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Gerd Conrad

Starbuck - Holger Meins

Ein Porträt als Zeitbild

Espresso-Verlag, Berlin 2001

empfohlen von Günter Langer in blz 10/2001:

68 und der Tod

Das Jahr 2001 sah wie aus heiterem Himmel kommend eine nationale Geschichtsaufarbeitung einer Zeit, die für unsere Schülerinnen und Schüler "grau" bzw. "bunt" erscheint. Wer heutige Jugendliche nach 68 befragt, erhält meist die Antwort, "ach die Hippiezeit" und sie freuen sich, wenn der Lehrer sagen kann, er sei auch dabei gewesen, er hätte auch lange Haare gehabt, Haschisch geraucht etc. Außerparlamentarische Opposition (APO), Republikanische Clubs, Kritische Universitäten und dergleichen mehr sind praktisch der Vergessenheit anheim gefallen, von den Ursachen der Revolte ganz zu schweigen.

Am 2. Juni 1967 gab Polizeiobermeister Kurras den Startschuss ins Genick des Studenten Benno Ohnesorg für die umfassendste und längste Revolte, die das geteilte Deutschland nach dem 2. Weltkrieg erlebt hat (die Revolte der DDR-Arbeiter am 17. Juni 53 wurde bekanntlich in wenigen Tagen niedergewalzt und vollendete sich erst 89 innerhalb weniger Wochen). Im Revoltejahr 68 schieden vier Berliner Schülerinnen und Schüler freiwillig gemeinsam aus dem Leben, weil sie an den Verhältnissen verzweifelten und für die anvisierte Revolution keine Chance sahen. Der Philosophiestudent Georg von Rauch fühlte ähnlich und suchte den Tod im Untergrundkampf. Eine Polizeikugel traf ihn 1972 direkt zwischen die Augen. Aus dem gleichen Motiv heraus blieb es einem Absolventen der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin vorbehalten, seinen Tod langsam vor der Öffentlichkeit zu zelebrieren: Holger Meins starb, 33jährig, infolge seines Hungerstreiks am 9. November (!) 1974 in der Vollzugsanstalt Wittlich.

Die 68er zahlten oft einen hohen Preis für ihren Kampf um Gerechtigkeit und Freiheit. Wer verstehen will, weshalb sie das auf sich nahmen, warum sie zum Teil entsetzliche Fehler machten, einige lieber den Tod suchten, als das Gegebene hinzunehmen, wem Otto Schily und Rudi Dutschke ("Holger, der Kampf geht weiter") damals am Grab die letzte Ehre erwiesen, sollte zu dem jüngst erschienenen Buch "Starbuck - Holger Meins. Ein Porträt als Zeitbild" (Espresso-Verlag) von Gerd Conrad greifen. Es zeichnet akribisch den Lebensweg von Holger Meins nach, wie er vom christlichen Pfadfinder zum Kommunarden, Haschrebellen und schließlich zum Guerillakämpfer in der Roten Armee Fraktion mutierte, obwohl er fertiger Filmemacher war und eine glänzende Karriere vor sich hatte. Conrad, selbst Filmer, gelang ein optisches Kunstwerk. Es gelang ihm, eine große Zahl hervorragender Fotos, Poster, Zeitschriftencover usw. für diesen Band zusammenzustellen.

Geeignet insbesondere für den Einsatz in Gymnasium und Fachoberschule. Der Autor steht für Veranstaltungen zur Verfügung. Kontakt: mandala.vision@t-online.de