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besprochen von Anneke Hudalla, Burgel Langer, Jochen Staadt, Jürgen Werth 1. Anneke Hudalla Dass Geschichte vor allem die Gesamtheit individueller (Lebens-) Geschichten sei, ist eine Binsenweisheit. Vor allem das Fernsehen setzt zur Veranschaulichung historischer Ereignisse auf Augenzeugen, deren unmittelbares Erleben das große Ganze in all seinen Fassetten widerspiegeln soll -- mit paradoxen Folgen: In nicht endenwollenden Dokumentationsreihen lauschen wir unzähligen Erlebnisberichten, bis wir die einzelnen Lebensgeschichten nicht mehr auseinander halten können, bis das Individuelle völlig hinter dem Allgemeinen zurücktritt und wir uns verwirrt doch wieder auf die abstrakte Ebene des Geschichtslehrbuchs flüchten. Müssen wir also mit Sibylle Plogstedts Im Netz der Gedichte wirklich noch ein Kapitel erlebter Geschichte aufschlagen? Ja. Auch Plogstedts Bericht ist auf seine Weise typisch oder historisch repräsentativ: Als 23-jährige erlebt sie in Prag den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen mit. Politisches Engagement im tschechoslowakischen Widerstand und die Liebe zu einem Dissidenten führen schließlich im Dezember 1969 zu ihrer Verhaftung durch die CSSR-Behörden. Doch was die Geschichte der Plogstedt von anderen Erlebnisberichten aus kommunistischen Gefängnissen unterscheidet, ist die ungeheure Intensität und Intimität, mit der die Autorin den Leser mit in einen Strudel reißt, in dem sie selber auch nach ihrer Entlassung für dreißig Jahre wortwörtlich gefangen bleibt: Nicht die Verhöre, nicht die erniedrigenden Haftbedingungen oder die schlechte Versorgung sind es, die Sibylle ein normales Leben nach der Haft unmöglich machen. Im Zentrum des Buches steht die psychische Gebrochenheit, die der Gefängnisaufenthalt hinterlässt. Sibylle wird eine Zellengenossin zugewiesen, die ihr zunächst lange vermisste Gefühle wie Vertrautheit, Geborgenheit und Wärme vermittelt -- bis ein abrupter Verhaltenswandel Sybille an allem zweifeln lässt, worauf sich ihr Widerstand und ihr Durchhaltevermögen bisher gründete. Fesselnd wird geschildert, welche Reflexionsspiralen das scheinbar wahnsinnige Gebärden der Zellengenossin in Sibylle auslöst -- bis schließlich das eigene Urteilsvermögen selbst infrage steht. Ist Marta schizophren? Wird sie durch die Gefängnisleitung unter Drogen gesetzt? Oder spielt Marta nur die Verrückte? Arbeitet sie für die Staatssicherheit, um Sibylles Widerstand zu brechen? Auf welche Indizien ist Verlass, wenn keine der Koordinaten mehr feststeht? Völlig verstrickt in ein unentwirrbares Netz aus scheinbaren Beweisen, Gegenbeweisen, Vermutungen, Andeutungen können schließlich weder Sibylle noch der Leser mehr entscheiden, was wirklich passiert und was einer Einbildung geschuldet ist. Obwohl Sibylle Plogstedt ihr Hauptaugenmerk auf die Beziehung zu Marta richtet, erfahren wir viel vom größeren Kontext, in dem diese Geschichte steht: Von der teilweise naiven Haltung der jungen SDS-Aktivistin Sibylle, von den Konflikten innerhalb der westdeutschen Linken, von der Stasi, die Sibylle im Anschluss an ihre Rückkehr nach Berlin anzuwerben versucht, und schließlich auch vom aktuellen Umgang der Tschechischen Republik mit der kommunistischen Vergangenheit. Insbesondere der letztgenannte Punkt wirft ein bezeichnendes Schlaglicht darauf, wie paradox und spannungsreich das Verhältnis von individuell erlebter Geschichte und der Schulbuch-Historiografie tatsächlich ist. Sibylle Plogstedt hat sich aus therapeutischen Motiven für eine radikal individualistische Perspektive entschieden. Und bringt uns damit einen Teilaspekt der jüngsten europäischen Geschichte sehr viel näher als es viele wissenschaftliche Abhandlungen können. --Anneke Hudalla amazon.de2. Burgel Langer Sibylle Plogstedt: Im Netz der Gedichte. Gefangen in Prag nach 1968. Es begann Mitte der 90er Jahre. Ein Gefühl der Ohnmacht bemächtigte sich ihrer und brachte die Bausteine ihres Lebens ins Wanken. Panik stieg in ihr auf, Panik, dass sie aus dem Leben stürzen könnte. Wo hatte sie ihre Stärke verloren? Die Antwort findet sie in Prag. 1968, in jenem Jahr, als die Truppen des Warschauer Paktes in die tschechische Hauptstadt einmarschierten, um die Reformbewegung in der CSSR niederzuschlagen, war JB-Kollegin Sibylle Plogstedt als Soziologiestudentin an der Prager Universität eingeschrieben. Wenig später schloss sie sich der Bewegung der Revolutionären Jugend an. Im Dezember 1969 wurde sie von der Staatssicherheit verhaftet, zusammen mit ihrem Freund Petr Uhl und den anderen Mitgliedern der revolutionären Jugend. Eineinhalb Jahre verbrachte sie im Gefängnis. Dann wurde sie ausgewiesen. Ihre Spurensuche 30 Jahre später beginnt mit einem 70seitigen Brief an den ehemaligen, inzwischen schwer krebskranken Freund, sie stöbert in alten Briefen und den eigenen Stasiunterlagen, fährt nach Prag, trifft dort die ehemalige Zellengenossin Martha, eine Verrückte - und möglicherweise damals als Stasi-Agentin auf sie angesetzt. Noch einmal kommt alles hoch: das Trauma des Gefängnisaufenthaltes, die Verhöre, die Angst, im Gefängnis mit Drogen behandelt worden zu sein, das schlechte Gewissen, den Freund durch die Ausreise im Stich gelassen zu haben. "Einmal musste ich noch ganz dicht heran an das, was ich in Prag nach 1968 erlebt hatte, um es endlich loslassen zu können", schreibt Sibylle Plogstedt. "Ich musste wissen, was ich damals als 23-jährige gefühlt hatte, wie ich war und wie mich andere wahrgenommen haben. All das musste in mir auferstehen, wenn ich heute, mit weit über 50, endlich aus der Haft entlassen werden wollte." Sich mit der eigenen Geschichte, mit dem, was einem an Schrecklichem widerfahren ist, auseinanderzusetzen, erfordert viel Mut. Sibylle Plogstedt hat das sehr offen und selbstehrlich getan ohne anklagend oder weinerlich-selbstanklagend zu werden. Ein ebenso spannendes wie ermutigendes Buch. Rezensiert von: Burgel Langer Sibylle Plogstedt: Im Netz der Gedichte. Gefangen in Prag nach 1968. Chr.Links Verlag, Berlin 2001, 240 Seiten, 29,80 DM 3. Jochen Staadt Psychische
Zersetzung Sibylle
Plogstedt: Im Netz der Gedichte. Gefangen in Prag 1968. Christoph
Links Verlag, Berlin 2001. 198 Seiten, 29,80 Mark. Psychische
Folter ist schwer nachweisbar, weil sie keine sichtbaren Spuren
hinterläßt. In den Haftanstalten Sowjetrußlands wurde in den dreißiger
Jahren die Methode der Gehirnwäsche erprobt: Sie gehörte zum Arsenal
der „Großen Säuberungen". Die Zahl der überzeugten Parteigänger
des Sozialismus, die in den dreißiger Jahren in das Mahlwerk der
kommunistischen Sicherheitsapparate gerieten, geht in die
Hunderttausende. Die erste Welle des Säuberungsterrors richtete sich
vor allem gegen Trotzkisten und bolschewistische Intellektuelle. Wer
überlebte, mußte schweigen. In
der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden im Ostblock
die Methoden der Bearbeitung von politischen Häftlingen und
Regimekritikern verfeinert. Die physische Folter trat in den
Hintergrund, die psychische „Zersetzung", die Zerstörung der
Persönlichkeit von Dissidenten und Oppositionellen, trat an ihre
Stelle. Der Schriftsteller und Psychologe Jürgen Fuchs hat bis zu
seinem Tod im Jahr 1999 an Untersuchungen über derartige Zermürbungsstrategien
des DDR-Staatssicherheitsdienstes gearbeitet und Opfern zu helfen
versucht. Erst
nach dem Ende des real existierenden Sozialismus trat zutage, auf
welch detaillierte Weise die Apparate der kommunistischen
Geheimpolizei Persönlichkeitszerstörungen geplant und verwirklicht
haben. Für Sibylle Plogstedt hat es dreißig Jahre gedauert, bis sie
sich den Beschädigungen zuwenden konnte, die ihr in eineinhalb Jahren
kommunistischer Gefängnishaft zugefügt wurden. Jürgen Fuchs gehörte
zu denjenigen, die ihr zu einer persönlichen und politischen Rückbesinnung
rieten. Als
Studentin und Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS)
erlebte Frau Plogestedt im August 1968 den Einmarsch der Russen in
Prag. „Solch einen Widerstand hatte ich noch nie erlebt, keinen
Moment wollte ich verpassen." Sie verliebte sich in den Unabhängigkeitskampf
der Tschechen und Slowaken und in den Prager Studenten Petr Uhl. Mit
ihm arbeitete sie in der trotzkistischen Untergrundorganisation „Bewegung
der revolutionären Jugend", mit ihm und anderen
Gruppenmitgliedern wurde sie 1969 verhaftet und eingesperrt. Im
Prager Gefängnis unterzog man sie dann der verfeinerten
Sonderbehandlung, mit der Andersdenkende in kommunistischen
Haftanstalten mürbe gemacht wurden. Dazu gehörte die Isolierung der
politischen Häftlinge voneinander und die Verunsicherung durch Verhörspezialisten
und Mithäftlinge, die der Geheimpolizei zu Diensten waren. Sibylle
Plogstedt teilte ihre Prager Zelle mit einer Berufsbetrügerin, bei
der offenbar durch medikamentöse Stimulation schizophrene Schübe
ausgelöst wurden. Diese Frau war jedoch zwischen ihren Wahnanfällen
in der Lage, die Zellengenossin in eine emotionale Bindung zu
verstricken. Sie bemutterte die junge Deutsche und half ihr, die
tschechischen Sprachkenntnisse zu verbessern. In Momenten der Ruhe las
sie zum Trost selbstverfaßte Gedichte wie dieses: „Hör, mein Herz
spricht, / und wisse, es sind nicht nur Versprechen, / daß ich ein
Mensch bin, der lieben kann, / trotz meiner Fehler." Die
Poesie schuf Nähe, die weit über das Übliche des gemeinsamen
Gefangenendaseins hinausging. Intime Nähe verwandelte sich während
mehrtägiger schizophrener Schübe in unvermittelte Distanz. Es ist
eine Frage der Zeit, wie lange ein normaler Mensch vierundzwanzig
Stunden Tag um Tag mit einem geistig Verwirrten auf engstem Raum
durchhält. Sibylle Plogstedt gab nach eineinhalb Jahren auf und
stimmte einer Ausweisung aus der CSSR zu. Sie empfand das als
Niederlage, als Verrat an den mitgefangenen Gefährten und ihrem
Geliebten. Zurück
in West-Berlin, stürzte sie sich, um Schuld- und Ohnmachtsgefühle zu
überdecken, in hektische politische Betriebsamkeit. Zunächst als
trotzkistische Agitatorin, was zum jähen Ende ihrer Universitätskarriere
führte, weil das Kuratorium der Freien Universität Berlin 1976 ein
Berufsverbot gegen die Osteuropa-Wissenschaftlerin aussprach. Danach
gehörte sie zum Gründerkreis der radikal-feministischen
Frauenzeitschrift „Courage" und war nach deren Einstellung als
Redakteurin der sozialdemokratischen Parteizeitung „Vorwärts"
beschäftigt. Seit
1989 arbeitet sie als freie Journalistin und Autorin. Später fühlte
sie sich dann frei genug, um die lange Reise zurück in die Zeit des
Prager Frühlings, der Liebe und der Haft anzutreten: Nachforschungen
in den Prager Archiven der Geheimpolizei, Gespräche mit den alten Gefährten,
die später zur Charta 77 gehörten und heute zum Teil wichtige Ämter
bekleiden, und der Besuch bei der früheren Zellengenossin. Erst durch
die Wiedererscheinung der Vergangenheit konnte die Autorin das Gefängnistrauma
überwinden. Ihr stilles und nachdenkliches Buch schildert diesen
Prozeß der Aufarbeitung und beschreibt die Folgen der psychischen
Folter. Erzählt wird „nur" die eine, eigene Opfergeschichte.
Doch erst ein solch schmerzlicher Tiefenschnitt läßt verstehen,
warum es vielen anderen Opfern psychischer Zersetzungsmethoden so
schwerfällt, über ihre seelischen Verwundungen zu sprechen und deren
Langzeitschäden zu überwinden. JOCHEN.
STAADT in FAZ, September 2001 4. Jürgen Werth in
Radio Bremen Ich
habe zu Hause ein blaues Klavier So
fängt ein Gedicht von Else Lasker-Schüler an. Sibylle Plogstedt hat
es ihren Erinnerungen vorangestellt. Dabei hatte man sich gerade noch
verlesen und den Titel falsch entziffern wollen: "Im Netz der
Geschichte". So schien das Buch zu heißen. Denn es geht ja um
die Revolte von 1968 in Europa und anderswo. Aufgepasst: Statt
„Geschichte" heißt es: „Gedichte". Als
die zweiundzwanzigjährige Soziologiestudentin 1968 in Prag war, um
Material für eine Seminararbeit über Industriesysteme in Ost und
West zu suchen, da wurde sie am Morgen des 21. August von einem
Berliner Mitreisenden mit einem unsanften Ruf geweckt: „Die Russen
kommen!" In den nächsten Tagen und Wochen half Sibylle Plogstedt
mit ihrem VW‑Käfer wo immer sie konnte: Sie transportierte
Papier und Flugblätter durch die russischen Sperren. Sogar einen
illegalen Sender hatten Freunde, ohne ihr Wissen, hinter dem Rücksitz
versteckt Zurück
im Berliner Sozialistischen Deutschen Studentenbund musste die
Sympathisantin des Prager Frühlings erleben, dass viele Genossinnen
und Genossen den Aufstand der Tschechen und Slowaken ebenso
verachteten wie die Interventen der Warschauer Paktstaaten. Eine Enttäuschung.
Immer wieder tauchte der Berliner VW an der Moldau auf. Die Fahrerin
war nun keine Studentin auf Materialsuche, sondern eine Politikerin.
Sie verliebte sich in den Prager Aktivisten Petr Uhl, beteiligte sich
am Aufbau einer trotzkistischen Jugendorganisation und gehörte damit
zum Prager Untergrund. 1969
wurden Petr Uhl und Sibylle Plogstedt verhaftet und angeklagt.
Zusammen mit zwölf anderen. Er erhielt vier Jahre Gefängnis, sie
zweieinhalb. Sibylle Plogstedt schrieb dem Geliebten einen
siebzigseitigen Brief. Daraus ist ein Buch entstanden, an dem sie
lange gearbeitet hat. Sie hat das kleine und das grobe ABC der
psychischen Folter protokolliert. Als hätten die Behörden von der
seltsamen Verwandlung eines Menschen in einen Käfer gehört, wollten
sie Kafkas Leidensgeschichte als Lehrbuch des Quälens nutzen. Wie man
einen Andersdenkenden zerstört ohne ihn zu töten; - wie man die
Strategie einer Zermürbung praktiziert;
- wie man eine Persönlichkeit zersetzt;
- all das wird minutiös ausgebreitet. Von einem Opfer. Und
dass die Autorin davon erzählt und nicht etwa Material für eine
Seminararbeit über Gefängnissysteme in Ost und West präsentiert,
das macht die Spannung der Lektüre aus. Das
Buch ist eine Beschreibung von Netzwerken: Das Netz der
sozialistischen Rebellen, die das verhasste System umstürzen wollen;
das Netz der Diktatur, die ihr Bollwerk der Unterdrückung verteidigt;
- und das Netz der Gedichte. Jetzt sind wir im Zentrum der
Erinnerungen. Endlich verstehen wir den Titel. Denn Sibylle Plogstedt
teilte die Zelle zeitweise mit einer älteren Frau, Marta, die ein gefährliches
Gemisch verkörpert: sie ist dabei, die deutsche Mitgefangene zu verstören,
durch ihre immer wieder ausbrechenden schizophrenen Schübe. So
tauchen in der Zelle Gestalten auf, fantasierte Schatten. Schreie.
immer wieder Unterbrechungen des Schlafs. Und noch etwas, für das
Maria steht: Gedichte. Sie schreibt nämlich Gedichte. Zur Bannung der
Gespenster. Zur Umgarnung der jungen Mitgefangenen. Zur Renaturierung
eines im Betonbett gefangenen Wärmestroms. Beinahe
Marta
ist in der Zelle Mädchen für alles: die Schwester, die Mütterliche,
die Verzweifelte, die Sanfte, die Liebende, die von Bildern gepeinigte.
Die Zelle wird zu einem Ort des Unheimlichen. Die Autorin flüchtete
sich vor dieser Frau. Und nahm sie dennoch als ein Mittel der Stärkung.
Sie verdächtigte sie, ein Spitzel der Geheimpolizei zu sein. Und sie
liebte sie. "Marta las vor", so heißt es da, „ich träumte
mit der Musik der Sprache. Meine gestauten Gefühle kamen wieder in
Fluss. Die Zelle, die Gitter, die Eisentür und all die Verluste
traten in den Hintergrund. Ich suchte die Ruhe nach dem Gefühlssturm." An
die neun Monate Gefängnis
- die Gefangene wird ausgewiesen -
schließen sich schreckliche Lehrjahre der Gefühlsverwirrung
an. Sibylle Plogstedt hat die seelischen Folgekosten zu zahlen. Das
Gefängnistrauma wächst sich aus zu einer bleiernen Leere. Beschädigungen
werden spürbar, an denen die Autorin mehr als dreißig Jahre zu
leiden hat. Das Buch ist ein Kilometerstein auf dem Weg der Genesung.
Darin erinnert es an des Schicksal des Kunsthistorikers Aby Warburg,
auch er analysierte nach Jahrzehnten ein indianisches Schlangenritual
- und erlöste sich so aus psychischen Verstrickungen. Wenn
der Begriff „Ästhetik des Widerstands" einen Sinn hat, dann
bei diesem Protokoll einer Selbstbefreiung, das Sibylle Plogstedt
geschrieben hat. Mit dem üblichen Memoiren-Kunstgewerbe hat das
nichts zu tun. Hier ist eine Geschichte gelungen, deren Sog man sich
dank ihrer psychologischen Kriminalistik nicht entziehen kann.
Zugleich nehmen wir teil an einer Fahrt mit der Geisterbahn durch ein
politisches Räderwerk. Bleib
im Offenen, Freundin, möchte man Sibylle Plogstedt zurufen. Die Bitte
von Else Lasker-Schüler scheint auch ihre Bitte zu sein. Hoffentlich
wird sie nicht erfüllt. Ach
liebe Engel öffnet mir
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