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Bernd Schüngel weist nach:

Götz Aly fälscht Bernd Rabehl, um die 68er zu diffamieren.


Ein dreister Betrug.

Originalton Götz Aly über einen Text aus dem Jahre 1968, aus dem er Bernd Rabehl u.a. zitiert: 

„Im Übrigen machte er die Rentner verächtlich. Man bekomme ´ein Grausen´, wenn man sie nur sähe: ´Sie sitzen schon als Leichen dort auf der Bank.´ Die totalitäre Sprache und der Hang zum gewalttätigen Aktionismus, die sich in den Sätzen von Rabehl und Dutschke äußern, fielen nicht wenigen kritischen Geistern 1967/68 sofort auf.“
(Götz Aly: Machtübernahme. Die Väter der 68er. FR vom 30.1.2008)


D
iese Stelle benutzt Aly als wichtigen Beleg für seine These von der Gleichartigkeit und Gleichwertigkeit der NS- und der 68er-Bewegung.


Was Bernd Rabehl und seine SDS-Genossen wirklich sagten:

Bernd Rabehl: „... die Universität muss in die Gesellschaft übergehen; d.h. sie muss an den direkten Problemen dieser Berliner Gesellschaft arbeiten ... sich Gedanken darüber machen ... wie die Rentner, die alten Leute zu ihrem Alter, zu ihrem Menschsein zurückfinden können, statt in den Hinterhöfen in ihren engen Wohnungen herumzuhocken. ....

Christian Semler: Wir haben in Berlin den irrsinnigen Zustand einer rasch anwachsenden Veralterung. Wie kann man das Alter produktiv machen?

Bernd Rabehl: Die Voraussetzung dazu ist, dass die Verkindlichung und die vollkommene Apathie des Alters aufgelöst wird. Dazu müssen sie erst mal herauskommen aus ihren Höhlen, aus dem ganzen Milieu, das auf sie derartig bedrückend wirkt, dass sie nur dasitzen und auf den Tod warten. Wenn man die Leute auf den Bänken sitzen sieht, dann bekommt man ein Grausen, wenn man bedenkt, sie warten nur darauf, bis sie irgendwann einmal sterben, sie haben keine Ideen mehr, gar keine Vorstellungen, keine Hoffnungen, nichts mehr, für sie ist das Leben vorbei, und sie sitzen schon als Leichen dort auf der Bank. Die Alten müssen wieder hinein in die Zirkulationssphäre, aber auch in die Produktionssphäre, und zwar in ihre ehemaligen Werkstätten; wie viele alte Leute sehen wir, die morgens noch den alten Gang gehen, den sie fünfzig Jahre lang gemacht haben, dann aber vor dem Tor stehen bleiben und wieder zurückgehen. Diese Fabrik ist ein Teil ihres Lebens, und dann dürfen sie plötzlich nicht mehr hinein. Andererseits kennen sie ja am besten den Betrieb, die Parks, die Speiseräume, sie können dort essen, sie können dort diskutieren, sie sollen sogar an der Werksdiskussionen teilnehmen, sie dürfen nicht herausgedrängt werden. Es muss ihr Rat geholt werden.

Rudi Dutschke: Die Alten müssen mit dem Lebensprozess der Fabrik Tag für Tag verbunden sein. ...

(Aus: Ein Gespräch über die Zukunft mit Rudi Dutschke, Bernd Rabehl und Christian Semler, in: Kursbuch 14, August 1968, S. 163 f..)


Dieses Gespräch könnte man ganz anders kritisieren. Aber verächtlich gemacht hat Rabehl hier die Rentner eindeutig nicht – im Gegenteil: Er spricht engagiert ein soziales Problem an, das sich inzwischen verschärft hat und von dessen Lösung wir weiter denn je entfernt sind. Genau hier konstruiert Aly eine seiner Parallelen. Die 68er hätten versucht, was den Nazis gelungen sei: die Errichtung einer „schrecklichen Jugenddiktatur“. Alys wichtigster Beleg ist das gefälschte Zitat von Rabehl. Ein dreister Betrug.
Und die bedenkenlose Verleumdung eines noch lebenden Menschen.

Bernd Schüngel, März 2008

(Hervorhebungen nicht im Original, sondern vom Webmaster!)