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 In der Linken ist es still um ihn geworden.

Was treibt eigentlich Bernd Rabehl?

 

Nach seiner berüchtigten Danubia-Rede verteidigte sich Bernd Rabehl noch, er hätte "nur" rechtes Vokabular benutzt, um von den Burschenschaftern besser verstanden zu werden, der Inhalt sei aber kritisch gewesen. Wurde er nur missverstanden?

Wir googeln:

Zunächst finden wir Texte zu Rudi Dutschke:

1. Gewalt und Guerilla bei Dutschke 
Besprechung zu Gerd Langguth: "Mythos `68. Die Gewaltphilosophie von Rudi Dutschke - Ursachen und Folgen der Studentenbewegung"
Kernsatz: "Langguth kann belegen, daß Dutschke die Gewalt als Gegengewalt zur staatlichen Ordnung ausdrücklich akzeptierte." Er wollte aber persönlich kein Commandante werden, wollte in die USA auswandern und empfahl als Strategie den "langen Marsch durch die Institutionen": "Die Studenten als Bürger sollten ihr Studium abschließen und ihren Beruf aufnehmen, dort jedoch im Sinne der demokratischen Umwälzung tätig werden und verbunden bleiben mit dem großen Werk der Demokratisierung Deutschlands. Das war der wirkliche Gehalt des "langen Marsches durch die Institutionen", ein Prozeß der Veränderung, der bewußt nicht mit "Bürgerkrieg" gleichgesetzt wurde."

2. Rudi Dutschke  - Revolutionär im geteilten Deutschland. Edition Antaios (Juli 2002)
Kommentare finden sich bei amazon.de.
Besprechung von  Jörg Sundermeier in jungle world vom 30.4.2003:
35 Jahre nach der Studentenrevolte erklärt Bernd Rabehl, womit sich Rudi Dutschke vor allem beschäftigte: mit der »Deutschen Frage«...
Besprechung v
on Johannes Springer: Bernd Rabehl wartet mit einer nationalrevolutionären Umprofilierung Rudi Dutschkes auf


Dann kommt die direkte Anknüpfung an Danubia:

3. Deutsche Nervositäten – Notizen zur geistigen Situation der Zeit: Dokumentation der “2. Danubia-Rede” (1. Teil)(2. Teil)(3.Teil), publiziert in rbi-aktuell vom 15.3.2004 (inzwischen aus dem Netz genommen).
Dort beschwert sich Bernd Rabehl über die Reaktion zu seiner ersten Danubia-Rede und bestätigt damit die seinerzeit geübte Kritik: " Die Sichtweise einer nationalrevolutionären Interpretation von deutscher Geschichte und der Entwicklung von Staat und Recht wurde mir verübelt."

4. Dem Ostpreußenblatt gibt er am 1.3.2003 ein Interview: 
Er glaubt, die Bundesrepublik sei "eine demokratische Diktatur": "Es geht darum, im Prozeß der europäischen Einigung eine kulturelle Identität auch der Deutschen zu schaffen und die eklatante Geschichtslosigkeit zu überwinden."

5. Sein Referat über "Medien und Krieg" wird verunmöglicht:
Kein Rabehl-Auftritt in Frankfurt (Oder) am 8.5.2003 (inforiot)

6. Den "freischlagenden" Burschenschaftlern der Markomannen Tetschen stellt er 2004 einen Text zur Verfügung: "Alte Mythen und neue Gefahren". Darin philosophiert er über "den totalen Krieg der Siegermächte gegen die deutsche Zivilbevölkerung" und erläutert die Folgerichtigkeit der Wahlergebnisse von Neonazis in den neuen Bundesländern: "Die Rechtsideologien von NPD und DVU liefern für die Wähler erste Orientierungen, weil die Staatsparteien jeden Bezug zur deutschen Kultur verloren haben."

7.  "Der vormalige Hauptwortführer der antiautoritären Fraktion im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) scheut nach Auftritten im burschenschaftlichen Milieu mittlerweile nicht einmal mehr die Nähe zum Neonazismus. So war Rabehl für den 9. Oktober 2004 als Referent beim Deutschen Kolleg seiner vormaligen und nunmehrigen Gesinnungskameraden Horst Mahler und Reinhold Oberlercher angekündigt" (Quelle: DÖW).

8. Interview des Gerhard Frey mit ihm in der National-Zeitung Nr. 44/04 vom 12. November 2004 über Rudi Dutschkes angeblichen Nationalismus und Martin Hohmann. Einer seiner Kernsätze: Die Grünen seien "eine proimperialistische Partei geworden, die sich für Israel und vor allem die USA einsetzt"... Zur Gewaltfrage weiß Rabehl: "Er hat sich mit Thomas Müntzer identifiziert, dem Anführer im Bauernkrieg, Gegenpol Martin Luthers. Da hat Dutschke schon mit der Gewalt geliebäugelt."

9. In der rechten Zeitschrift Junge Freiheit Nr. 47/04 vom 12. November 2004 veröffentlicht er einen Text: "Die Enteuropäisierung Europas. Ein Konstrukt der faulen Kompromisse: EU-Politiker treten die Grundfreiheiten mit Füßen, die sie angeblich schützen wollen." Inhaltlich geht es ihm um die Ablehnung der türkischen EU-Mitgliedschaft, die nicht erfolgte Demokratisierung des europäischen Parlaments, der Verteidigung Hohmanns und Buttigliones, sowie des christlichen Abendlandes insgesamt, da letzteres inzwischen für Demokratie und Recht stünde. 

10. Burschenschaften veranstalten unter dem Namen "ARGE Konrad Lorenz" am 20./21.11.2004 in Wien einen "Konrad-Lorenz-Kommers". Bernd Rabehl ist dabei und wird referieren: 
"Über das "Böse" in der Gesellschaft - Das "Böse" im Denken von Konrad Lorenz in Differenz zur "Kritik" der instrumentellen Vernunft in der
"Frankfurter Schule."
Die Entdeckung des "Bösen" in der Philosophie von Immanuel Kant und Arthur Schopenhauer; Das "Böse" in den Vorstellungen der Psychoanalyse: Siegmund Freud, C. G. Jung und Erich Fromm; Das "Böse" im politischen Existenzialismus: W. I. Lenin und Carl Schmitt; Das "Böse" in der anthropologischen Psychologie von Arnold Gehlen; Elemente einer "negativen Dialektik" in den Konzeptionen der "Frankfurter Schule": Der Fortschritt, der autoritäre Staat, der eindimensionale Mensch; Das "sogenannte Böse" im Denken von Konrad Lorenz (Die "acht Todsünden" sind in der Bestimmung des Bösen von Konrad Lorenz enthal- ten); Zusammenfassung: Gegensätze und Parallelitäten in den Vorstellungen von Konrad Lorenz, Max Horkheimer und Herbert Marcuse."

Dazu gibt es ein Symposion: "Frankfurter Schule - Die 9. Todsünde"

"Der Thementitel wurde in Anlehnung an Konrad Lorenzens Buch "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit" gewählt. Das Symposion wird Theorie und Auswirkungen der "Frankfurter Schule" vergleichen und kritisch prüfen. Ob die Aufrechterhaltung der Theorie nach den bahnbrechenden Ergebnissen der Verhaltensforschung in einem modernen wissenschaftlichen Kontext noch Platz findet, wird ein hochkarätig besetztes Podium diskutieren. Die "Kritische Theorie" der Frankfurter Schule, eine Verbindung von Neomarxismus und Psychoanalyse, hat besonders nach 1968 versucht, die europäischen gesellschaftlichen Strukturen nachhaltig zu verändern. Das Experiment ist gescheitert und hat als Ergebnis eine Ausweglosigkeit hinterlassen, der nun die Protagonisten durch Globalisierung und Finanzierung mittels Umverteilung zu entkommen glauben. Das Symposion hat nicht das Ziel, die Korrekturen auf den Irrwegen aufzuzeigen, sondern die Denkbarrieren gegenüber modernen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zu beseitigen, um den politischen Handlungsbedarf mit modernen Werkzeugen auszustatten."

Die Burschenschafts-Veranstalter charakterisieren Bernd Rabehl: "Für ihn haben die 68er nichts bewirkt. Er wartet heute auf eine Systemänderung von rechts."

Ein Gegensymposion des Café Critique fand am 12./13.11.04 in Wien statt:
"Feindaufklärung und Reeducation: Über die Notwendigkeit Kritischer Theorie".

Im Aufruftext (von heribert schiedel und stephan grigat) zu diesem Symposion wurde vorab die "Qualität" der Referenten des Lorenz-Fan-Clubs dargestellt. Zu finden auch in jungle world nr. 45 vom 27.10.2004.

Was ist also aus Bernd Rabehl geworden?

Die Rechte hegt und pflegt ihn und er gefällt sich offenbar darin. Der Standard schreibt am 3.12.04: "Verzweifelte Hoteldirektoren sind dem Selbstmord nahe, von Rudi Dutschke ganz abgesehen, der sich ob seines langjährigen Freundes im Grabe umdreht: Rabehl wartet nach eigenen Angaben auf eine Systemänderung von rechts."

11. Geantwortet hat Bernd Rabehl in der taz vom 27.11.04: "Freie Liebe und der freie Kampf, das waren für mich absurde Ideen."

12. Am 12.1.05 meldet labournet.de seinen Übertritt zur (rechten) christlichen Gewerkschaft.

13. Interview in der NPD-Postille "Deutsche Stimme" im März 2005:
Deutsche als im Sinne Frantz Fanons »Die Verdammten dieser Erde.«
Originalton Rabehl: "Dazu gehörten nach unserer Überzeugung nicht nur die Kolonialvölker, sondern auch einzelne europäische Völker, vor allem die Deutschen, die durch die Fremdmächte und die westöstliche Umerziehung längst ihre nationale Identität eingebüßt hatten. Diese mußte zurückgewonnen werden durch Kampfformen, die sich gegen die amerikanische Hegemonie, gegen den »Kaufrausch« als Kaufhaus- und Marktstatus, gegen die »Manipulation« durch Erziehung und Öffentlichkeit, gegen eine »Fremddefinition« ganz allgemein richtete." Er zieht in Erwägung, DVU und NPD als Nachfolger der APO der 60er Jahre zu entwickeln.
Dazu Jean Cremet in jungle world vom 16.3.05: Rabehls langer Marsch und OSI-Vorsitzender Bodo Zeuner beantragt Aufhebung seiner Lehrbefugnis an der FU  (tgsp 14.5.05).
Rabehl vergleicht die Motive des jüdischen Volkes, „nach 1945 als Antwort auf die Diskriminierungen“ den Staat Israel zu gründen, mit der Gedankenwelt des einstigen NPD-Gründers und Vorsitzenden Adolf von Thadden. Zeuner hält es für unerträglich, dass Rabehl unter dem Oberbegriff „Diskriminierung“ die Ausrottung der europäischen Juden durch den NS-Staat auf eine Stufe stelle mit der angeblichen Unterdrückung des deutschen Volkes durch „westöstliche Umerziehung“ nach 1945.
Kommentar in der Berliner Zeitung vom 18.5.05: Der delinquente Professor Rabehl
und Bericht am 19.5.05: Rauswurf von Rabehl wird schwierig
Keine Lehraufträge mehr für Rabehl (idgr 31.5.05)

14. Ein Auftritt des FU-Soziologen Rabehl vor der NPD in Dresden verursacht Turbulenzen (tgsp, 9.6.05): Der Titel seines Referats: „Die NPD, der Faschismusverdacht und die Faschistenjäger“. Bodo Zeuner, Leiter des Otto-Suhr-Instituts der Freien Universität (FU), wirft Rabehl in einem offenen Brief vor, in „unerträglicher Weise gegen Prinzipien demokratischer Gesinnung und Gesittung“ verstoßen zu haben. „Mit Ihrem Bekenntnis zur NPD und deren völkisch-nationalistischen Gedankengebilden haben Sie Positionen bezogen, die außerhalb des Konsenses stehen, der die Lehrenden am Otto-Suhr-Institut verbindet“, heißt es dort. ... Wie er zur NPD steht? Für Rabehl eine „ganz normale Partei“, sagte er am Mittwoch dem Tagesspiegel. Es handle sich um eine Art Nachfolger der APO, hatte Rabehl der „Deutschen Stimme“ erklärt. Er und sein früherer Weggefährte Rudi Dutschke vom Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) seien damals auch „nationalrevolutionär“ gewesen. ... Auf die Frage, wo er sich politisch selbst verortet, reagiert er mit heftigem Lachen. „Schreiben Sie, ich bin antiautoritär. Ich glaube, das ist heutzutage meine Pflicht, das muss ich einfach sein.“
Die NDP berichtet, Rabehls Referat hätte den Titel gehabt: "Die Faschismusjäger, der europäische Faschismus und die NPD". Ihr Schreiber Holger Szymanski führt u.a. aus: "Rabehl betonte, daß er mit den Ideen der Frankfurter Schule und der Kritischen Theorie groß geworden sei und diesen auch weiterhin anhängt. Sie seien tief in der Tradition der deutschen Romantik, der deutschen Antiaufklärung und des deutschen Marxismus verankert, weshalb er die Stoßrichtung der "Dresdner Schule" gegen die "Frankfurter Schule" für falsch halte". 
Rabehls Hauptthese findet sich im folgenden Satz aus seinem Referat gut wieder: "Der 'Antifaschismus' besaß historisch und aktuell den Sinn, alle Alternativen zu negieren und abzulenken von der Tatsache, daß der Extremismus aus der Mitte des Staates kam." (IDGR)
Spiegel-online vom 9.6.05 zum selben Vorgang: APO-OPA ALS RECHTSAUSLEGER
Rabehl bei der sächsischen NPD: Vom Dutschke-Freund zum Antifa-Jäger
(MICHAEL BARTSCH, taz 10.6.05).
"Die NPD nannte Rabehl eine legale und "jedenfalls nicht faschistische" Partei".
FU-Soziologe Rabehl versteht sich mit den Extremisten. Besuch bei der NPD.
(tagesspiegel, 10.6.05):
"Politisch ist Rabehl laut Hajo Funke „eindeutig rechtsradikal“."


10.06.2005