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Dany Cohn-Bendit:
"Wir 68er haben doch gewonnen" (Tagesspiegel,
22.3.06)
Sofortige Referenzen hier:
1946: Sozialistischer Deutscher Studentenbund gegründet.
Der Gründungskongress wird am 3. September in
Hamburg eröffnet. Die 90 Teilnehmer, darunter 15 Studentinnen,
kommen aus den Universitäts- und Hochschulorten der drei westlichen
Besatzungszonen. Während des Treffens wird heftig über das
Verhältnis des
SDS zur
SPD debattiert. Der SPD-Vorsitzende Kurt Schumacher spricht sich als
Gastredner für die Unabhängigkeit der beiden Organisationen aus, da
manche Mitglieder des
SDS "noch
nicht reif für die Partei" seien. Schließlich lehnt der Kongress ein
förmliches Bekenntnis zur
SPD ab.
1961 beschließt der
Parteivorstand die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaften in
SPD und
SDS. (WDR, 3.9.06).
-
Lenin, Marx und Engels können auch anders: Der "Sozialistische
Deutsche Studentenbund" griff 1968/69 in die Trickkiste der
PR-Industrie und verwandelte die Philosophen des Sozialismus in
Werbefiguren des Kapitalismus. Das Plakat imitiert einen Slogan der
Deutschen Bahn.
(Deutsche Bahn
originally
derived their phrase from a joke that
American author Mark Twain used to tell: "Everybody
always talks about the weather, but nobody does anything about
it...").
An einem diesigen und grauen Stuttgarter Januartag des Jahres 1968
kam der Kunststudent Ulrich Bernhardt, den jeder
nur unter dem Namen »Zwiebel« kannte, wieder einmal
bei seinem Spezi Jürgen Holtfreter vorbei.
Zwiebel, der gerade eben mit drei befreundeten Kommilitonen
eine Sektion des SDS, des Sozialistischen
Deutschen Studentenbundes, an der Kunstakademie gegründet
hatte, war voller Aufbruchstimmung, denn es stand ein entscheidender
Wahlkampf an der Uni Stuttgart bevor. Dass die Künstler gleich ein
Plakat für den SDS entwerfen sollten, lag nahe. Und bei
Holtfreter lag »grad so was rum«, »ausgeschnittene Köpfe,
ein Bundesbahnplakat«, da durchzuckte es Zwiebel:
»Das ist es!« »Dann nimm's halt mit!« soll Holtfreter,
davon nicht unbeeindruckt, dann gesagt haben.
Die klassische Botschaft, daß alle vom Wetter redeten, nur der
SDS unter Bezugnahme auf Marx etc.
nicht, hing binnen kurzer Zeit 50000‑fach an Studenten‑ und
Sympathisantenwänden, auch der Biermann in
Ostberlin soll eins gehabt haben. Die »Pfannkuchenperspektive«, wie
Zwiebel es nennt, in der die revolutionären Köpfe
ineinander übergehen, erhöhte die Suggestion. Es war Stuttgarts
gewichtigster Beitrag zur 68er‑Revolte. (Helmut
Böttiger, Stuttgarter Zeitung).
Von der
Vietnam-Konferenz in Berlin aus verbreitete sich das Plakat über
ganz Europa, ja weltweit. "Das hing in jeder Bude", sagt
Bernhardt. Von schließlich 50000 im Offsetverfahren
gedruckten Exemplaren sind heute noch wenige im Umlauf - sie kosten
bis zu 300 Euro. Er sei nie ein "Linker der dogmatischen Richtung"
gewesen, erzählt der 62-Jährige. "Bürokratie
ist schlimmer als Kapitalismus." Bernhardt ist
keiner, der noch einmal die alten Schlachten schlagen will, der
verklärt. Höchstens bedauert: Dass das Aufklärerische, das
Reflektierende den Bach runter gehe. Mangels Interesse. (GABRIELE
RENZ, FR,
13.5.08).
Karin Bauer, professor at Montreal's McGill
University, has published a superb addtion to the tiny canon of
English language books about the Baader-Meinhof Era. The
wonderfully-named "Everybody Talks about the Weather... We
Don't" features a pentrating essay by Bauer as well as
English translations of Ulrike Meinhof's most
important essays published in
konkret magazine throughout the sixties. Baader-Meinhof.com's
Richard
Huffman (baader-meinhof.com)
interviewed Karin Bauer via e-mail. (Read
more about the origin of the title)

-
Rudi Dutschke & Peter Paul Zahl,
Mut und Wut – Briefwechsel 1978/79.
Edition Stadtmuseum „Berliner Subjekte“, Berlin 2015
Durchgesehen von Günter Langer
-
-
Bernd Rabehl:
Zum 70. Geburtstag von Dieter Kunzelmann. Heute
lebt er äußerst zurückgezogen in seiner Heimatstadt Bamberg.
Am 14. Juli wird Kunzelmann 70 Jahre alt. Inzwischen sollte
er an seinen frühen Leistungen gemessen werden. (Anschläge,
14. JULI 2009)
Bernd Rabehl:
Ping-Pong mit dem Teufel.
Verändern
können habe er nichts. Der Knast habe seinen Lebensplan
zerstört. Ich
blickte ihn erstaunt an. Sein Lächeln überzeugte mich. Wir
waren beide Verlierer. Wir bereuten nichts.
(Anschläge, 8.
JULI 2010)
-
Hanno Hochmuth: „Nur Idioten ändern sich nicht“ –
Biographischer Wandel und historische Sinnkonstruktion im
Dokumentarfilm „Die
Anwälte“
In „Die Anwälte“ kommen die
Protagonisten der Parallelbiographie selbst zu Wort. Dabei
ist bemerkenswert, wie sie sich vor der Kamera inszenieren
und wie sie im Film zusammen mit dem Archivmaterial in Szene
gesetzt werden. Schily erscheint im
Interview verblüffend altersmilde und emotional.
Ströbele wirkt im Interview ungebrochen
idealistisch und kämpferisch, jedoch rhetorisch weniger
begnadet. Mahler schließlich dominiert die
heutigen Interviewsequenzen mit beklemmender Souveränität.
Ausgerechnet er argumentiert am präzisesten und historisiert
die gemeinsame APO-Zeit am konsequentesten.
-
KD Wolff -
Rebell aus der Waffenkammer (faz, 14.8.10).
Der 1943 in Marburg an der Lahn
geborene Sohn eines Richters, Kriegsteilnehmers und
NSDAP-Mitglieds erinnert sich noch daran, dass die FDP nach
dem Krieg „schwarz-weiß-rot“ plakatierte. Wolff rebellierte
gegen den Vater. Erst Jahrzehnte später erfuhr er aus
Briefen, dass die Mutter die eigentliche Nationalsozialistin
in der Familie gewesen sei.
Die „Stockholmer“ nennt Wolff in der Rückschau „sehr nett
und gesprächsbereit“ - das waren jene RAF-Terroristen,
welche 1975 die deutsche Botschaft in der schwedischen
Hauptstadt überfielen und dabei zwei Menschen ermordeten.
1978 schlug Wolff, dessen Telefone in den siebziger Jahren
abgehört worden waren, eine Amnestie vor. Selbst die
Hardliner der RAF hätten später eingesehen, dass das der
richtige Weg sei. Der einstige Studentenführer hat
Verständnis dafür, dass auch heute, kurz vor Beginn der
Hauptverhandlung gegen Verena Becker wegen
der Ermordung von Generalbundesanwalt Buback
1977, kein früherer Terrorist einen anderen
verpfeift. Eine Wahrheitskommission, dann eine Amnestie: das
sieht der abgebrochene Jurist als richtigen Weg im Umgang
mit der RAF an - wenn doch schon Südafrika und andere
Staaten mit schlimmeren Regimen damit gut gefahren sind.
-
Peter Schneider wurde 70.
Sonderseite zum Springertribunal, Götz Aly, Islam.
Diskussion mit Christopher Hitchins.
-
Thomas Hecken:
1968. Von Texten und Theorien aus einer
Zeit euphorischer Kritik.
2008, 182 S., kart., 18,80 €, ISBN 978-3-89942-741-7, Reihe
X-Texte
Der für die Geschichte der BRD bedeutsame Komplex »1968« ist
in den letzten Jahren weitgehend hinter vagen Erinnerungen
und ideologischen Zurichtungen verschwunden – die übliche
journalistische Aufzählung der bekannten Ereignisse macht
das nicht besser. 1968 ist international aber nicht nur eine
Hochzeit der Aktion, sondern auch eine der Reden und
Theorien gewesen. Darum lohnt es, einen genauen Blick auf
die Texte von damals zu werfen: auf Beiträge von Jürgen
Habermas, Stuart Hall, Rudi Dutschke, David Cooper, Herbert
Marcuse, Susan Sontag, André Glucksmann, Tuli Kupferberg,
Bernardine Dohrn sowie auf Artikel ihrer Gegenspieler
Raymond Aron, Joachim Fest, Niklas Luhmann u.v.a. Dabei
entsteht ein ebenso umfassendes wie detailreiches Bild der
wichtigsten Grundsätze von »1968« in den Bereichen Politik,
Lebensstil und Kultur.
- Astrid Proll:
London in den Siebzigern
- ein Fotobuch -
Einzug mit dem Stemmeisen. Das
Leben der Squatter. Londons
Hausbesetzerszene bot in den siebziger Jahren jedem eine
Heimat - Obdachlosen, jungen Schwulen, wohnungslosen
Studenten, selbst der gesuchten RAF-Terroristin Astrid Proll.
(et, 20.7.10, Astrid Proll (Hrsg.): "Goodbye to London -
Radical Art & Politics in den 70's". Hatje Cantz Verlag,
2010, 207 Seiten. ).
Die ehemalige RAF-Aktivistin lässt die Epoche noch
einmal aufleben. In ihrem 2010 im Hatje Cantz Verlag
erschienen Buch "Good bye to London" hat sie bislang
unveröffentlichte Fotos aus jener Zeit zusammengetragen, sie
lässt Zeitzeugen zu Wort kommen und entwirft das Bild einer
"Gegenkultur" der siebziger Jahre, die in der kollektiven
Erinnerung zwischen 68er-Revolte und dem 1976 beginnenden
Punk "zu unrecht" zurückstehe. Denn genau diese Phase sei
"für die Liberalisierung der britischen Gesellschaft
entscheidend" gewesen. Anders als etwa in der Bundesrepublik
oder Italien sei die radikale Linke in Großbritannien eher
schwach gewesen, konstatiert Proll, das alternative London
stärker von Solidarität geprägt - und damit wohl auch besser
kompatibel mit der Mehrheitsgesellschaft.
-
-
Eins, zwei, drei, viele Dutschkes! Filmdoku.
Das lange erwartete ZDF-Dokudrama, das beim
Münchner Filmfest uraufgeführt wurde, zeigt den Studentenführer als
revolutionären Posterboy und häuslichen Familienvater, als
Unbeirrbaren und Gebrochenen. Widerspruch aus jedem politischen
Lager ist programmiert. Das vom ZDF
produzierte, lange erwartete Dokudrama, das am Montagabend beim
Münchner Filmfest Uraufführung feierte, ist die erste große
Filmbiografie über Rudi Dutschke. Momentan kann man in Steven
Soderberghs Kinofilm "Che" dabei zuschauen, wie kleinteilig und
zermürbend so ein Revoluzzeralltag zuweilen ist. Stefan Krohmers
"Dutschke" wirft über Strecken einen ähnlichen unspektakulären Blick
auf das Leben des Wortführers der deutschen Studentenrevolte;
Politspektakel sehen anders aus. Dass der Protagonist dabei in
friedlicher Heimarbeit ausgerechnet Guevaras kämpferischen
Guerillaleitfaden "Schaffen wir ein, zwei, drei, viele Vietnam"
übersetzt, ist natürlich mehr als ein schöner Zufall. (Spiegel,
30.6.09).
-
Dwight Armstrong, Who
Bombed a Campus Building in '70, Dies at 58
...
(NYT, 06/26/10).
The bombing took
place on Aug. 24, 1970, during a time of intense agitation
against the Vietnam War. At 3:42 a.m., an explosion tore
through Sterling Hall, a building that housed both the
university physics department and the
Army
Mathematics
Research Center. The center, which operated under a contract
with the
United States Army,
had been the target of many nonviolent protests since it
opened in the 1950s. The explosion killed
Robert
Fassnacht, a physics researcher who was working
late.
-
Reinhard Mohr:
Die Polizei in Peine machte gerne mit:
"Unter den Polizisten gab es viele, die einfach Spaß am
Ballern hatten", erinnert sich Sachse, der "Schießwart" der
braunen Szene, heute noch. "Wir wurden von der Polizei in
jeder Hinsicht gedeckt." Das
abenteuerliche Treiben geschah aber nicht nur unter den
Augen der offensichtlich sympathisierenden
Sicherheitsbehörden, sondern zugleich unter Beobachtung von
ostdeutscher Stasi und westdeutschem Verfassungsschutz: Denn
ein weiterer Aktivist, Wolfgang L. (gemeint
ist wohl
Hans-Dieter Lepzien)
alias IM Otto Folkmann, mischte nicht bloß
kräftig mit in der braunen Szene, sondern war auch ein
ost-westdeutscher Doppelagent.
Polizei und Justiz machen mit
Neonazis gemeinsame Sache oder vertuschen die hässliche
Wahrheit: Wie perfekt hätte das in die These vom "neuen
Faschismus" gepasst, die nach dem Tod von
Benno
Ohnesorg aufkam?
Die aktuelle SPIEGEL-Enthüllung
veranschaulicht noch einmal, dass die Bundesrepublik von
1966/67 eine ganz andere war als das Deutschland von 2009 -
dass es also jenseits aller ideologischen und
verschwörungstheoretischen Ableitungen gute, ja beste Gründe
für eine antiautoritäre Protestbewegung gab, die von der
großen Weltpolitik bis ins Private und Biografische reichte.
Selbst im vergleichsweise freigeistigen
Westberlin amtierte damals ein Polizeipräsident namens
Erich Duensing, der zwischen 1941 und 1943
als Generalstabsoffizier der Wehrmacht in der Ukraine an der
berüchtigt brutalen Partisanenbekämpfung beteiligt war.
Wenige Monate nach dem Tod Benno Ohnesorgs musste er
zurücktreten. Bis dahin aber hatte er jenen militanten
Korpsgeist der Berliner Polizei geprägt, von dem auch der
bis heute renitente Todesschütze
Karl-Heinz Kurras erfasst war.
Was wäre gewesen, wenn das alles schon damals bekannt
geworden wäre? Hätte sich die Wut der empörten Studenten
dann nicht nur gegen den Axel-Springer-Verlag gerichtet?
Wären Radikalität und Militanz noch viel größer und
anhaltender geworden?
(Spiegel, 6.12.09).
Dutschkes Attentäter hatte Kontakt zu Neonazis
Neue Erkenntnisse nach 30 Jahren: Der
bislang als Einzelgänger geltende Dutschke-Attentäter Josef
Bachmann soll Kontakte zu einer Neonazi-Gruppe gehabt haben.
Bachmann habe enge Kontakte zu einer
rechtsradikalen Gruppe unterhalten, die später als
"Braunschweiger Gruppe" durch Sprengstoffanschläge
bekanntgeworden sei, berichtet der
Spiegel
unter Berufung auf bislang unbekannte Stasi-Akten und
Berliner Polizeiprotokolle. Trotz mehrerer Hinweise in den
Vernehmungen hätten die Ermittler diese Zusammenhänge damals
nicht konsequent aufgedeckt.
Bachmann verkehrte laut
Spiegel
in seinem Wohnort Peine unter anderen mit dem früheren
NPD-Mann Wolfgang Sachse, der mit ihm das
Schießen geübt und ihm Schusswaffen und Munition verkauft
habe. Sachse bestätigte dem Blatt, dass er Bachmann noch
kurz vor dem Attentat Munition verkauft habe. "Mensch, hör
auf mit dem Scheiß", habe er zu Bachmann gesagt. "Lass mich
mal machen", habe der geantwortet. Mit seinen
Gesinnungsgenossen habe Bachmann zuvor Anschläge auf die
innerdeutsche Grenze verübt und dabei auch auf
DDR-Grenzer
geschossen. Sogar ein Attentat auf den damaligen DDR-Staats-
und Parteichef Walter Ulbricht habe er
geplant gehabt. (SZ, 6.12.2009).
Peter
Wensierski:
Schwarze Todeslisten.
Mit seinem Attentat auf Rudi Dutschke
motivierte Josef Bachmann seine Peiner Neonazi-Freunde -
Anschläge auf Hans Rosenthal und Heinz Galinski sollten
folgen. Im Zentrum
steht Hans-Dieter Lepzien, damals
Taxi-Unternehmer und stadtbekannter Neonazi, der sowohl für
die Stasi als auch für den Verfassungsschutz spionierte.
"Der in Peine wohnende Günter Bachmann, ein
Bruder des Dutschke Attentäters Josef Bachmann,
gehört ebenfalls einer NS-Zelle an", meldete der Doppelagent
damals nach Ost-Berlin. Der frühere Josef-Bachmann-Freund
Paul Otte sammle "Waffen, Munition,
speziell Sprengstoff, um die Kampfgruppen der NSDAP/AO
ausrüsten zu können" - AO steht dabei für
"Aufbau-Organisation". Zur Terrorfinanzierung habe Otte
sogar einen Banküberfall "ähnlich den Überfällen der
Baader-Meinhof-Gruppe bereits schon vorexerziert".
Selbst "schwarze Todeslisten" mit den Namen von 600 Juden,
Linken und prominenten Bundesbürgern legten Otte und seine
Kumpane an, um sie "durch Attentate auszuschalten". Weit
oben, mit exakt ausgekundschafteten Privatanschriften,
standen Personen wie der Fernsehstar Hans Rosenthal,
dessen Angehörige im Holocaust ermordet worden waren, der
Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Berlins Heinz
Galinski und der Filmregisseur Ulrich
Schamoni ("Spezialist in Hetzfilmen gegen
Deutsche"). (spiegel, 14.12.10).
Peter
Wensierski:
Die
Vorgeschichte des Dutschke-Attentats muss nun neu betrachtet
werden: Der Aktenfund
liefere "Schlüsselinformationen bei der Aufklärung von
Bachmanns politischem Hintergrund", urteilt Neonazi-Experte
und Buchautor Tobias von Heymann ("Die Oktoberfestbombe"),
der bei Recherchen auf die Stasi-Papiere stieß.
30 Jahre nach Dutschkes Tod stellt sich die Geschichte des
Attentats damit deutlich vielseitiger und problematischer
dar als bislang bekannt: Neonazis, rechte Polizisten und ein
Doppelagent spielten eine Rolle in seinem Umfeld. Und statt
ein Attentat, das die Republik veränderte, konsequent
aufzuklären, ignorierten Ermittler Bachmanns rechtsextreme
Verbindungen - wohl um die kompromittierende Peiner
Schießplatz-Allianz zu verschleiern.
(Spiegel, 7.12.09)
Nach dem Attentat schilderten Rudi Dutschke und Josef
Bachmann den Tathergang - Auszüge aus den
Polizeiprotokollen. (Spiegel, 7.12.09).
-
-
Fritz Teufel:
"Ich
war der Stellvertreter des Leibhaftigen"25.03.2009. Die
68er-Bewegung im Schatten der NS-Vergangenheit. Zur
Analogiekonstruktion des NS-Historikers Götz Aly. (taz,
11.04.2009).
-
Die neueste
Diskussion um 68:
40 Jahre 68
-
Feature "Es
geschah am zweiten Juni", MDR
FIGARO / RBB, 31.5.2007
"Es war vor allem der Ausgang des Prozesses,
also dass Kurras eben freigesprochen wurde. Das
hat einem den letzten Rest an Glauben an den
Rechtsstaat genommen."
Friederike Hausmann,
1967 Studentin
"Die 68er-Bewegung hat tausende
Menschen auf die Straße gebracht. Ich denke
schon, dass der Mief aus der Adenauer-Zeit
tatsächlich zurückgedrängt werden konnte. Und
allein, was dann in den 70er und 80er Jahren
möglich wurde, wäre ohne diese Rebellion nicht
möglich gewesen."
Günter Langer, 1967
Student und Aktivist des Sozialistischen
Deutschen Studentenbundes (SDS)
"Es gab ein großes Aufwachen weit
über den studentischen Kern hinaus, auch über
das spezielle Berliner Problem mit seinen
komischen Krawallstudenten hinaus. Und das war
wichtig für uns alle."
Rainer Langhans,
1967 Student und Mitglied der Berliner "Kommune
eins"
-
Unveröffentlichte Texte von Hans-Jürgen Krahl jetzt
online. (Aus
Digger 4).
-
Springer öffnet Archive zu Unruhen von 1968.
(Welt, 17.1.2010).
Von heute an sind alle Artikel des Verlags Axel Springer zu den
68er-Unruhen im Internet zugänglich:
www.axelspringer.de/medienarchiv68.
-
Agit 883 -
Die Mutter aller Stadtmagazine
-
Sensation:
Benno Ohnesorg von Stasi-Agenten
ermordet
(Mechthild Küppers, faz, 21.5.09).
Der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni und
stellvertretende Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des
Stalinismus fordert, die Ermittlungen gegen Karl-Heinz
Kurras müssten so schnell wie möglich wieder aufgenommen
werden. Carl-Wolfgang Holzapfel hat den
Todesschützen (folgerichtig) am Freitag
wegen Mordes angezeigt. (Spiegel, 24.5.09). „Mord
verjährt nicht,“ erklärte Holzapfel am
Freitag. (Focus, 22.5.09).
Auch Rudi Dutschke am 11. April 1968 von der Stasi
umgelegt? Nach Ansicht seines Sohnes Marek sollte
der Fall neu untersucht werden.
SDS-Website-Administrator:
Nach Meinung der Westberliner Gerichte kein Mord, sondern
"putative Notwehr". Die gesamte Berliner Polit-Klasse (West und Ost)
deckte einen kaltblütigen Mörder. Das gilt bis heute. Oskar
Negt sprach seinerzeit von einem "staatlich organisierten
Mordanschlag". Es wird Zeit, dass dieser staatliche Komplex des
Gesamtberliner Sumpfes der 60iger Jahre endlich aufgeklärt wird.
Wir brauchen eine Wahrheitskommission.
Wikipedia:
Am 8. und 9. Juni 1967 prüfte das MfS, ob Karl-Heinz
Kurras, IM Otto Bohl; ein Doppelagent sei, da man sich den
Schuss auf Ohnesorg offenbar nicht anders erklären konnte. Daraus
folgert
Helmut Müller-Enbergs (Welt, 24.5.09), der Ermittler
der Birthler-Behörde, es habe eindeutig keinen Mordauftrag gegeben.[12]

Hier geht's zur
Sonderseite zum Fall Kurras
-
Abgesagtes Springer-Tribunal - Achtundsechziger unter sich.
Von Arno Widmann (FR, 24.8.9).
Die ganze Tribunals-Idee war von Anfang an eine Farce. Nicht
weil das Thema uninteressant wäre. Sondern weil es niemals um
Selbst-Aufklärung ging. Die Vorstellung der ´68er, die Menschen
würden von ihren wahren Interessen abgelenkt und zu Gunsten
ihrer Feinde manipuliert, mag vielen heute klingen wie eine
Räuberpistole. Das Vokabular erscheint uns ungeschlacht wie aus
einem Klassenkampf-Comic. Aber sobald wir über - sagen wir -
Berlusconi reden, leben diese Klischees wieder...Die ´68er -
also auch der Schreiber dieser Zeilen - sind, das haben
Zeitgenossen so an sich, denkbar schlechte Analysten ihrer
Geschichte. Aber vergessen sollten wir sie nicht. Dazu ist ´68
zu interessant und ein zu schönes Beispiel für Liebe und
Revolution in Zeiten der Hochkonjunktur.
Willi Winkler:
Mit
40 Jahren Verspätung wollte der Springer-Verlag ein "Tribunal"
gegen sich einberufen. Doch wichtige linke Zeitzeugen sagten
angeblich ab. (SZ, 24.9.09).
Die taz
erkannte sofort die "Dialektik des Marketings", denn bei einer
Veranstaltung im Springer-Haus in Berlin hätte der
Springer-Verlag nicht bloß das Podium, sondern auch das Ergebnis
in der Hand.
Hans
Leyendecker (SZ, 9.6.09):
Die
Behauptung, Rudolf Augstein habe für die "Enteignet-Springer"-Kampagne
bezahlt, ist falsch. In
Berlin wurde von Aktivisten wie Peter Schneider
ein Springer-Tribunal vorbereitetet, und es existierte ein
"Institut für Gegenöffentlichkeit", das mit den Studenten der
sogenannten Kritischen Universität verbandelt war. Dieses
Institut sollte vor allem die Praktiken der Springer-Blätter
untersuchen, wie sich der frühere Aktivist und spätere
Hannoveraner Politikwissenschaftler Professor Bernhard
Blanke erinnert. Augstein und
Bucerius erst hätten den Betrieb dieses Instituts durch
Zahlungen von jeweils 50000 Mark ermöglicht. Als Schneider sich
dieser Tage nicht ganz korrekt an die Abläufe erinnerte, meinte
er eigentlich nur das Institut. Augstein hatte ein Faible für
Institute. Wann hat wer was warum bekommen? Ausweislich von
Notizen Augsteins hat er einmal Schneider 5000 Mark zukommen
lassen. "Ich kann mich nicht erinnern", sagt Schneider. "Wenn es
so war, habe ich das Geld sicherlich weitergeleitet." Für die
Enteignet-Springer-Kampagne oder für das geplante Tribunal
zahlten beide Verleger nach den vorliegenden Unterlagen keine
Mark. Das geplante Tribunal fand Augstein "unnütz, ja
schädlich". Er argumentierte in einem Brief an Schneider ähnlich
wie der Philosoph Jürgen Habermas, der nicht kommen mochte, weil
er ein "Forum der Aufklärung und systematischen Erweiterung des
politischen Bewusstseins, nicht der Inquisition" wollte.
Schneider bat damals das DDR-Innenministerium, dem Liedermacher
Wolf Biermann die Ausreise fürs Tribunal zu
erlauben. Das Ministerium mochte nicht. Dabei sollte Biermann
die Rolle des Verteidigers von Springer übernehmen und der
Anwalt Horst Mahler sollte der Ankläger sein.
Am 2. Februar 1968 fand ohne Biermann das Happening statt, das
nur noch "Hearing" hieß. Die Stasi war natürlich auch mit dabei
und berichtete den Daheimgebliebenen, die Veranstaltung habe
zwar stattgefunden, "jedoch nichts erreicht".
Die geplante
Neuauflage eines Springer-Tribunals, 41 Jahre nach 1968, ist
vorerst gescheitert. Nach
Informationen des SPIEGEL haben mehrere prominente Alt-68er ihre
Teilnahme verweigert. Am Samstag sagte der Springer-Verlag das
Gespräch dann offiziell ab. (Spiegel, 22.8.09).
-
40 Jahre MERVE-Verlag. Ex-SDSler Peter
Gente, der jetzt in Thailand lebt, vermacht Heiner Falckenberg seine
Verlagsanteile. (Zeit, 18.2.10).
Der Merve-Verlag feiert Jubiläum, vergewissert
sich seiner Vergangenheit und wirft verschämt einen
Blick in die Zukunft (taz, 16.2.2010).
-
Unter dem Titel "Ungesühnte
Nazijustiz" eröffnete die Ausstellung am 25. Februar
1960 am Kurfürstendamm in West-Berlin. Die Veranstalter, eine Gruppe
West-Berliner Studenten um SDSler Reinhard Strecker,
präsentierten Verfahrensakten von NS-Sondergerichten, die den
nationalsozialistischen Unrechtsstaat plastisch und auf
haarsträubende Weise illustrierten. Zu jedem Fall hatten die
Organisatoren vermerkt, an welcher Stelle die an dem jeweiligen
Urteil beteiligten Juristen nach dem Krieg tätig waren. Kein
einziger Richter ist in der Bundesrepublik wegen im "Dritten Reich"
begangener Justizverbrechen rechtskräftig verurteilt worden.

Unterstützt wurde Strecker vom 1. Asta-Vorsitzenden Jürgen
Wohlrabe (CDU).
Die Macher wurden aus der SPD geworfen. (Von
Stephan A. Glienke, et, 24.2.2010 ).
-
Nazi Horst Mahler
ist am Mittwoch, dem 11.3.2009, vom Landgericht Potsdam wegen
Volksverhetzung in mehreren Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe
von fünf Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Laut Anklage
hatte der 73-jährige frühere NPD-Anwalt zwischen September 2001 und
Oktober 2004 in mehreren Schriften den Holocaust geleugnet. Dabei
geht es zum einen um mehrere Fälle von Volksverhetzung, die bei
einem früheren Urteil des Landgerichts Hamburg noch nicht
berücksichtigt wurden. Zum anderen geht es um Fälle, die die
Staatsanwaltschaft Cottbus zur Anklage brachte.
Mahler wird damit zum zweiten Mal innerhalb von zwei Wochen zu einer
hohen Haftstrafe verurteilt. Erst am 25. Februar war er am
Landgericht München ebenfalls wegen Volksverhetzung zu einer
sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Die Richter hatten wegen
Fluchtgefahr sofortigen Strafvollzug angeordnet. Deshalb wurde
Mahler zur Fortsetzung des Prozesses in Potsdam jeweils aus der
Untersuchungshaft vorgeführt und eine Überhaft angeordnet. Das
bedeutet, dass Mahler aufgrund des Potsdamer Urteils auch dann im
Gefängnis bleibt, wenn seine U-Haft in München aufgehoben werden
sollte.
-
Hans W. Korfmann:
Eckhard Siepmann
- Politik, Poesie und Alkohol, das ist Kreuzberg für mich
1968 war anders. Siepmann wohnte
in einer WG in der Wielandstraße, K2 genannt,
zusammen mit Bommie Baumann, Georg von Rauch und Günter
Langer. Haschrebellen und Tupamaros. Ein Spitzel,
Peter Urbach, schmuggelte ihnen eine Bombe ins Haus.
Heftiges Klopfen weckte Siepmann, als er öffnete,
stand er »einem halben Dutzend Beamter mit Maschinenpistolen
gegenüber: Hausdurchsuchung! Die ganze Wohnung wurde auf den Kopf
gestellt, der Keller und das Auto durchsucht. Dann zog die Camarilla
erfolglos ab. Ein paar Tage vorher hatte Peter Urbach
angerufen. Ob wir etwas für ihn aufbewahren würden? (...) Als er mit
einem grau-braunen Paket ankam, fragte ich: `Sag mal Peter, wie
kommt es eigentlich, dass von allen Berliner Arbeitern du der
einzige bist, der zu uns hält?´ – `Tja, Ecki, die einen verstehen es
und die anderen nicht´, war die vage Antwort des Agenten des
Berliner Verfassungsschutzes. Das Paket stand gut verschnürt da
herum, so sprachlos, so unaufdringlich – einer Eingebung folgend
schaffte ich es aus dem Haus, ohne Peter zu verständigen – anders
als die Molotow-Cocktails, die der Berliner Senat über Urbach zum
Abfackeln der Springer-Autos nach dem Attentat auf Dutschke zur
Verfügung gestellt hatte«. (Kreuzberger
Chronik, Oktober 2008 - Ausgabe 101).
Kommentar des Webmasters:
Korfmann wirft hier einiges durcheinander. 1. Die Kommune in der
Wielandstraße war keineswegs identisch mit der K2, die sich zwar
auch in Charlottenburg angesiedelt hatte, aber nicht in der
Wielandstraße. 2. Eckard Siepmann wohnte dort tatsächlich zusammen
mit den drei Genannten, die aber zu diesem Zeitpunkt keineswegs, im
Gegensatz zum Genossen Ecki, Haschisch oder andere Drogen (z.B.
Rotwein, genannt „Tinte“) konsumierten. Diese im Nachhinein gesehen
merkwürdige Konstellation führte sogar zum Zerwürfnis zwischen den
Dreien und Ecki und drei weiteren, die deren Auszug aus eben jener
Kommune bewirkte. Erst als sich die drei wenig später ebenfalls
untereinander stritten, kam es zum Auszug von Bommi und Günter,
während Georg mit seiner Familie und einigen anderen in der
Wielandkommune verblieb.
-
Wann kommt
die Rudi-Dutschke-Straße?
(Seit 2007 ist sie offiziell!).
Die offiziellen Informationen des Bezirksamts zur
Wahl finden sich im Internet unter www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/verwaltung/org/wahlamt/buergerentscheid.html.
Informationen der taz stehen unter dutschkestrasse.de.
Die CDU, die die Umbenennung verhindern will,
informiert unter www.pro-kochstrasse.de
über ihre Beweggründe. Auf der taz-Wahlparty wurde unter anderem "Aufrecht
gehen", ein Dokumentarfilm von Helga
Reidemeister über das Leben von Rudi Dutschke gezeigt.
Bürgermeister Franz Schulz: "Ich bin der
Überzeugung, dass bei aller Kritik an vielen Einzelpunkten die
"68er-Bewegung" den überfälligen Transformationsprozess
der Bundesrepublik von einer verknöcherten, repressiven und
ideologisch eindimensionalen Gesellschaft in eine offenere
Gesellschaft ermöglicht hat...Rudi Dutschke verstand sich als
Revolutionär, der schonungslos und kämpferisch die herrschenden
Gesellschaftsverhältnisse in Frage stellte." (taz,
20.1.07)
Robert Misik: Lasst
uns also die 68er ehren. (13.1.07).
180 000 Kreuzberger und Friedrichshainer haben am 21. Januar 2007 die
Wahl: Soll der Studentenführer Rudi Dutschke geehrt werden
oder bleibt es beim traditionellen Namen Kochstraße? (tgsp.
21.1.07). Seit zwei Jahren rotieren Politik und Verwaltung. Aus
einer Schnapsidee wird ein Bürgerentscheid (Deike Diening,
tgsp.
21.1.07). Das Bürgerbegehren der CDU gegen die
Rudi-Dutschke-Straße in Berlin ist gescheitert. Rund 58 Prozent der
Wahlberechtigten sprachen sich gegen eine Umbenennung aus. (tgsp.
21.01.2007, 20:26 Uhr). Marsch durch die Institutionen
erfolgreich. Eine Mehrheit von knapp 60 Prozent hat sich in
Friedrichshain-Kreuzberg für eine Rudi-Dutschke-Straße entschieden.
(tgsp,
22.1.07). Kommentar von Gereon Asmuth (taz
22.1.07): Rudi Dutschke ist zurück auf der Straße. "Es ist
beruhigend, dass die Gaga-Initiative der CDU gescheitert ist",
sagte Daniel Cohn-Bendit de
taz.
-
Gefährlichste Revolution der 68er: der Putzdienst
(Christian Füller, taz 4.1.09). Man mag die
Wirkungen der 68er in der Politik und in den Institutionen, durch
die sie marschiert sind, generell infrage stellen. Aber wenn es
irgendwo tiefgreifende Folgen der 68er gab, dann an Unis, Schulen
und Kinderläden, in der Erziehung allgemein. Die 68er waren es, die
nicht nur unter den Talaren der Professoren, sondern auch in der
Lebenswelt der Menschen den "Muff von 1.000 Jahren" weggefeudelt
haben - und zwar so gründlich, wie die Putzkolonne den Toberaum
ihrer Kleinen durchpustet....Die Brüche, die wegen der pädagogischen
Revolution innerhalb der 68er-Bewegung entstanden, sind nicht klein.
Die Kinderläden wurden nicht - wie teilweise behauptet - von der
Kommune I gegründet, sondern von den Frauen im SDS, die einen
"Aktionsrat zur Befreiung der Frauen" bildeten. Die Frauen
liberalisierten die Erziehung gründlich, sie holten sich selbst "aus
der Isolation in der Familie" - und sie wiesen den politischen
Anspruch der kommunistischen Fraktion im SDS explizit zurück.
Meike Sophia Baader (Hrsg.). ",Seid realistisch,
verlangt das Unmögliche': Wie 1968 die Pädagogik bewegte". Beltz
2008. 279 S., 18,90 €
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Wolfgang Kraushaar über den
Prager Frühling und die APO.
Er sagt, dass vom Sozialismus und
Kommunismus nur noch Worthülsen übrig seien. Nach dem
Einmarsch in Prag gab es im SDS erbitterte Auseinandersetzungen
darüber, ob man dagegen demonstrieren sollte oder nicht. Zwei Wochen
nach dem Einmarsch legte Hans Jürgen Krahl, der
neben Dutschke der Sprecher der antiautoritären
Fraktion im SDS war und der als der theoretisch klügste Kopf der
Studentenbewegung galt, bei einem Teach-in in
Frankfurt am Main dar, dass mit den Reformen des Prager Frühling
auch kapitalistische Marktprinzipien und damit eine Art von
Sozialdemokratismus durchgesetzt werden sollten. Die
Achtundsechzigerbewegung und diejenigen, die sich als Neue Linke
verstanden, kämpften sozusagen an zwei Fronten: an der einen gegen
die Sozialdemokratie. Man wollte nicht so werden wie die SPD, aus
der man gerade erst herausgeflogen war. Andererseits wollte man aber
auch nicht stalinistisch werden wie der Ostblock. Aber so sein wie
Alexander Dubcek, das wollte man nun auch nicht. Die Konflikte
innerhalb des SDS hatten sich ohnehin zugespitzt. Bei den
Weltjugendfestspielen in Sofia im Juli und August 1968 kam es sogar
zu Schlägereien. Der SDS-Bundesvorsitzende Karl Dietrich Wolff wurde
von bulgarischen Geheimdienstleuten verprügelt - unter tätiger
Mithilfe prokommunistischer SDS-Mitglieder. Im September 1968 wurden
die Schläger dann aus dem SDS ausgeschlossen. Bei der Adaption des
Maoismus ging es um eine Form der Identitätssuche.
Und die erste Gruppe, die sich auf diesen Weg begeben hat, war die
Kommune 1. Die Kommunarden verstanden sich ja
selbst als Rotgardisten. Einzelne sind schon vor der Gründung der
Kommune 1 nach Ostberlin gefahren und haben dort
Maobibeln in der chinesischen Botschaft abgeholt. Später
bezeichneten sie sich auch als Maoisten. Das haben sie nicht von
ungefähr getan, denn die ganze Idee ihrer Kommune hatte es in China
mit der Volkskommune bereits Ende der Fünfzigerjahre gegeben. Dass
die Kommune 1 als antiautoritär wahrgenommen wurde,
war insofern ein großer Trugschluss: Diese antiautoritäre
Konfiguration war in Wirklichkeit mit einer staatlich-affirmativen
prokommunistischen Identifikation unterfüttert. Die Idee der Kommune
bezog sich nicht etwa auf die Pariser Kommune, wie sie Karl
Marx beschrieben hat und viele als richtungweisend
verstanden haben. (taz, 30.10.08).
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Wien enthüllt Che-Guevara-Denkmal
(SZ, 9.10.08).
Als erste Stadt in Europa hat Wien dem kubanischen Revolutionär
Che Guevara ein umstrittenes Denkmal gesetzt. Im
Wiener Donaupark sei am Donnerstag eine Büste des
Kommunisten enthüllt worden, berichtete der Sender ORF im Internet.
Das Denkmal sei ein demokratisches Vermächtnis an Che, dass auch
Wien dafür sorgen wolle die Armut zu tilgen, sagte der
sozialdemokratische Bürgermeister Michael Häupl.
Ein Komitee, dem auch die Literaturnobelpreisträgerin
Elfriede Jelinek angehörte, hatte seit einem Jahr Spenden
gesammelt, um das Denkmal zu realisieren. Die 70 Zentimeter hohe
Büste wurde für 28 000 Euro von der Bildhauerin Gerda Fassel
gestaltet.
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Cathy Wilkerson’s memoir details her activity
with the Weatherman group, whose pipe bombs
accidentally blew up her father’s town house on March 6, 1970. She
returned to the site of the blast last week. (NYT, 14.11.07).
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"Phoenix"
sendet ab Sonntag, 7. September 08, in der Reihe
"Meine Geschichte" 68er-Interviews von Carsten
Günther mit Hannes Heer, Florence Hervé, Beatrix
Novy, Kurt Biedenkopf, Rainer Langhans und Johannes
Stüttgen.
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Bruno Ganz ist der Star der Stars im RAF-Film "Der
Baader-Meinhof-Komplex". (Spiegel, 10.9.08).
Michael Sontheimer: Die Memoiren eines
Sonderermittlers, Alfred Klaus, bringen brisante
Details aus dem Deutschen Herbst ans Tageslicht:
Die Spitze der RAF drohte 1977 mehrfach mit Selbstmord,
der Beamte gab diese Warnungen im Bundeskriminalamt weiter - doch
offenbar ließ man die Häftlinge gewähren. (Spiegel, 9.9.08).
Eine Million Dollar und eine neue Identität: Mit diesem
Angebot wollte der Verfassungsschutz nach SPIEGEL-Informationen 1980
Terroristen zum Ausstieg aus der RAF bewegen. Neue Aktenfunde werfen
die Frage auf, wie weit die Bundesregierung im Kampf gegen die
Staatsfeinde gegangen wäre (Spiegel, 6.9.08).
Mehr zur RAF, 2. Juni usw. klick hier!
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Dossier der Bundeszentrale
für politische Bildung:
Die 68er-Bewegung.
Hier finden Sie eine Auswahl an
Veranstaltungen, die zum Thema "1968
- 2008 weltweit" an Goethe-Instituten
oder mit deren Beteiligung stattfinden.
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Dossier des
Goethe-Instituts zu '68. Hier finden Sie eine Auswahl an Veranstaltungen, die zum Thema "1968
- 2008 weltweit" an Goethe-Instituten oder mit deren
Beteiligung stattfinden.
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Spiegel Dossier Studenten auf den
Barrikaden (Originalartikel aus
1968).
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Die neueste
Diskussion um 68:
40 Jahre 68
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Edited by Martin Klimke and Joachim
Scharloth
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Ausstellung
"68 - Brennpunkt Berlin"
im
Amerikahaus, Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin.
Eintritt frei; täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet; bis 31. Mai
2008
Veranstaltungsreihe: Programm
Kommentar dazu von Michael Sontheimer:
Wasserwerfer Marsch
(Spiegel, 31.1.08)
Meldung vom 11. März 08: Am letzten Freitag, den 7. März -
Dutschkes 68ster Geb. (sic!) - hat ein Unbekannter bei laufendem
Betrieb gg. 17 h Ortszeit den Wasserwerfer vor
der Tür mittels eines mit roter Farbe gefüllten Feuerlöschers
farblich etwas "umgewandelt" und damit eine mit dem Berliner
Amerikahaus stets verbundene situationistische
Traditionslinie wieder aufgenommen. Das Ding ist
jetzt linksseitig (!) knallrot
(click zum Foto hier), sieht aus wie ein
Feuerwehrlöschfahrzeug und auch die Fassade hat wieder einmal
was abbekommen.
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TORSTEN SÜLZER: Immer mehr Wissenschaftler
betrachte die
68er lediglich noch als eine Medienrevolution. Die Revolutionäre
damals lernten schnell Fernsehen, Radio und Zeitung für sich zu
nutzen. (Köln. Rundschau, 7.8.08). „Das
Bewusstsein, dass es 68 gibt, ist erst mit den Medien ins Land
transportiert worden. Sie waren also ein wichtiger Multiplikator.
Und besonders das Fernsehen hat zu einer Emotionalisierung des
Publikums beigetragen.“ Dutschke war für die Medien wegen seines
revolutionären Auftretens am attraktivsten. Deshalb sei er in der
Öffentlichkeit als Leitfigur wahrgenommen worden.
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Klaus Hartung: 68 - Die Wende von der Ohnmacht
zur Allmacht:
Wir
konnten tatsächlich unsere eigene Geschichte schreiben. (tagssp.,
11.4.08): "Ab 1969 trieb die Bewegung in die
krude Alternative: Organisation oder Gewalt. Ich folgte der
Aktionslinie, agierte lang, zu lang im Vorfeld des „illegalen
Kampfes“. Der Wirklichkeitsverlust der Haschrebellen- oder
Tupamaro-Milieus konnte dabei mit den Kaderorganisationen durchaus
mithalten. Hier beginnen die schwarzen Löcher meiner Biografie."
(Von denen hätten wir gern mehr erfahren).
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Prager Frühling in Frankfurt: 2. September 1968
SDS und Asta streiten sich (FR, 1.9.08).
Für die Zukunft der CSSR gibt es nach SDS-Ansicht nur die
Alternative zwischen einer konterrevolutionären Änderung oder eine
revolutionäre Änderung durch eine immer stärkere Rätebewegung.
-
Hans-Ulrich Wehler pflegt
seine 68er Feindschaft auf Bild-Zeitungsniveau:
Die
68er-Bewegung: Triumph oder Debakel?
(FAZ, 1.9.08).
Selbst im Detail bleibt er schlampig: So
behauptet er, der SDS sei aus der SPD wegen der Ablehnung des
Godesberger Programms geflogen. Dies war bekanntlich nicht so.
Niemand ist deshalb aus ausgeschlossen worden. Vielmehr verkündete
die SPD einen Unvereinbarkeitsbeschluss gegen den SDS, nachdem
dieser trotz Verbots der Parteiführung ein geplantes Treffen mit der
FDJ der DDR einhielt.
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Peter Furth: „Die
68er-Revolte hat eine Wächtergeneration hinterlassen" (FAZ,
5.8.08). "Als Kulturrevolution hat 68 gewonnen,
ihr Siegespreis ist die politische Korrektheit, die allenthalben zu
einer semantischen Politik geführt hat. Nach ihrem Sieg haben sich
die Achtundsechziger zurückgelehnt. Sie glaubten, nichts mehr
dazulernen zu müssen....der Antiautoritarismus, der Grundzug der
Revolte, brutal und destruktiv ist. Er verfolgt das Ziel, alle
vermittelnden Instanzen zwischen dem Individuum und der Gesellschaft
- Familie, politische und juristische Institutionen, Traditionen,
Ethnien - zu entwerten. Die Folge ist, dass der einzelne unmittelbar
und schutzlos den Kräften des Marktes ausgesetzt ist und nur die
Stärksten überleben....Man kommt nicht umhin festzustellen, dass der
Achtundsechziger-Bewegung etwas Totalitäres anhaftete....Aus meiner
Sicht steckt Rabehl immer noch im klassischen Dilemma der
Achtundsechziger: Er ist auf der Suche nach einem Praxisanschluss
für seine Theorie, kurz: nach politischem Einfluss. Offenbar ist er
dabei auf die NPD verfallen."
-
"Meine Schüler finden es irre, dass
ich Hippie war". Er war mit
Rudi Dutschke
befreundet, kämpfte beim SDS für die Revolution und lebte als
umherschweifender Haschrebell in Charlottenburg.
Günter Langer
war vor 40 Jahren mittendrin. Wie sieht er 68 heute?
Interview:
Nina Apin
(taz,
14.4.08).
-
Franka Potente als Frau, die Nazis jagt.
Beate Klarsfeld war ab den
sechziger Jahren als „Nazijägerin" berühmt. Sie suchte und fand
unter anderem 1983 den berüchtigten "Schlächter von Lyon",
Klaus Barbie. Auf dem Filmfest
München lief jetzt "Die Hetzjagd" - mit Franka Potente. „La Traque“, zu deutsch
„Die Hetzjagd“, heißt der Film des Franzosen
Laurent Jaoui, der jetzt beim Filmfest München
seine Premiere feierte. Keine Geringere als Franka Potente
spielt in der für den Bezahlsender Canal+ und arte entstandenen
deutsch-französischen Koproduktion die Rolle der Beate
Klarsfeld, Hanns Zischler ist als Barbie zu
sehen. (Welt, 25.6.08).
-
Theater in der Uni Mainz:
Hurra, wir spielen 1968! (taz, 8.7.08). "Wir wollen nix".
-
Ines Lehmann :
Der
Zorn der alten Frauen…. ALLE ZEHN JAHRE WIEDER...
„68“ wird 40
Eine Polemik
-
Annelie Keil,
eine 68igerin, Ex-Dekan der Uni Bremen:
Wie wir wurden, was wir sind.
Generationserfahrung als biografischer Prozess: Das bedeutete immer
wieder neu, Zusammenhänge zwischen der Bewegung in all ihren Formen
und sich selbst zu stiften und zu überprüfen. Das Gefühl, auch
international in einem Generationszusammenhang zu stehen und zu
neuen Ufern aufbrechen zu können, war mit Ereignissen wie »Pariser
Mai«, »Prager Frühling«, »Black Power Bewegung«, »Free Speech
Movement« verbunden und forderte dazu heraus, inhaltlich Stellung zu
beziehen und nach Aktionsmöglichkeiten zu suchen, die im Kontext der
internationalen Solidarität die notwendigen Konsequenzen für die
eigenen Bewegungen im Auge hatte.... Ich bin zutiefst dankbar für
die Erkenntnisse und Träume, die ich meinen Erfahrungen in der
Kriegskinder- und 68er-Generation verdanke. Sie machen auch das
Älterwerden leichter!
-
Die Filmemacherin
Renate Sami erzählt:
Alle waren antiautoritär. (taz, 26.5.08).
Renate Sami, 1935 in Berlin geboren, ist
Filmemacherin. Sie lebt in Berlin und ist seit Anfang der
Siebzigerjahre mit Dorothea Ridder befreundet. "Und
dann hatte damals der Präsident Nixon - ohne die
Zustimmung des Kongresses - plötzlich auch noch Truppen nach
Kambodscha einmarschieren lassen. Überfallartig, das war ein
neutrales Land. Das war der Gipfel! Statt den Vietnamkrieg zu
beenden, überfällt er jetzt auch noch Kambodscha. Und in dieser
Nacht, vor fast genau 38 Jahren im Mai 1970, ging also die Kunde
herum in allen Wohngemeinschaften hier. Man versammelte sich und
wollte eben dagegen protestieren. Es kamen spontan ganz viele Leute.
Und in dieser Nacht hat dann die Polizei vollkommen wahllos Leute
überprüft, die irgendwie in dieses Raster passten: Automarke,
Frisur, Aussehen. Eben alle, die so unterwegs waren, Autofahrer,
Mopeds, Motorradfahrer. Wir kamen Stunden später in eine Kontrolle,
weit ab vom Amerika-Haus, in der Hauptstraße in Schöneberg. wir
waren mit einem Jungen, Karl Heinz Wierzejewsky, im
Auto unterwegs. Uli Fischer und ich. Uli
Fischer war Asta-Vorsitzender an der FU.
Mir wurde dann auch vorgeworfen, am Amerika-Haus
menschengefährdende Brandstiftung begangen zu haben.
Da war aber gar nichts dran. Das hat
aber nichts geändert. Ein Jahr haben sie uns festgehalten, in
"Untersuchungshaft". Man hätte uns natürlich auch auf freiem Fuß
lassen können, bis zur Klärung der Vorwürfe, aber wir blieben
eingesperrt, wegen "leicht löslicher Wohnverhältnisse". Das
bedeutete, unsere Lebens- und Wohnverhältnisse wurden als absolut
provisorisch betrachtet, eben so, dass wir sie jederzeit hätten
aufgeben und die Flucht ergreifen können... Ich war zuerst in der
Kantstraße inhaftiert, dann ein halbes Jahr im Gefängnis Moabit, und
ein weiteres halbes Jahr im Frauengefängnis Lehrter Straße. Immer in
Einzelhaft. Die ersten Tage sind die schlimmsten. Man hält es nicht
für möglich und will nur raus! Dann gewöhnt man sich daran. Seltsam
eigentlich. Ich habe gelesen, gearbeitet, habe übersetzt. Also ich
sehe das nicht so als Verlust an, dieses Jahr....Verteidigt
hat uns das Anwaltskollektiv: Ströbele, Eschen, Schily
… das war unglaublich wichtig, dass es dieses Anwaltskollektiv gab.
Nicht nur politisch beziehungsweise für den juristischen Beistand,
auch menschlich. Also Eschen hat mich immer besucht im Knast,
Spangenberg auch. Und neulich habe ich mal die
Prozessakten nach langer Zeit wieder gelesen und ich habe
festgestellt, dass der Otto Schily einen ganz
tollen Schriftsatz verfasst hat, wo er zum Beispiel Nixon
als Zeugen fordert, die ganze amerikanische Regierung - ja, in
unserem Prozess. Es ist wirklich ein sehr guter Schriftsatz. Wir
sind dann zu einem Jahr verurteilt worden. Sind in die Revision
gegangen und erst da gab's den Freispruch."
Gespräche in Caputh. Drei Freunde von Dorothea Ridder
erzählen. VON GABRIELE GOETTLE
(taz, 7.7.08).
Höge sagt: "Also
die Leute, die ich kenne, als Patienten, die meinen, sie war die
beste Ärztin in Berlin." Geschichten über Manfred Grashof,
Philip Sauber u.a.
Kennengelernt haben sich
Manfred Grashof und Dorothea Ridder
in den Anfängen der RAF, geheiratet, als Manfred im Knast saß. Jetzt
äußert er sich erstmals öffentlich - für Dorothea.
VON GABRIELE
GOETTLE (taz, 28.7.08).
"Wir wurden den drei Bullen, die uns in der Wohnung aufgelauert
haben, minutiös angekündigt. Die hatten nämlich Funkkontakt zu
denen, die draußen das Haus beobachtet haben. Also sie hätten mir im
Dunkeln einfach eins über die Rübe geben können, zum Beispiel, und
das wäre es dann gewesen, für alle Beteiligten. Aber die hatten
Angst oder was, sie haben sofort geschossen. Das war völlig
unprofessionell! Und ich hab instinktiv reagiert, habe meinen
Trommelrevolver gezogen und ins Dunkel gefeuert. Dann wurde ich in
den Kopf getroffen, in den Arm und in die Brust. Es ging alles ganz
schnell, ich lag auf dem Boden und war am Ausbluten. Es war ein
Geschrei, ich wusste gar nicht, was los war. Ich hatte diesen
Hauptkommissar auch irgendwie getroffen im Dunkeln."
Andrew Hood kam 1985 als junger Mann aus London
nach Berlin. Auf Vermittlung von Erich Fried lernte
er Dorothea Ridder kennen und wurde für ein paar
Jahre ihr Lebensgefährte.
VON GABRIELE GOETTLE
(taz, 25.8.08).
"die meisten von diesen
Hochschulprofessoren sind seltsamerweise verrückt geworden"
-
-
-
At a Roadside Vigil, an
Iconic Voice of Protest: Pete Seeger, now 89
years old and demonstrating against the war in Iraq. (NY Times,
22.6.08).
-
Ce n'est toujours qu'un début... |
Mai 68 war nur der Anfang.
Ein internationaler Aufruf.
|
A specter is haunting those who uphold
the established order: the specter of May 68 |
Ein Gespenst geht um
unter den Herrschenden: das Gespenst des Mai 68. Alle Kräfte
des alten Europa haben sich verbündet, um dieses Gespenst zu
verfolgen: Nicolas Sarkozy, Luc Ferry, Claude Allègre und
Ihresgleichen ... Dem Bündnis haben sich alle angeschlossen,
die nicht über den Tellerrand der aktuellen Gesellschaft
hinaus blicken, diejenigen, die sogar vom Ende der
Geschichte träumen.
Für das konformistische
Frankreich ist der Mai 68 für alles Übel verantwortlich.
Nicolas Sarkozy versetzte das Land in Angst und Schrecken
als er erneut das Gespenst beschwor. Ihm zufolge gehe es
darum „ob das Erbe von 68 bewahrt oder ein für alle Mal
entsorgt werden soll“. Diese Entsorgung betrifft nicht nur
die gewerkschaftlichen Rechte, den Mindestlohn und die
Sozialversicherung, sondern auch die Errungenschaften der
Frauenbewegung.
Wie eine Marionette
wird das Gespenst Mai 68 alle zehn Jahre wieder aus dem
Schrank geholt. Dies führt zu Exorzismen und Grabreden,
Beerdigungen erster Klasse und Abschiedszeremonien, zu
steifen Feierlichkeiten, Verwünschungen und Reue aller
Beteiligten. |

Was geschehen ist, war
nicht das Unausweichliche, das einzig Mögliche. Kollektive
Kehrtwendungen, kritische und verstimmte, ermöglichen es den
warmen Strand unter dem Pflaster der Streiks und Erwartungen
wieder zu finden, in Anbetracht dieser wundervollen
Erfahrung, deren Spuren unsere Zeit immer noch prägen.
|
Es ist höchste Zeit
sich den Mai 68 wieder anzueignen, die Realitäten hinter den
Mythen zu entdecken: den proletarischen Mai (des
Generalstreiks und der Fabrikbesetzungen), den Mai der
studentischen Commune, den Mai der beschrifteten Wände, den
Mai der Barrikaden, die die Straßen sperrten, aber neue Wege
freimachten. Den Mai, der die Grundlagen legte für die
Befreiung und die sozialen und gesellschaftlichen
Veränderungen, die im darauf folgenden Jahrzehnt erkämpft
wurden. Den Mai, dessen Wind über Berlin, Prag, Mexico oder
Turin wehte und der Hoffnungen weckte und Kritik ermöglichte
an der Welt, ihren Normen und Selbstverständlichkeiten.
VerlegerInnen,
Zeitschriften, Internetseiten, Buchhandlungen, Institute,
Stiftungen, kulturelle Zentren und Räume versuchen die Welt
zu interpretieren, um die Ordnung der Dinge zu verändern.
Gemeinsam schlagen sie vor, im Frühjahr 2008 das Programm
„Mai 68 war nur der Anfang, er ist von dringlicher
Aktualität“ umzusetzten. Dazu dient dieser Aufruf, für
Frankreich und anderswo. |
-
-
-
Toni Negri:
1968
antizipiert den "Anfang vom Ende" dessen, was
Eric Hobsbawm
das "kurze Jahrhundert" nennt, jenes seltsame 20. Jahrhundert, das
1917 begann, mit der Russischen Revolution, und das 1989 endete, mit
dem Fall der Berliner Mauer. Der Beginn von 1989 ist für mich 1968,
und wer das nicht verstanden hat, versteht auch nicht viel von der
Geschichte des Jahrhunderts, das wir hinter uns gelassen haben. ...
Wir hatten in den Jahren um 1968 nicht einen
Benno Ohnesorg
wie in Deutschland – wir hatten einen pro Woche. Außerdem begann die
faschistische Rechte mit Verbindungen zur Armee, zu einem korrupten
Teil der Geheimdienste und vor allem zu gewissen Mitgliedern der
Regierung, Bomben zu legen. Diese
Terrorkampagne sollte das
Land durch Angst "stabilisieren" und den Veränderungswillen
blockieren. (TP, 15.3.08).
-
Ritter-Sport.
Porträt einer 68er-Kapitalistin. Marli Hoppe-Ritter. von Hannes
Koch. Der Aufbruch von 1968 ist ein fester
Bestandteil ihrer Identität.(taz, 23.2.08).
-
Ein dreister Betrug.
Götz Aly fälscht
Bernd Rabehl, um die 68er zu diffamieren.
(Siehe auch weitere Dokus zu Aly).
-
British writer Hari
Kunzru’s third novel, “My
Revolutions,” is an extraordinary autumnal depiction of
a failed ’60s radical: "They decide to mount a spectacle of bombings.
They no longer care if society changes as long as it pays attention.
At this point, the novel enters its death zone, where utopians make
the surprisingly short transit to terrorists. “We began to judge
ourselves by our willingness to take risks,” Carver says. After a
series of increasingly unnoticed bombings, several radicals,
including Anna, form an alliance with a Marxist-Leninist
Palestinian organization." (Will Blythe, NYT, 10.2.08).
-
Genese und Hintergründe der
Demonstrationsstrafrechtsreform von 1970
unter Berücksichtigung des
geschichtlichen Wandels der Demonstrationsformen.
Inaugural-Dissertation von Heiko
Drescher,
Düsseldorf 2005.
-
-
40 Jahre Ermordung von
Benno Ohnesorg.
-
68,
Gewalt
und Antisemitismus -
Dutschke,
SDS,
Guerilla,
Tupamaros,
Bewegung 2. Juni,
RAF
-
Teil 1: Die Kraushaardebatte
(2005).
- Teil 2: Die Köhlerdebatte
(2007).
-
Deutsche Kämpfer in Vietnam an der Seite Ho Tschi Minhs.
Brigitte Spitz zum Buch von Heinz Schütte:
Zwischen den Fronten. Überläufer zum Viet Minh. Logos Verlag, Berlin
2006, 381 Seiten, 39 Euro (FR, 25.5.07).
-
Günter Grass:
«Was
wir brauchen, ist ein neues '68!». Eine neue Revolte
also, wie vor 40 Jahren. Denn «der zweite Versuch, in Deutschland
eine Demokratie zu begründen, ist gefährdet» angesichts von
«Lobbyisten, die das Parlament umzingeln und die Gesetze
mitschreiben», rief Günter Grass in gewohnter Leidenschaft am
Freitagabend in der Berliner Akademie der Künste den Zuhörern im
vollen Saal zu, darunter Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse
(SPD). «Die Weimarer Republik hat nicht genügend Bürger gehabt, die
sie schützen wollten, und davor stehen wir heute wieder!» Nur: «Wo
sind die Revolutionäre geblieben?...Was ist zum Beispiel aus einem
Biermann geworden - ein Ja-Sager!» (netzeitung, 07. Juni 08).
-
-
Lasst
das revolutionäre Layout sprechen! "Agit 883"
Als die
Revolte texten lernte: In den Jahren zwischen 1969 und 1972
agitierte das Anzeigenblatt "Agit 883" - eine der bedeutendsten
Publikationen der undogmatischen und radikalen Linken der Zeit. Ein
neuer Sammelband dokumentiert die Ausgaben und erläutert die
Zusammenhänge ihres Entstehens. VON ANSGAR WARNER (taz
4.12.06).
Erschienen ist das Buch im
AssoziationA-Verlag.
Dort auch Inhaltsverzeichnis und Rezensionen online.
Die taz ergänzt im "Hausmeisterblog" die Beschäftigung mit der 883
in Bezug auf den in ihr publizierenden
"Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen":
“Über
die Mentalität umherschweifender Rebellenhaufen”

Nach dem Mord an Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 Demo in
München
Kommunismus
mit Rebhühnern und Wachteln. Kommentar von Henryk Broder zu:
Bettina Röhl: So
macht Kommunismus Spass! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die
Akte Konkret, EVA, Hamburg 2006, ca. 600 Seiten, 29,80 Euro
Die
Wiederentdeckung der Ulrike Meinhof. Ihre Tochter, Bettina
Röhl, legt 2006 ihre Biografie vor: "So macht der
Kommunismus Spaß", in der EVA, 29,80 Euro, 600
S., 100 Fotos.
Gewalt
und Antisemitismus - Dutschke, SDS, RAF und Tupamaros
Wann
kommt die Rudi-Dutschke-Straße?
Was treibt eigentlich Bernd
Rabehl - DVU oder NPD oder beides?
Verliert er jetzt seine Lehrbefugnis an der FU? (tgsp., 14.5.05,
10.6.05)
Protest um Konrad
Lorenz und Bernd Rabehl in Wien (Nov. 2004)
Tom
Hayden, Gründer des SDS-USA, in Berlin
Helmut Höge berichtet in der taz vom 7.6.05
Genosse Rüdiger
Stuckart beendete seinen Kampf
-
Günter Langer:
Der Berliner »Blues«
Tupamaros und umherschweifende
Haschrebellen zwischen Wahnsinn und Verstand
-
Post
scriptum zum Nachruf auf Bodo Saggel: Haschrebell
gegen Antisemitismus
Archivnutzungs-
und Hausverbot gegen den Wissenschaftler Markus Mohr im Reemtsma-Institut.
Mohr forschte dort bezüglich der Bombe im Jüdischen
Gemeindehaus Bodo Saggel, Der Antijurist
oder die Kriminalität der schwarzen Roben
Nachwort von Bommi Baumann und Günter
Langer
-
Bodo Saggel, der Antijurist und
Haschrebell ist tot.
Die
Beerdigung findet statt am 3. Februar 2004 auf dem Alten
Luisenstädtischen Friedhof um 9.15 Uhr am Südstern 10-12, Berlin-Kreuzberg.
Nachtrag: Ein Jahr nach Bodos Tod kam es zu einer öffentlichen
Kontroverse über seine von ihm geheim gehaltene
Aussage zur Bombe im
Jüdischen Gemeindehaus.
Am 15.10.2005
veröffentlichen Markus Mohr und Hartmut
Rübner in der Jungen Welt eine Kritik am "Bombenbuch" des
Wolfgang Kraushaar, Mitarbeiter im
Reemtsma-Institut. In dieser Kritik bedienten sie sich ebenfalls wie
Kraushaar des Archivs im Reemtsma-Institut und stießen auf folgende
Merkwürdigkeit:
"Als Beleg für diese Vermutung wird eine Äußerung angeführt, die
der Kommunarde Bodo Saggel in
SDS-Kreisen angegeben haben soll. Das läßt sich mit Blick
auf eine in dem Archiv des Hamburger Instituts für Sozialforschung
unter der Signatur SAK 300,46 aufbewahrte Akte erheblich präziser
beschreiben: Darin findet sich ein auf den 5. Dezember 1969
datiertes Aussageprotokoll des Betreffenden, in dem dieser nicht vor
»SDS-Kreisen«, sondern direkt mit Amtsgerichtsrat
Lehmann, Staatsanwalt Tscheppan
und dem Justizangestellten Leonhardt
spricht. Saggel gibt hier vom
Hörensagen die Namen von Albert Fichter, Georg von
Rauch und Kunzelmann
als Täter für den Sprengstoffanschlag auf das jüdische Gemeindehaus
an. Weil er »etwas für die Juden übrig habe«, sei er am 17. November
1969 zur Polizei gegangen, um seinen Verdacht zu äußern. Es
überzeugt uns einfach nicht, daß es dann noch – glaubt man
Kraushaar – weitere fünf Monate
gedauert haben soll, bis auch die »Kriminalpolizei« Kenntnis von den
Saggelschen Einlassungen bekommen haben soll."
(Mehr dazu in:
Haschrebell gegen Antisemitismus
und
Dieter Kunzelmann: Avantgardist, Protestler, Radikaler...
Von Aribert Reimann, S. 246 ff.)
-
Gretchen Dutschke-Klotz: Report
on Germany and Denmark
in January 2004
-
Ulrike
Heider
- Keine
Ruhe nach dem Sturm
- Protestbewegung von 68 und Sexrevolte
-
Rudi
Dutschke - Leiden
an der deutschen Frage: Der 17. Juni 1953
von Wolfgang Kraushaar
-
Geschichte
und Eigensinn - Was heißt kritische Theorie der Gesellschaft
heute? Heide Berndt
erläutert,
warum Habermas und Kraushaar falsch liegen.
Marianne Birthler: "...die
jahrhundertealte autoritäre, hierarchische Tradition, die in der DDR
nie gebrochen wurde, spielt (bei der starken Verbreitung des
Rechtsradikalismus im Osten Deutschlands) eine Rolle. Den
Emanzipationsschub, den die Bundesrepublik 1968 erlebt hat, den gab es
in der DDR nicht". (Interview
in der Berliner Zeitung vom 7.5.05)
Klaus Meschkat
antwortet Kraushaar: Rudi Dutschke und
die Gewalt
Rudi der "Terrorist":
Reemtsma und Kraushaar gefällt die ganze Richtung nicht:
Rudi Dutschke, Andreas Baader und die RAF lautet
der Titel ihres schmalen Bandes (Hamburger Edition, Hamburg 2005,
143 Seiten, 12 Euro),
Dazu: THOMAS MEDICUS in der FR vom
28.1.05: Machterfahrung
Gewalt
Rudi
Dutschke stand für Gewalt
behauptet auch Gerd Langguth
(tgsp.26.1.05)
Berliner
Posse um Forderung nach Rudi-Dutschke-Straße (freenet, 29.1.05)
Die Berliner Kochstraße wird aller Voraussicht
nach in Rudi-Dutschke-Straße
umbenannt (Spiegel-online, 23.12.04)
"Wie wärs mit Rudi-Dutschke-Airport"
(taz 8.1.05)
Helke
Sander: "Rudi tanzte nicht gut"
Rudi Wer?
Kein Dämon,
kein Heiliger (Stefan Reinecke)
Jutta Ditfurth:
"Er wollte Emanzipation"
"Rudi wäre
grüner Spitzenmann"
Es ist doch
Dutschkes Ding (Barbara Sichtermann)
"Es gibt
keinen Nachfolger"
(alles und mehr in Rudi-taz 24.12.04)
Der Kulturkampf
um "die 68er" ist auch ein Streit um das emotionale
Erbe des Nationalsozialismus
Ute Scheub (taz 13.12.04) zu Rüdiger Stuckart und
anderen
68
- mea culpa. Replik auf das Verdikt der
Sophie Dannenberg von
Günter Langer
-
Elisabeth
Käsemann, Soziologiestudentin an FU Berlin, Kontakt zum SDS,
verschollen in Argentinien
-
Abschied von Johannes Agnoli
-
Ekkehart Krippendorff,
Rot war die Farbe dieses bunten Vogels. Rebellieren
ist immer gerecht.
- Joachim
Bruhn: Das Einfache des Staates
- Christoph Jünke:
Ein
Zyniker war er nie
- Wolf-Dieter Narr, Der
Orientierungspunkt des Maulwurfs
- ND, Das Prinzip gilt
- indymedia, Umbenennung des OSI
- Michael Jäger, Er
lacht
- Johannes Agnoli, Eine
Situation des Bruchs, Interview mit Christoph Jünke
-
Am
22.2.2003 verstarb Heide Berndt -
Nachrufe
Heide Berndt:
- Was
heißt kritische Theorie der Gesellschaft heute?
- Psychoanalyse
und Revolte - Ringvorlesung 1988
-
Peter
Tautfest: "Viel habe ich zu verlieren sehr viel. Ich habe
ordentlich gekämpft. Jetzt will ich nicht mehr. Vom
Strecken der Waffen geht eine Beruhigung und ein Seelenfrieden aus."
PETER TAUTFEST
in taz magazin
1 Danke
für die Anteilnahme, 9.6.2001, 70 Zeilen,
2 Ich
habe Krebs, 2.6.2001, 198 Zeilen,
3 der
letzte stand 2.6.2001, 26 Zeilen,
4 editorial
2.6.2001, 15 Zeilen
-
Im
Netz der Gedichte.
Gefangen in Prag nach 1968.
von Sibylle Plogstedt (Besprechung
ihres neuen Bandes von Jürgen Werth u.a.)
- Starbuck
- Holger Meins. Ein Porträt als Zeitbild.
von Gerd Conrad (Buchempfehlung)
Starbuck - Holger Meins
der Film
von Gerd Conradt läuft ab 23.5.2002 in den Kinos: Vorführtermine
-
Aufruf
zur Hilfe für Forschungsprojekt:
Transatlantische Interaktion zwischen SDS(USA) und SDS(D)
-
Straight
From the Sixties.
What Conservatives Owe the Decade They Hate
By Todd
Gitlin, (SDS/USA),
1996
- Was ist
einem 68er peinlich, wofür muss er sich entschuldigen?
Rainer Langhans
- Fragebogen:
"Die 68iger-Revolutionärer Anspruch damals und bürgerliche
Existenz heute?" von Gabi Müller
- Peter Furth
und Peter Novick:
Der "epigonale Antifaschismus" und die "Ideologisierung
des Holocaust" angeschaut von Günter
Langer
- Protesterklärung
der 68er gegen Zensur auf dem Benno-Ohnesorg-Kongress
1997 in der TU-Berlin
- Krieg
in den Köpfen: Vietnam und Kosovo
von Klaus Meschkat
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Gegenöffentlichkeit in der APO.
Von Günter Langer -
Die
Ebenen der Politik
Kollektivismus,
Individualismus und neuer Politikbegriff
von Günter Langer
- Nachruf
auf Barbara Collberg
von
Günter Langer
-
Neue Literatur und
Artikel zu 68 - For much more on 68 click here
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