achtung vor dem Heiligen stelle, muss sich nun vorwerfen lassen,
hinter der damaligen Beleidigung des Propheten stehe niemand anders
als der Vatikan. Es wäre schade, wenn Benedikt aus dem
Regensburger Fiasko den Schluss zöge, muslimische Befindlichkeiten in
Zukunft zu schonen".
Bleibt die Frage, ob die Formulierungen des Papstes "unglücklich
gewählt" waren, wie manche Beobachter meinen, oder ob Benedikt
XVI. eine neue, selbstbewusstere Haltung der katholischen Kirche
gegenüber dem Islam eingeläutet hat. John
Voll, Leiter des Zentrums für muslimisch-christliche Verständigung
an der Washingtoner Georgetown-Universität, folgt genau dieser These.
"Es ist der nächste Schritt, nachdem Johannes Paul II. die Türen
zu öffnen begann", sagte er. Benedikts Rede enthalte Nuancen,
die bislang nicht genügend gewürdigt wurden - sie verrate ein tiefes
Unbehagen angesichts der gegenwärtigen Lage der Christen in der
muslimischen Welt. Voll sieht die Rede als Startsignal und erwartet,
dass der Vatikan seine Vertreter in muslimischen Ländern bald
instruieren wird, stärker auf Einschränkungen der
Glaubensfreiheit für Christen in muslimischen Ländern hinzuweisen.
Benedikt XVI. hatte das Konzept des Heiligen Krieges (Dschihad)
indirekt als vernunftwidrig bezeichnet und "Vernunft" zum göttlichen
Grundprinzip erhoben. Mit anderen Worten, Dschihad ist gotteswidrig.
Das wird in der muslimischen Welt als Frontalangriff des katholischen
Kirchenoberhauptes gegen den Koran gesehen. Die Frage ist, wie stehen
Muslime zu heiliger Gewaltausübung, ob nun Dschihad, islamischer Terror
oder Steinigungen oder Köpfungen für Ehebrecherinnen.
Bei allem Furor könnte noch Gutes daraus entstehen, meint ein
Kommentator in Die
Welt, wenn Muslime diesem Thema nicht ausweichen, sondern sich
fragen, ob es Widersprüche gibt zwischen den Konzepten "Dschihad"
und "Religion des Friedens" und ob Gott das Töten von
Menschen erlaubt. Wo Rudolph Walter in der taz
bei Ratzinger eine "in Samt verpackte Brandrede" sieht, den
Versuch, "Feuer mit Benzin zu löschen", schreibt Claus
Christian Malzahn zurecht im Spiegel:
"Das politische
Kalkül der Proteste ist klar: Eine Auseinandersetzung zwischen
Christentum und Islam soll es nur innerhalb der Spielregeln geben, die
vom politischen Islamismus festgelegt werden. Darauf kann freilich
verzichtet werden. Wer sich auf diesen "Dialog" einlässt,
gibt sich und die Meinungsfreiheit auf. Was kommt denn als nächstes?
Vielleicht die Ansage, dass Allah sich angesichts der vielen Frauen,
die im Sommer im Bikini durch Europa laufen, beleidigt fühlen könnte.
Oder durch Mettwurstbrötchen. Einen Anlass für den Kampf der
Kulturen werden die militanten Islamisten immer finden. Und es wird
sie begeistern, dass Zeitungen wie die "taz"
sich heute nicht entblöden, den Papst "auf Kreuzfahrt" zu
verorten." Der Greifswalder Althistoriker
Egon Flaig versteht die Regensburger Rede
des Papstes als berechtigten Hinweis auf die kriegerisch-imperialistischen
Züge des Islam, und illustriert diese Auffassung
mit Beispielen aus der Weltgeschichte.
Am Sonntag kommt eine lahme Entschuldigung des Papstes, er sei
völlig missverstanden worden: Beim Angelusgebet in Castel Gandolfo
sagte er, das „mittelalterliche Zitat“ habe „in keiner Weise
mein persönliches Denken ausgedrückt“. Er sei „zutiefst betrübt
über die Reaktionen, die ein kurzer Passus meiner Rede
hervorgerufen“ habe. Der „wahre Sinn“ seiner Worte sei „in
ihrer Ganzheit eine Einladung zu einem freimütigen und aufrichtigen
Dialog unter großem gegenseitigen Respekt“ gewesen: „Ich hoffe,
dass dies dazu dient, die Gemüter zu beruhigen.“ (Rückzug in drei Etappen — Tagesspiegel,
17.9.06). Hendryk M. Broder verweist zurecht darauf, dass der
Furor damit nicht beseitigt wurde, nur aufgeschoben: "Den
Vorwurf, sie hätten ein gestörtes Verhältnis zur Gewalt,
beantworten militante Muslime mit der Drohung, jeden umzubringen, der
ihnen das unterstellt" (Eine Orgie der Entrüstung — Tagesspiegel,
20.9.06). Andrew
G. Bostom: The Pope, Jihad, and “Dialogue”
(The American Thinker,
September 17th, 2006).
DAVID VAN BIEMA, Jeff Israely:
The
Passion of the Pope. To show that Islam sees God as so
transcendent that reason is extraneous, Benedict cited
an 11th century Muslim sage named Ibn Hazm. To
establish the connection between this position and violence, he quoted a
15th century Christian Byzantine Emperor (and head of the Byzantine, or
Eastern, Church) named Manuel II Paleologus. Manuel II
Paleologus criticized Muslims for "spreading [their faith] by
the sword," both because "God is not pleased by blood" and because true
conversion depended on reason. "Show me just what the Muhammad brought
that was new," Paleologus said, in a passage quoted by Benedict, "and
there you will find things only evil and inhuman."....Yet
Benedict's argument was slapdash and flawed. His sage,
Ibn Hazm, turned out to have belonged to a school with no
current adherents, and although reason's primacy is debated in Islam, it
is very much part of the culture that developed algebra.
Paleologus' forced-conversion accusation misrepresents the
sweep of Muslim history, since more often than not, Islam has left
religious groups in conquered territory intact, if hobbled. And assuming
that a punctilious scholar like Benedict really wanted to engage on
Islam and violence, why do it through the idiosyncratic lens of an
embattled king in the 1400s who made his name partly for his efforts at
drumming up enthusiasm for a new Crusade? Says a high-ranking Western
diplomat in Rome: "It was time to let the rabbit out of the can, and he
did. I admire his courage. Part of the Koran lends itself to being
shanghaied by terrorists, and he can do what politicians can't." Unlike
the holy books of Judaism and Christianity, the Koran and Hadiths
contain verses precisely regulating the conduct of war and exhorting
Muslims to wage battle against various enemies. The bellicosity of some
Koranic passages owes much to the fact that they were written at a time
when Muslims were engaged in almost constant warfare to defend their
religion. But when suicide bombers today go to their fates with the
Koran's verses on their lips, it invites questions about Islam's
credentials as a religion that is willing to police its own claims of
peace and tolerance. As conservative Catholic scholar Michael
Novak points out, the Vatican's pacifism gives Benedict
unmatched moral standing to press this point. "Being against war, he can
say tougher things ... than any President or Prime Minister can. His
role is to represent Western civilization." But: "Quite frankly," says
Father Thomas Reese, a senior research fellow at the
Woodstock Theological Center in Washington, an independent nonprofit
institute at Georgetown, "the Pope and the Muslims are on the same page
on abortion. They [agree on] relativism and consumerism, hedonistic
culture, sex and violence, Palestinian rights." (Time, Nov. 19, 2006).
Father Richard John Neuhaus, editor in chief of First
Things, a monthly magazine on religion, culture and public life:
What
the Pope Gets Right. For a thousand years, from the days of
Muhammad in the 7th century, Islam enjoyed a run of triumphant conquest,
interrupted only momentarily by the Christian Crusades. The time of
conquest lasted until the failed siege of Vienna in 1683. After Vienna,
and most dramatically under 19th and 20th century Western colonialism,
Islam was sidelined from history--one of the main sources of the rage
and resentment of today's jihadists. The jihadists believe their time of
resumed conquest has come. Through terrorism and the mass immigration of
Muslims in Europe, the jihadists are pressing for the reversal of the
military outcome of 1683. This is the context in which Benedict
attempted to make a larger point at Regensburg. He acknowledged that
Christians have sometimes had a problem, and he suggested that Muslims
still have a problem, in understanding the relationship between faith
and coercion. Violence, said the Pope, is the enemy of reason. Violence
has no place in the advancing of religion. To act against reason is to
act against the nature of God. The violent responses to the Pope's
speech reflect the belief of jihadist groups, such as al-Qaeda, that
their religion mandates the use of any means necessary, including
suicide bombers and the mass killing of civilians, to bring about the
world's submission to Islam. In an Oct. 12 "Open Letter to His
Holiness Pope Benedict XVI," 38 distinguished Islamic religious
authorities, including Grand Muftis in Turkey, Egypt, Russia, Syria,
Kosovo, Bosnia and Uzbekistan, wrote that "jihad ... means struggle, and
specifically struggle in the way of God. This struggle may take many
forms, including the use of force." The signers delicately criticized
some acts of Muslim terrorism, such as the killing of a nun in Somalia,
but failed to address the relationship between
religion and politics in Islam, or whether the "maintenance of
sovereignty" includes, as radical jihadists claim, the violent
reconquest of Western lands that were once Muslim. Whether out of
conviction or fear of being targeted by terrorists,
the 38 did not frontally reject the linkage between violence and the
advance of Islam. It is noteworthy, however, that the Pope has
not retreated from his challenge to Islam. Moreover, under his
leadership, the Vatican has taken a much stronger line in insisting on
"reciprocity" in relations with Islam. Mosques proliferate throughout
cities in the West, while any expression of non-Islamic religion is
strictly forbidden in many Muslim countries. In the Vatican and
elsewhere, the feeling has been growing that the way of tolerance,
dialogue and multicultural sensitivity can no longer be a one-way
street. (Time, Nov. 19, 2006).
Tariq Ramadan:
Where
He's Still in the Dark. Ramadan claims, without explicitly
referring to Edward Said, for Benedict
Islam "is another thing; it is the Other." "Benedict's
narrow definition of European identity is deeply troubling and
potentially dangerous. This is what Muslims must respond to: the
tendency of Westerners to ignore the critical role that Muslims played
in the development of Western thought. Those who "forget" the decisive
contributions of rationalist Muslim thinkers like al-Farabi (10th
century), Avicenna (11th century), Averroes
(12th century), al-Ghazali (12th century), Ash-Shatibi (13th century)
and Ibn Khaldun (14th century) are reconstructing a Europe that is not
only an illusion but also self-deceptive about its past." Ramadan, of
course, "forgets" that these critical thinkers were not at all islamic
mainstream, two of them even being Jews. Ramadan
concludes: "Rather than focus on differences, the true dialogue between
the Pope and Islam, and between secularized societies and Islamic ones,
should emphasize our common, universal values: mutual respect of human
rights, basic freedoms, rule of law and democracy." Here Ramadan again
ignores basic facts: Which islamic country observes these ideals? Look
to Turkey, see the link below. (Time, Nov. 19, 2006).
(Remarks by webmaster).
Open Letter to His Holiness Pope Benedict XVI by 38 Leading
Muslim Scholars and Leaders.
George Weigel: A
Question of Freedom. There is a link between what
Benedict XVI thinks he's doing during his Turkish pilgrimage
and the world's expectations of another episode in the confrontation
between the West and Islam. That link involves the dramatic restrictions
under which Patriarch Bartholomew and the Ecumenical
Patriarchate must operate, thanks to the obstacles put in the
patriarchate's path by the Turkish government--restrictions that raise
serious questions about Turkey's ability to meet EU human-rights
standards. It is Turkish law, not the canons of the Orthodox Church,
that determines who is eligible to be elected ecumenical patriarch, and
Turkish law limits the pool of possible candidates to Turkish citizens
living in Turkey. The Turkish government closed the patriarchate's
seminary, the Theological School of Halki, in 1971, and has refused,
despite numerous requests, to reopen it. Turkey will not grant the
Ecumenical Patriarchate legal "personality," in defiance of the Lausanne
Treaty of 1923, which defined the legal position of minorities in Turkey.
The Turkish government blocks work permits for non-Turkish citizens who
wish to work at the Ecumenical Patriarchate. The Ecumenical Patriarchate
is not permitted to own property; thus it owns none of the churches
under its religious jurisdiction. Turkish authorities have also
confiscated houses, apartment buildings, schools, monasteries and lands
that were once owned by the Ecumenical Patriarchate; the state seized
the patriarchate's 36 cemeteries, which are now the property of various
legal subdivisions of the city of Istanbul; and, earlier this year, the
state confiscated the boys' orphanage run by the patriarchate (which is
the oldest wooden building in Europe and of great historical value). The
Turkish government also determines who may teach in the elementary
schools that serve the Orthodox community, and enforces a six-year "approval"
process to control the flow of books to Orthodox school libraries. No
Christian community in the West would tolerate such conditions, which
involve violations of basic human rights.
(Newsweek, Oct 15, 2007).
George Weigel:
How Benedict
XVI Will Make History. The master teacher who
follows John Paul is a moral leader who's begun an unprecedented
conversation with Islam. By quoting a Byzantine emperor's sharp
critique of Islam, Benedict XVI drew worldwide
criticism. Others, however, including significant personalities in the
complex worlds of Islam, took the pope's point about the dangers of
faith detached from reason quite seriously. And over the ensuing 19
months, there have been potentially historic tectonic shifts going on,
both within Islam and in the world of interreligious dialogue.Benedict
has received two open letters from Muslim leaders; the October 2007
letter, "An Open Word Between Us and You," proposed a new dialogue
between Islam and the Vatican. That dialogue will now be conducted
through a Catholic-Muslim Forum that will meet twice
yearly, in Rome and in Amman, Jordan. The forum will address two issues
that Benedict XVI has insisted be the focus of
conversation: religious freedom, understood as a human right that
everyone can grasp by reason, and the separation of religious and
political authority in the modern state. Perhaps even more important,
given his influence in Sunni Islam, King Abdullah of Saudi
Arabia visited Benedict XVI in November 2007.
Subsequently, the king announced his own interfaith initiative, aimed at
drawing representatives of the three monotheistic faiths into a new
conversation, and negotiations between the Holy See and Saudi Arabia
opened on building the first Catholic church in the kingdom. (A new
Catholic church, also the first of its kind, recently opened in Doha,
Qatar.) In addition to reshaping the dialogue between Catholicism and
Islam, Benedict XVI has made significant changes in the
Vatican's intellectual approach to these volatile issues. Catholic
veterans of the interreligious dialogue who did not press issues like
religious freedom and reciprocity between the faiths have been replaced
by scholars who believe that facing the hard questions helps support
those Muslim reformers who are trying to find an authentic Islamic path
to civility, tolerance and pluralism. Thus Benedict XVI
has quietly put his pontificate behind the forces of Islamic reform—and
may have found a crucial ally with a Saudi king who is wrestling with
Wahhabi extremism in his own domain. NEWSWEEK, Apr 12, 2008.
Kommentar der Redaktion:
Das ganze Geschwätz vom Dialog der Kulturen
wird zu nichts Gutem führen. Es lenkt nur ab. Was könnte denn als Positivum eines
solchen Dialogs angesehen werden? Dass sich die Gläubigen nicht mehr
gegenseitig an die Gurgel gehen? Das ist kaum anzunehmen. Die Moslems
können nicht mal Frieden untereinander halten, schon gar nicht
können sie in ihrer heutigen Verfassung Toleranz gegenüber anderen
"Buchgläubigen" (Juden und Christen), noch gegenüber
Atheisten oder anderen "Ungläubigen" (Hindus, Buddhisten
usw.) üben. Schon der Hinweis des obersten Katholiken auf Mohammeds
Methode der Ausbreitung des Islams durch Feuer und Schwert, also einer
allgemein bekannten Tatsache, wird als Beleidigung aufgefasst und nach
einer Entschuldigung verlangt, und das nicht etwa von
fundamentalistisch/islamistischer Seite, sondern von angeblich
moderaten Moslems. Bleibt zu hoffen, dass Ratzinger hier zu
seinem Wort steht und sich nicht entschuldigt. Kritisiert werden muss
er aus einer völlig anderen Sicht. Nicht die säkulare Kritik ist ein
Sicherheitsrisiko, die ist nämlich vernunftmäßig fundiert, sondern
Ratzingers Irrglaube, seine Frömmigkeit könnte einen Wall
gegen die Anmaßungen der Mohammedaner bilden. Im Zweifel verbünden
sich die Gläubigen gegen die Vernunft. So verurteilte Ratzinger
die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen in Dänemark
genauso wie die Moslems. Blasphemie würden sie gemeinsam unter
Strafe stellen. Nur deren Ausmaß wäre vielleicht unterschiedlich: Hier
Knast, dort Steinigung. Isioma Daniel, Salman Rushdie, Theo van Gogh
und andere können uns da aufklären. Ali
Bardakoglu ist die höchste Autorität der islamischen
Religion in der Türkei. Er behauptet allen Ernstes, jemanden mit
Gewalt zum Glauben zu zwingen sei im Islam nicht akzeptabel. Es gäbe
im Islam weder eine Lehre, die Gewalt als ein legitimes Mittel sieht,
Menschen zu bekehren, noch gäbe es in der islamischen Geschichte ein
solches Beispiel. Gewalt sei nur als Selbstverteidigung zulässig. Die
Ausbreitung des Islam mit Feuer und Schwert bis nach Poitiers
und Wien ist demnach nur "Selbstverteidigung"
gewesen. Wenn diese Logik noch heute gilt, dann befinden wir uns nach
wie vor mitten im Krieg. Der von Ratzinger bemühte
orthodoxe Kaiser Manuel
II. Palaiologos suchte Hilfe gegen die anstürmenden Moslems
im Westen, in Rom. Er erhielt sie nicht und Byzanz ging unter.
Der byzantinische Dom im alten Konstantinopel ist seitdem die
Moschee Hagia Sophia mit Minaretten an allen vier Ecken. Sieht
sich Benny in Manuels Nachfolge, will er wirklich die
Vernunft gegen den Dschihad retten? Dann müsste er sich allerdings
eher mit den von ihm so geschmähten Rationalisten, Säkularisten
und Atheisten verbünden anstatt auf die ganz große Ökumene
der drei abrahamitischen Religionen zu hoffen. Letzteres könnte nur
erneut im Mittelalter enden.
Nachtrag: Ratzinger als potentieller Loser. Sein Versuch, die islamischen Gemüter zu
beruhigen, indem er sich vom Zitat des orthodoxen Kaisers Manuel II.
distanziert, das er in Regensburg in seiner Rede benutzte, kommt einem
Kotau vor den Randalierern gleich und wird dennoch nicht als
Entschuldigung angenommen. Statt auf Dialog setzen die gemäßigten
"Beleidigten" auf Protest und die radikalen auf Krieg.
Gemäßigte und Radikale haben offenbar die gleichen Ziele, nur in
ihren Methoden unterscheiden sie sich, noch. Anyone who describes
Islam as a religion as intolerant encourages
violence,” said Pakistani Foreign Ministry spokeswoman Tasnim
Aslam. Indeed.
Die italienische
Presse glaubt, Ratzinger habe ohnehin keinen Gefallen am
"interreligiösen Dialog". Wenn es ihm nur um sein
identitäres Projekt geht, also der Festigung des katholischen Dogmas,
warum dann die Farce einer Entschuldigung? Musste er sich einer
nostalgischen Wojtyla-Revolte, die auf den Dialog zwischen
allen Religionen setzt, in der Kurie beugen, wie es die italienische
Presse suggeriert?
Nochmals: Weder brauchen wir einen identitären Katholizismus,
noch einen ohnehin verlogenen Dialog. Wir brauchen stattdessen
Vernunft und Klartext. Ratzinger versucht alles unter einen Hut
zu bringen, also obsoletes Dogma und Ratio, interreligiöse Ökumene
und moderne, demokratische Gesellschaft, was einer Quadratur des
Kreises gleich kommt. Falls er aus dieser Affäre nicht die
richtigen Schlüsse zieht, sich also für eine Seite und für die
strikte Trennung von Staat und Religion entscheidet, wird er ein
bloßer Übergangspapst bleiben, also scheitern.
Spiritualität ist spätestens seit der amerikanischen und
französischen Revolution Privatsache und muss es bleiben. Alles
andere bedeutet Unfreiheit und letztendlich Krieg.
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